03.10.2022 - 06:10 Uhr
Chizza
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Chizza
Top Rezension
17
Kein sommerliches Ausflugsziel
Durch menschliche Hand verseuchte Natur, Lebensfeindlichkeit, Nihilismus als Duft. Was so verspielt und ringelreihentanzend klingt, ist Le Lac. Zumindest im ersten Moment. Eher Crystal Lake denn Monets Seerosenteich.
Le Lac bietet vieles - allerdings nichts aus lebensbejahenden Motiven entnommen. Der Duft ist sehr speziell und auch wenn er Dystopie, Tristesse und andere Impressionen olfaktorisch darstellt, so komme ich nicht umhin, mich für die einzelnen Dufteindrücke dieses Teichs zu interessieren denn Frühling, Blumen etc., das sind häufig gerochene Bilder. Geisteshaltungen, unnatürliche Zustände, was man sich sonst so absurderweise reindichtet; das ist nicht allgegenwärtig, aber eben da, so wie so ziemlich alles janusgesichtig ist. Aber von vorn:
Wolle kehrte aus dem Bermuda3Eck zurück, also aus dem in Bochum, wo er lange in Bars verschollen war. Es hatte geregnet und Wolle ging - schwankte - zum Auto. Nicht seinem, aber zu einem. Da nahm er diesen Geruch wahr, ausgelaufenes Benzin. Eine Lache hatte sich gebildet auf dunklem Asphalt und schimmerte nun im Mondlicht. Kann auch die Werbetafel der ortsansässigen Brauerei gewesen sein. Jedenfalls vermischte sich dieser Benzingeruch mit grünlichen Noten. Im ersten Moment dachte Wolle an Vetiver, dann fiel ihm aber ein, dass er hier nun schon eine Stunde stand, die Pfütze inspizierte und dabei mehrere Minzbonbons gelutscht hatte. Danach roch es nun, wobei die Frische der Minze bereits in eine Art Minznachwehen überging und diese unangenehme Note von altem Minzatem in sich trug.
Das ging jedoch schnell vorbei denn eine durchaus gute Badedas-Tribut-Melange aus breiiger Bewaldung/Kiefer legte sich wie ein ziemlich dicker Schleier aka schweres Tuch über das Benzin. Wolle war sein Schal in die Pfütze gefallen, in welchem er Kiefernzapfen versteckt hielt; ein Angewohnheit aus seiner Zeit in Mecklenburg in einem herbstlichen Kiefernwald, welcher auf Wikipedia abgebildet ist.
So konfus dieses olfaktorische Bild nun sein mochte, wir sind eher bei Gerhard Richter als bei Andreas Achenbach; es gefiel. Die Benzinnoten verhelfen den grünen Aspekten zu einem surrealen Flimmern, zu einer grellen Erhöhung, welche den Duft aus der Masse emporheben. Auch wenn hier alles künstlich wirkt, das tut Le Lac keinen Abbruch.
Zu diesen Ingredienzen gesellte sich Teer hinzu, welcher von Wolle tropfte, denn er wurde geteert und gefedert aufgrund seiner Bestellung eines alkoholfreieren Bieres mit Blutorangengeschmack. Man hatte ihn falsch verstanden doch der Mob war bereits erzürnt und so half alles Flehen nichts. Wie dem auch sei: diese Teernote roch (wie Wolle) nicht gesund, trug in sich die dystopischen Züge dieses Duftes. Was nicht schwer ist, denn Naphthalin ist auch eher weniger gesund. Doch in diesem Gebilde wurden dadurch lediglich einzelne Punkte akzentuiert, dem Duft Kontur verliehen. Le Lac wurde sukzessive besser, ausgereifter und gesetzter. Insofern trifft es Nihilismus nur, als dass Le Lac der Gegensatz zu einer konventionellen Kreation ist und insofern keine schönen Noten besitzt sondern ein in sich geschlossen-diametral schönes und dadurch gutes Werk darstellt.
