Angélique Noire, die Voodoo-Priesterin

Was passiert mit normal intelligenten, durchschnittlich gebildeten Westeuropäern, die in den Bann einer Voodoo-Priesterin geraten:

Zunächst glauben sie nicht daran, sie sind skeptisch, und tun es als Hokuspokus ab. Aber, die Erregung, der Kitzel, die Magie dieser Begegnung bleibt und wirkt...

Im Spätsommer, als auf Parfumo die Begeisterung für dieses Parfüm auf dem Höhepunkt zu sein schien, war ich auch neugierig genug, um von dieser geheimnisvollen Blume kosten zu wollen.

Aber die Fremdartigkeit, die sinistre Heftigkeit der Angelikawurzel erschreckte und verwirrt mich, fast war ich ein wenig angeekelt von der Würzigkeit des Kümmels.

Das sollte nun also der Gral sein?, nö, konnte ich so gar nicht nachvollziehen.

Ich konzentrierte mich daraufhin auf die weitaus gefälligere Schwester „Tonka Imperiale“ und war felsenfest davon überzeugt, das „bessere“ Guerlain gewählt zu haben.

Aber ich hatte nicht mit den Voodoo-Künsten der Schwarzen Angelique gerechnet.

Monate später, Mitte Dezember, erschien mir die Schwarze Angelique plötzlich im Traum, vollkommen unvermittelt und ohne rechten Bezug zu den Geschehnissen des vorangegangen Tages.

Im Unterbewußsein des Schlafes spielte sie mir noch einmal die Melodie einer unglaublichen Cremigkeit, einer Samtigkeit vor. Erinnerte meine Gehirnwindungen an diesen Duft, stieg die ganze horizontale Tiefe der Noten durch und erschien nun so unglaublichen verführerisch, und absolut unverzichtbar. Bereits im Schlaf wusste ich, dass ich unmöglich auch nur noch einen einzigen weiteren Tag ohne dieses Zaubergift sein könne.

Was sich nun abspielte, entzieht sich jeglicher Rationalität...

Das Ganze erinnerte an die romantischen Schlussszene von Harry und Sally, wenn Harry durch das weihnachtlich geschmückte New York hechtet, um ihr rechtzeitig, jetzt und sofort, seine Liebe zu gestehen

Ich wachte also an diesem Dezembertag auf, und wusste sofort, dass ich heute etwas sehr, sehr Unvernünftiges tun würde. Weiß Gott gibt es für mich in der Vorweihnachtszeit 1000 andere Dinge zu erledigen, aber was soll´s..., mit etwas Geschick konnte ich max. 3 Stunden rausschlagen.

Ich setzte mich wie fremdgesteuert ins Auto und brauste in die nette Nachbarstadt mit den schicken Läden. Der ganze weihnachtliche Shopping-Wahnsinn erwartete mich, Autos, Staus, Menschen, Massen, Tüten und Taschen, Geschenke und Glitzer.

Ich ließ das Auto, zack, im Geheimparkhaus, hetzte durch die Menge, hinein in den Laden, "aahh", da!, das Paket, frisch aus Paris, Kasse, Tüte, schnell, schnell zum Parkhaus, 50 Cent Mindestgebühr (hatte ich noch nie), ab, raus aus der Stadt.

Keine 2 Stunden später war ich, scheinbar ganz brav, wieder zuhause und kümmerte mich pflichtgemäß um meine Aufgaben.

Echt bekloppt, ich weiß, aber es ging nicht anders.

Die Preisdebatte?

Müßig! 170 Euro geteilt durch 365 Tage sind 47 Cent für jeden Tag im Jahr, und ich hab es bestimmt länger als ein Jahr, an dem ich mich freue, dieses außergewöhnliche, einzigartige Spitzenparfum zu besitzen und daran schuppern zu dürfen.

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