02.06.2016 - 12:10 Uhr

Stefanu155
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Stefanu155
Top Rezension
23
Da Akwa di Dscho
- Deaf i Eana no a boa Proberl mit dazua gem?
- Freilich, gern. Aber bitte kein Boss Bottled, weil den kenn ich schon.
Das war im kalten Februar, wo ich mir zum Schutz gegen garstiges Wetter einen Siebeneinhalbtagebart angezüchtet hatte und mir eine meiner eher älteren Lederjacken umtat, mit der ich mich der Welt gegenüber einigermaßen gerüstet fühle. Was immer ich der hübschen Bayerin im lokalen Duftkaufhaus gesagt hatte, sie hielt mich wohl für einen sozialen Minderleister, der auch sonst nicht viel Schönes im Leben haben mochte und wahrscheinlich deshalb ein paar "Proberl" gut gebrauchen konnte. Jedenfalls ignorierte sie mein Gesagtes konsequent und ich bekam einen bunten Strauss exotischer Düfte, darunter besagtes Boss Bottled (kenn ich schon, mag ich nicht), irgendwas von Mercedes Benz (oh Lord, please don't buy me usw.) und, gar nicht zur Jahreszeit passend, Acqua di... ja, eben. Bis auf den habe ich die anderen, deutlich sichtbar, in der S-Bahn liegen lassen und habe ihn mal aufgehoben in der Hoffnung, dass es auch dieses Jahr wieder einen Sommertag geben möge, an dem ich den dann nochmal testen könnte. Daraus wird allem Anschein nach nichts.
Ich habe schlicht die Pröbchen verwechselt, wodurch ich mich, quasi versehentlich und etwas ganz anderes erwartend, mit AdG bestäubte anstatt mit... Blütenstaub. So schlimm war das aber gar nicht, weshalb ich jetzt diesen sehr weitschweifigen Kommentar schreibe, wieder mal in der S-Bahn übrigens.
Vor langer Zeit, in den für mich sehr intensiven 90er Jahren, gehörte Acqua die Gio zu einer Trias von bekömmlichen, d.h. leicht zu bekommenden Zitrus-Synthetik-Düften, alle drei in Mattglasflakons, nämlich zuerst CK one, dann L'eau d'Issey und schließlich eben dieser hier. Erstgenannter war zwei Sommer lang wirklich allgegenwärtig, L'eau d'Issey dann strahlte schon wieder so eine distinguierte Informiertheit aus und war der Intellektuelle von den Dreien. AdG kam eigentlich zu spät und wurde deshalb sehr erfolgreich...
Man kann diese drei Düfte miteinander vergleichen, auch wenn sie sich nicht zum Verwechseln ähnlich sind. Man beachte auch ihre Urheber, die waren irgendwie alle miteinander verbandelt
Die knarzsaure Synthetikzitrone von CK1 war ja tatsächlich sowas wie ein Statement - würde heute nicht mehr als solches auffallen. Issey Miyake kam dann mit diesem Algendreh ins Spiel und Armani machte aus dem Thema eine anzugtaugliche Allzweckwaffe, dem allerdings das "Poppige" oder auch Techno-mäßige des Calvinisten fehlte. Er war halt schon wieder etabliert.
Ich roch ihn also unvoreingenommen weil unvorbereitet nach langer Zeit wieder und er war besser als erwartet. Was mir viel stärker als in der Erinnerung auffällt, sind die Blütennoten gleich von Beginn an. Desweiteren wird der Zitrusstart nicht so sehr von Zitrone, als eher von einer Grapefruit-Limetten-Kombi dominiert. Im Prinzip ist alles gleichzeitig vorhanden und ändert sich dann nicht mehr groß, eine Eigenschaft, die er sich mit vielen der jetzt gut 20-jährigen Düfte teilt. Sie sollten ja tatsächlich so bleiben, "wie sie aus der Dose kommen" und sich deutlich von den teilweise überkomplex komponierten Parfums aus dem Jahrzehnt zuvor absetzen. Von daher gibt es eine Tendenz zur Monochromie in der ganzen Generation. Die Duftnoten dröseln sich kaum auf und auch eine Aufteilung in Kopf - Herz - Basis macht nur beschränkt Sinn, da Zitrus-Blüte-Holz zu einer charakteristischen Einheit verleimt sind, die eben genau dieses Wasser ausmachen. Das ist nicht weltbewegend, aber doch hin und wieder nett zu tragen. Passt gut zum hellen Sommerhemd.
