20.01.2021 - 06:35 Uhr

Ponticus
76 Rezensionen

Ponticus
Top Rezension
73
Der Modezar und Discokönig hält immer noch Hof! Wer hätte das gedacht?
1990, Lagerfeld Classic war mittlerweile ein Dutzend Jahre auf dem Markt, hatte in den 1980ern wie eine Duftwalze die Bundesrepublick überrollt und dabei manchen feinen Anzugträger in seinen Bann gezogen. Vor allem aber hatte Lagerfeld Classic die Disco- und Partyböden der mit Michael Jackson, Blondie, Nena und Falco Musik geschwängerten Säle erobert und roch kräftig, würzig-orientalisch aus jeder Pore der in Karottenjeans und Neonjacken steckenden Vokuhila-Träger.
Irgendwann, als dann auch noch die Provinz erobert war und auch Brusthaartoupet, Goldkettchen und Steckdosenbräune tragende Randgruppen ihre Erfahrungen gemacht hatten, war es zuviel des Guten Duftes. Eines der besten Parfüme, Lagerfeld Classic, hatte man einfach über!
Und nun? Wohin mit all den markanten Flakons? Natürlich in den Osten! Dort liefen bis dahin die Disco- und Tanzabende mindestens ähnlich begeistert ab wie im „alten“ Deutschland. Sicher floß mehr Alkohol, aber dufttechnisch war bei der Mehrzahl der Leute im Beitrittsgebiet bis auf Seife, grünes Apfelshampoo und Deo nicht viel im Köcher. Da kam das neue duftige Schlaraffenland gerade recht.
An so einen Flakon Lagerfeld Classic geriet auch der Protagonist unserer kleinen Geschichte Anfang der 90er Jahre. Hätte dieser damals gewußt, wer Karl Lagerfeld war, ein, in seinen Augen, überkandidelter Modefuzzi mit seinem blöden Fächer, ein Wichtigtuer vor dem Herrn und ein Inbegriff aroganter Überheblichkeit - niemals hätte er Lagerfeld Classic probiert und sein Leben wäre möglicherweise anders verlaufen! Manchmal war es wohl doch ganz gut, daß man hinter dem "eisernen Vorhang" nicht alles mitbekam.
Der Duft war eine Offenbarung. Der Beginn mit frisch Grünem und herb-süßlichen Zitrusfrüchten bettet die schnell aufkommenden holzigen Tabaknoten kräftig ein, die die Richtung weisen für den langen tiefgründig, trocken-pudrigen Weg in eine süßlich-markante und sehr männliche Orientalik. Diese wandelt sich, immer holzig unterlegt, allmählich von würzig-warm in vanillig-warm mit betörend anziehendem Kuschelton. Ein unverwechselbarer, ein einzigartiger Duft! Bis heute!
So detailreich konnte er es damals ganz sicher nicht auseinanderdröseln, aber natürlich roch er Holz, Tabak und Vanille, auch Krautiges mit frischer Würze. Jedoch wirklich wichtig für ihn war, Lagerfeld Classic roch nach Freiheit, der großen weiten Welt, nach Eleganz, Reichtum, Unabhängigkeit, eben nach allem was er so lange vermisste. Und es hörte nicht auf mit den Jahren! Während anderswo Ernüchterung eintrat, trug er seinen Duft erhobenen Hauptes und reichlich immer und überall für viele, viele Jahre. Inzwischen wußte er auch, wer Karl Lagerfeld war und was er darstellt. Er mochte die Person immer noch nicht, seinen Duft um so mehr und war glücklich und bestätigt, wenn er Leuten begegnete, die genau wie er rochen. Kein Gadanke an mainstream und dergleichen.
Heute benutzt er auch noch andere Parfüme mit unterschiedlichen Charakteren und Individualitäten. "Man hat sich ja schließlich weiterentwickelt" und macht sich auch Gedanken um ein Parfüm und wo, wie, warum und was zu sein hat. Keines aber wird je Karls classisches Lagerfeld toppen. Und das liegt nicht am Duft oder an Karl! Es sind die wundervollen Erinnerungen und außergewöhnlichen Erlebnisse der Jahre, die bei ihm schon Emotionen hervorbringen, wenn er nur des typischen Flakons ansichtig wird.
