Fougère? Fougère!!

Dieser Thread soll den Fougères gewidmet sein.
Die Parfüm-Familie geht auf das Label Houbigant zurück, welches (laut Wikipedia) 1882 erstmals das namengebende Duftwasser vermarktete ("Fougère Royale"). Übrigens ein Fantasie-Produkt, das an den Duft der (eigentlich geruchlosen) Farne erinnern sollte. Die charakteristischen Duftbausteine Lavendel, Eichenmoos und Cumarin (je nachdem als Extrakte aus Gräsern, Waldmeister oder Tonkabohne) fanden aber schon früher Verwendung in Parfüms. Nur wurden sie erst in der Kreation des Parfümeurs Paul Parquet als stilbildend wahrgenommen.

Die grossen Reisser der Parfüm-Industrie sind die Fougères möglicherweise nicht (mehr), aber dennoch erfreuen sich diese Klassiker unter den Herrenparfüms noch immer einer treuen Fanbase. Mein Vater benutzte jahrelang Fougères und ich empfand die immer als etwas altbacken und irgendwie kratzig. Seit ich mich intensiver mit Parfüm beschäftige, musste ich aber mein Urteil revidieren. Ja, ich mag Fougères und habe sie als absolut knackig-frische und etwas kantige Alternative zu unseren "zeitgenössischen" Riechgewohnheiten kennengelernt.

Jetzt würde mich natürlich interessieren, ob ihr ebenfalls Fougères mögt.
Wann tragt ihr die?
Gibt es auch mutige Damen, die sich damit schmücken (deshalb die Eröffnung des Threads hier bei "unisex")?
Bekommt ihr Komplimente für euren Duft?
Welches Fougère gefällt euch am besten?
Gelungene Neuinterpretationen des Themas?

LG, U.

Da mach ich gleich mal den Anfang: Ich mag absolut "MPH" von Washington Tremlett, eine frische Variante mit schönem Pfeffer-Bouquet und Patchouli im Abgang...

Das frisch-holzige Fougére "Bulgari pour Homme" war jahrelang mein Signaturduft....

"Cool Water" und "Green Irish Tweed", no contest.

"Sartorial" von Penhaligons hat aber auch was. Und "Invasion Barbare" muss ich noch antesten.

"Fougere Royale" riecht EXTREM vertraut, ich hab den Duft schon sehr oft gerochen. Man muss dazu echt das Wissen haben, dass der Duft damals eine Revolution war und heute normal. Aber er ist echt sehr gut.

"Rive Gauche pour Homme" ist mein absoluter Lieblingsduft, gerne auch die ältere 2003 Version.
Gerne auch mal den etwas in Vergessenheit geratenen "Paco Rabanne pour Homme".

Interessant, aber nicht für mich gemacht finde ich den total unbekannten "Jacques Zolty".

"Drakkar Noir" von Guy Laroche ist so ein richtiger Fougère vom alten Schrot und Korn, wie ich ihn liebe! Ich habe aber den Eindruck, dass in den letzten zehn Jahren diese, man kann fast sagen: Glaubensgrenze, zwischen Chypre und Fougère immer mehr verwischt wurde (was ich durchaus positiv finde, weil ich nicht jeden Tag das "Machogehabe" eines Fougère-Duftes ertragen könnte). Heutzutage fällt es mir schwer, süßliche oder aquatische Düfte, die nicht als Orientals angesehen werden können, oder solche mit ausgeprägten fruchtigen Elementen in eine der beiden Kategorien einzuordnen. "Tommy" (Hilfiger), "Truth Men" (Calvin Klein), "Chanel Allure Homme Sport" oder "Joop! Jump" stehen exemplarisch für diese Entwicklung.

Auf eine modern interpretierte Art kommt der Fougère-Charakter meines Erachtens sehr schön bei den "A*Men"-Flankern von Thierry Mugler, wie zuletzt "Pure Shot", heraus.

Waren die dynamischen 80er-Düfte und gerade die Fougères nicht die letzten Parfums, die noch wirklich Eier hatten?

Kam nicht vor allem mit den End-80ern und 90ern schon diese absolute Verweichligungswelle? Düfte die nie grenzwertig sind, vor allem die massentauglichen Aquatiker wie Cool Water? Bloß keine Bedrohlichkeit im Duft zeigen, nur langweilige Freundlichkeit suggerieren.

Gerade Drakkar Noir ist doch bis Heute mit der letzte typische Männerduft, finde ich. Und ebenso seine direkten Konkurrenten, keine Frage. Auch Knize Ten natürlich.

Ich finde, wenn Mann keinen Charakter hat, dann braucht Mann auch kein Parfum.
Ich glaube, mehr Mann als Drakkar Noir geht garnicht.

Könnte man durchaus so sehen Der Massengeschmack hat sich sicher hin zu "gefälligeren, androgyneren" Düften entwickelt. Mich würde wunder nehmen, ob diese Entwicklung auch mal wieder in eine andere Richtung schlägt.

HUGO ist doch auch mehr 80er als 1995 oder?

Heute hat "Hugo" das erste Mal zu mir gefunden. Ich hatte Es 1999 schon mal als MAN "Sport" Aftershave.

Für 90er finde ich Es zu rauh, zu willenstark und zu herb.

Kürzlich konnte ich endlich mal das Original testen:
"Fougère Royale" von Houbigant. Ein sehr schöner, klassischer Duft, der trotzdem modern wirkt in der erhältlichen reformulierten Version. Da ich den ursprünglichen Duft nicht kenne, nehme ich mal an, dass die "historischen Kanten" minimal den Riechgewohnheiten unserer Zeit angepasst worden sind (angeblicher Verzicht auf Miezekatzen-Zibet). Aber alles wohl ohne erkennbaren Substanzverlust, denn F.R. ist immer noch ein Ereignis!

F.R. passt meines Erachtens gut zu festlichen Anlässen, ist aber auch als Alltagsduft immer eine Option. Das Herz des Duftes ist noch würziger als ich es mir vorgestellt hatte, mit Zimt, Nelke und Muskatellersalbei. Trotz dieser winterlichen Zutaten aber fürs ganze Jahr geeignet. Und bestimmt auch was für die selbstbewusste Dame!