Oder, wie mein Bruder es ausdrückt:
- Du immer mit deim komischen Parfümzeig. I mog an Akwa di Dscho am liaban, wei der wird ma nia ned zwida.
- Freilich, gern. Aber bitte kein Boss Bottled, weil den kenn ich schon.
Das war im kalten Februar, wo ich mir zum Schutz gegen garstiges Wetter einen Siebeneinhalbtagebart angezüchtet hatte und mir eine meiner eher älteren Lederjacken umtat, mit der ich mich der Welt gegenüber einigermaßen gerüstet fühle. Was immer ich der hübschen Bayerin im lokalen Duftkaufhaus gesagt hatte, sie hielt mich wohl für einen sozialen Minderleister, der auch sonst nicht viel Schönes im Leben haben mochte und wahrscheinlich deshalb ein paar "Proberl" gut gebrauchen konnte. Jedenfalls ignorierte sie mein Gesagtes konsequent und ich bekam einen bunten Strauss exotischer Düfte, darunter besagtes Boss Bottled (kenn ich schon, mag ich nicht), irgendwas von Mercedes Benz (oh Lord, please don't buy me usw.) und, gar nicht zur Jahreszeit passend, Acqua di... ja, eben. Bis auf den habe ich die anderen, deutlich sichtbar, in der S-Bahn liegen lassen und habe ihn mal aufgehoben in der Hoffnung, dass es auch dieses Jahr wieder einen Sommertag geben möge, an dem ich den dann nochmal testen könnte. Daraus wird allem Anschein nach nichts.
Ich habe schlicht die Pröbchen verwechselt, wodurch ich mich, quasi versehentlich und etwas ganz anderes erwartend, mit AdG bestäubte anstatt mit... Blütenstaub. So schlimm war das aber gar nicht, weshalb ich jetzt diesen sehr weitschweifigen Kommentar schreibe, wieder mal in der S-Bahn übrigens.
Vor langer Zeit, in den für mich sehr intensiven 90er Jahren, gehörte Acqua die Gio zu einer Trias von bekömmlichen, d.h. leicht zu bekommenden Zitrus-Synthetik-Düften, alle drei in Mattglasflakons, nämlich zuerst CK one, dann L'eau d'Issey und schließlich eben dieser hier. Erstgenannter war zwei Sommer lang wirklich allgegenwärtig, L'eau d'Issey dann strahlte schon wieder so eine distinguierte Informiertheit aus und war der Intellektuelle von den Dreien. AdG kam eigentlich zu spät und wurde deshalb sehr erfolgreich...
Man kann diese drei Düfte miteinander vergleichen, auch wenn sie sich nicht zum Verwechseln ähnlich sind. Man beachte auch ihre Urheber, die waren irgendwie alle miteinander verbandelt
Die knarzsaure Synthetikzitrone von CK1 war ja tatsächlich sowas wie ein Statement - würde heute nicht mehr als solches auffallen. Issey Miyake kam dann mit diesem Algendreh ins Spiel und Armani machte aus dem Thema eine anzugtaugliche Allzweckwaffe, dem allerdings das "Poppige" oder auch Techno-mäßige des Calvinisten fehlte. Er war halt schon wieder etabliert.
Ich roch ihn also unvoreingenommen weil unvorbereitet nach langer Zeit wieder und er war besser als erwartet. Was mir viel stärker als in der Erinnerung auffällt, sind die Blütennoten gleich von Beginn an. Desweiteren wird der Zitrusstart nicht so sehr von Zitrone, als eher von einer Grapefruit-Limetten-Kombi dominiert. Im Prinzip ist alles gleichzeitig vorhanden und ändert sich dann nicht mehr groß, eine Eigenschaft, die er sich mit vielen der jetzt gut 20-jährigen Düfte teilt. Sie sollten ja tatsächlich so bleiben, "wie sie aus der Dose kommen" und sich deutlich von den teilweise überkomplex komponierten Parfums aus dem Jahrzehnt zuvor absetzen. Von daher gibt es eine Tendenz zur Monochromie in der ganzen Generation. Die Duftnoten dröseln sich kaum auf und auch eine Aufteilung in Kopf - Herz - Basis macht nur beschränkt Sinn, da Zitrus-Blüte-Holz zu einer charakteristischen Einheit verleimt sind, die eben genau dieses Wasser ausmachen. Das ist nicht weltbewegend, aber doch hin und wieder nett zu tragen. Passt gut zum hellen Sommerhemd.
Oder, wie mein Bruder es ausdrückt:
- Du immer mit deim komischen Parfümzeig. I mog an Akwa di Dscho am liaban, wei der wird ma nia ned zwida.
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