Viel passiert nun nicht mehr, das Bild eines stummen Teichs, dem das Leben geraubt worden ist, hat sich manifestiert. Lediglich die Kronen der Kiefern schimmern, wiegen leicht im Wind.
Le Lac bietet vieles - allerdings nichts aus lebensbejahenden Motiven entnommen. Der Duft ist sehr speziell und auch wenn er Dystopie, Tristesse und andere Impressionen olfaktorisch darstellt, so komme ich nicht umhin, mich für die einzelnen Dufteindrücke dieses Teichs zu interessieren denn Frühling, Blumen etc., das sind häufig gerochene Bilder. Geisteshaltungen, unnatürliche Zustände, was man sich sonst so absurderweise reindichtet; das ist nicht allgegenwärtig, aber eben da, so wie so ziemlich alles janusgesichtig ist. Aber von vorn:
Wolle kehrte aus dem Bermuda3Eck zurück, also aus dem in Bochum, wo er lange in Bars verschollen war. Es hatte geregnet und Wolle ging - schwankte - zum Auto. Nicht seinem, aber zu einem. Da nahm er diesen Geruch wahr, ausgelaufenes Benzin. Eine Lache hatte sich gebildet auf dunklem Asphalt und schimmerte nun im Mondlicht. Kann auch die Werbetafel der ortsansässigen Brauerei gewesen sein. Jedenfalls vermischte sich dieser Benzingeruch mit grünlichen Noten. Im ersten Moment dachte Wolle an Vetiver, dann fiel ihm aber ein, dass er hier nun schon eine Stunde stand, die Pfütze inspizierte und dabei mehrere Minzbonbons gelutscht hatte. Danach roch es nun, wobei die Frische der Minze bereits in eine Art Minznachwehen überging und diese unangenehme Note von altem Minzatem in sich trug.
Das ging jedoch schnell vorbei denn eine durchaus gute Badedas-Tribut-Melange aus breiiger Bewaldung/Kiefer legte sich wie ein ziemlich dicker Schleier aka schweres Tuch über das Benzin. Wolle war sein Schal in die Pfütze gefallen, in welchem er Kiefernzapfen versteckt hielt; ein Angewohnheit aus seiner Zeit in Mecklenburg in einem herbstlichen Kiefernwald, welcher auf Wikipedia abgebildet ist.
So konfus dieses olfaktorische Bild nun sein mochte, wir sind eher bei Gerhard Richter als bei Andreas Achenbach; es gefiel. Die Benzinnoten verhelfen den grünen Aspekten zu einem surrealen Flimmern, zu einer grellen Erhöhung, welche den Duft aus der Masse emporheben. Auch wenn hier alles künstlich wirkt, das tut Le Lac keinen Abbruch.
Zu diesen Ingredienzen gesellte sich Teer hinzu, welcher von Wolle tropfte, denn er wurde geteert und gefedert aufgrund seiner Bestellung eines alkoholfreieren Bieres mit Blutorangengeschmack. Man hatte ihn falsch verstanden doch der Mob war bereits erzürnt und so half alles Flehen nichts. Wie dem auch sei: diese Teernote roch (wie Wolle) nicht gesund, trug in sich die dystopischen Züge dieses Duftes. Was nicht schwer ist, denn Naphthalin ist auch eher weniger gesund. Doch in diesem Gebilde wurden dadurch lediglich einzelne Punkte akzentuiert, dem Duft Kontur verliehen. Le Lac wurde sukzessive besser, ausgereifter und gesetzter. Insofern trifft es Nihilismus nur, als dass Le Lac der Gegensatz zu einer konventionellen Kreation ist und insofern keine schönen Noten besitzt sondern ein in sich geschlossen-diametral schönes und dadurch gutes Werk darstellt.
Viel passiert nun nicht mehr, das Bild eines stummen Teichs, dem das Leben geraubt worden ist, hat sich manifestiert. Lediglich die Kronen der Kiefern schimmern, wiegen leicht im Wind.
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