Lagerfeld Classic
Lagerfeld
1978 Eau de Toilette

Version von 1978
1972
14.09.2019 - 15:43 Uhr
7
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft

Tante Rosa

Karl Lagerfeld war allemal ein markanter Grandseigneur mit dezidierten Ansichten. Was also hat es mit "Tante Rosa" auf sich? Dazu später mehr.

Kommen wir zunächst ohne Umschweife zum Duft, den ich erstaunlicherweise erstmalig verkoste:

Alkoholisierter Salbei mit Spuren von Estragon, keine Zitrone, sparsames Grün zum Auftakt und erste pudrige Anklänge. Die Herznote lässt nicht lange auf sich warten: Süßlich-cremige Rosen, die an eine Dame in ihrer kleinen, eleganten Villa aus fernen Zeiten erinnern. Bezeichnenderweise hieß diese Dame für mich Tante Rosa. Feminine Reminiszenzen solcher Art lasse ich mir gefallen. Und wer mag nicht angenehme Assoziationen aus der Vergangenheit?
Wie bereits einigen Vorgängern stellt sich auch mir der Anschein eigentlich abwesenden Lavendels ein. Recht blumig-cremig geht es weiter. Etwas Feinherbes tritt ganz leise hinzu, auch Patchouli, alles eng verbunden. Kann ein Raucher den Tabak-Anteil wahrnehmen? Ich kann es jedenfalls nicht. Im Übergang zur Basis nimmt die Blütensüße noch einmal zu, um in balsamischer Weichheit auf moosigem Grund aufzugehen.

Offensichtlich ist der Lagerfeld Classic für mich kein klassisch männlicher Duft. Würziges, Krautiges, Markantes nehme ich nicht wahr. Ich möchte ihn tragen, wenn ich weich und verträumt gestimmt bin, falls nicht letzthin jene 'Crème De Rose' in den Armen einer Amber-Patchouli-Träumerei diese Gestimmtheit bei mir erzeugt.

P.S. Obwohl sich der geringe Anteil an Sandelholz im Verlauf nicht durchsetzt, tritt am nächsten Morgen dennoch jener fahle Nachgeschmack ein, der mir noch jeden Sandelholz-Duft verleidet hat, denn so endet der Genuss solcher Parfums mit einer Art Duft-Kater.
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