Annick Ménardo
Annick Ménardo zählt zu den größten Persönlichkeiten der modernen Parfumkunst. Geboren in Cannes, einer Stadt, die wie kaum eine andere die Essenz der französischen Riviera verkörpert, wuchs sie umgeben von der duftenden Fülle blühender Landschaften, mineralischer Aromen und salziger Meeresluft auf. Diese Umgebung prägte schon früh ihre Leidenschaft für Aromen und weckte ihren Traum, selbst Düfte zu kreieren.
Nach ihrem Chemiestudium ging sie an die ISIPCA in Versailles, eine der renommiertesten Parfumerieschulen. Doch das reichte ihr nicht: Parallel dazu tauchte sie bei Créations Aromatiques (heute Symrise) in die Praxis ein. Dort lernte sie von Michel Almairac, einer Ikone der Branche, wie man mit Präzision und Leidenschaft Düfte zum Leben erweckt. Diese Zeit war für sie sehr prägend - sie verfeinerte nicht nur ihr technisches Können, sondern schärfte auch ihren künstlerischen Blick auf die Welt der Düfte. So dauerte es nicht lange, bis sie zu Firmenich kam, wo sie seither einige der bekanntesten Parfums unserer Zeit kreiert.
Ihre Signatur ist ein Spiel aus Minimalismus, Tiefe und Sinnlichkeit. Sie bevorzugt rauchige, dunkle und samtige Noten, die ihren Düften Ausdruck und Charakter verleihen. Was ihre Kreationen aber vor allem auszeichnet, ist ihr feines Gespür für Kontraste: Licht trifft auf Schatten, sanfte Zurückhaltung auf opulente Präsenz. Diese Balance macht ihren Stil sowohl besonders als auch tiefgründig.
Zu ihren bekanntesten Werken gehören „Hypnotic Poison“ von Dior, ein orientalischer Duftklassiker, und „Lolita Lempicka“, ein beliebter Gourmand-Duft. Einen besonderen Meilenstein setzte sie in den 1990er Jahren mit „Boss Bottled“. Statt auf die damals typischen schweren Herrendüfte zu setzen, schuf sie eine überraschend frische und würzige Komposition aus Apfel, Zimt und Vanille, die neue Akzente setzte und dazu beitrug, die Wahrnehmung von Herrendüften zu verändern.
Inspiration findet Ménardo in der Kunst, in der Literatur und in alltäglichen Emotionen. So hat sie bereits mit dem Bildhauer Nobi Shioya zusammengearbeitet, was ihre Auffassung von Parfum unterstreicht: Für sie ist es mehr als nur ein Handwerk - es ist eine Kunstform, die Geschichten erzählt und Emotionen weckt.