So hat sicher jeder einen Duft, ein Ding oder eine Sache in der so viel vom eigenen Leben steckt. Und ich bin sehr sicher, daß er letztendlich sehr froh ist, es einmal nicht gewußt zu haben!
Herzlichen Dank, daß ich diese kleine Geschichte Eurer Aufmerksamkeit anvertrauen durfte!
Irgendwann, als dann auch noch die Provinz erobert war und auch Brusthaartoupet, Goldkettchen und Steckdosenbräune tragende Randgruppen ihre Erfahrungen gemacht hatten, war es zuviel des Guten Duftes. Eines der besten Parfüme, Lagerfeld Classic, hatte man einfach über!
Und nun? Wohin mit all den markanten Flakons? Natürlich in den Osten! Dort liefen bis dahin die Disco- und Tanzabende mindestens ähnlich begeistert ab wie im „alten“ Deutschland. Sicher floß mehr Alkohol, aber dufttechnisch war bei der Mehrzahl der Leute im Beitrittsgebiet bis auf Seife, grünes Apfelshampoo und Deo nicht viel im Köcher. Da kam das neue duftige Schlaraffenland gerade recht.
An so einen Flakon Lagerfeld Classic geriet auch der Protagonist unserer kleinen Geschichte Anfang der 90er Jahre. Hätte dieser damals gewußt, wer Karl Lagerfeld war, ein, in seinen Augen, überkandidelter Modefuzzi mit seinem blöden Fächer, ein Wichtigtuer vor dem Herrn und ein Inbegriff aroganter Überheblichkeit - niemals hätte er Lagerfeld Classic probiert und sein Leben wäre möglicherweise anders verlaufen! Manchmal war es wohl doch ganz gut, daß man hinter dem "eisernen Vorhang" nicht alles mitbekam.
Der Duft war eine Offenbarung. Der Beginn mit frisch Grünem und herb-süßlichen Zitrusfrüchten bettet die schnell aufkommenden holzigen Tabaknoten kräftig ein, die die Richtung weisen für den langen tiefgründig, trocken-pudrigen Weg in eine süßlich-markante und sehr männliche Orientalik. Diese wandelt sich, immer holzig unterlegt, allmählich von würzig-warm in vanillig-warm mit betörend anziehendem Kuschelton. Ein unverwechselbarer, ein einzigartiger Duft! Bis heute!
So detailreich konnte er es damals ganz sicher nicht auseinanderdröseln, aber natürlich roch er Holz, Tabak und Vanille, auch Krautiges mit frischer Würze. Jedoch wirklich wichtig für ihn war, Lagerfeld Classic roch nach Freiheit, der großen weiten Welt, nach Eleganz, Reichtum, Unabhängigkeit, eben nach allem was er so lange vermisste. Und es hörte nicht auf mit den Jahren! Während anderswo Ernüchterung eintrat, trug er seinen Duft erhobenen Hauptes und reichlich immer und überall für viele, viele Jahre. Inzwischen wußte er auch, wer Karl Lagerfeld war und was er darstellt. Er mochte die Person immer noch nicht, seinen Duft um so mehr und war glücklich und bestätigt, wenn er Leuten begegnete, die genau wie er rochen. Kein Gadanke an mainstream und dergleichen.
Heute benutzt er auch noch andere Parfüme mit unterschiedlichen Charakteren und Individualitäten. "Man hat sich ja schließlich weiterentwickelt" und macht sich auch Gedanken um ein Parfüm und wo, wie, warum und was zu sein hat. Keines aber wird je Karls classisches Lagerfeld toppen. Und das liegt nicht am Duft oder an Karl! Es sind die wundervollen Erinnerungen und außergewöhnlichen Erlebnisse der Jahre, die bei ihm schon Emotionen hervorbringen, wenn er nur des typischen Flakons ansichtig wird.
So hat sicher jeder einen Duft, ein Ding oder eine Sache in der so viel vom eigenen Leben steckt. Und ich bin sehr sicher, daß er letztendlich sehr froh ist, es einmal nicht gewußt zu haben!
Herzlichen Dank, daß ich diese kleine Geschichte Eurer Aufmerksamkeit anvertrauen durfte!
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