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Spiegel Interview

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vor 12 Jahren
Jetzt habe ich das Interview auch lesen können und finde es überhaupt nicht schlecht. Das spricht eben auch Leute jenseits der Parfumo-Community an, so what?

Gefallen hat mir, was er über die Kunst der Einfachheit sagt. Das mag ich auch an seinen Düften.
vor 12 Jahren
Sigune:
Gefallen hat mir, was er über die Kunst der Einfachheit sagt. Das mag ich auch an seinen Düften.

Ich auch. Diese "minimalistischen" Düfte haben ihren eigenen Reiz.

Interessant finde ich auch, wenn er die Anzahl der Inhaltsstoffe seines erfolgreichen Erstlings "First", 160, der eines anderen Bestsellers gegenüberstellt, "Terre d'Hermès", der aus nur 30 Zutaten besteht. 30! Und Ellena freut sich, dass ihm diese Reduktion gelungen ist. In der Regel werden es wohl mehr sein, bei seinen Kollegen sowieso.

Daraus wird deutlich, dass das, was wir von den Firmen als Duftpyramide mitgeteilt bekommen, bestenfalls das Gerüst dessen ist, was den Duft als Ganzes ausmacht. Mit den ca. 8 - 15 Duftnoten einer durchschnittlichen Pyramide erfahren wir wohl einige der typischen "Eckpfeiler" der Komposition (ein Vergleich, den Ellena eher ablehnt), den Dufttyp, aber längst nicht das ganze Rezept. Darum, denke ich mir, ist es eigentlich müßig, den - tatsächlichen oder vermeintlichen - Duftnoten hinterherzujagen. In der Mischung steckt ja doch viel, viel mehr drin, als wir wissen oder identifizieren können.
vor 12 Jahren
Jifat:
Sigune:
Gefallen hat mir, was er über die Kunst der Einfachheit sagt. Das mag ich auch an seinen Düften.

Ich auch. Diese "minimalistischen" Düfte haben ihren eigenen Reiz.

Interessant finde ich auch, wenn er die Anzahl der Inhaltsstoffe seines erfolgreichen Erstlings "First", 160, der eines anderen Bestsellers gegenüberstellt, "Terre d'Hermès", der aus nur 30 Zutaten besteht. 30! Und Ellena freut sich, dass ihm diese Reduktion gelungen ist. In der Regel werden es wohl mehr sein, bei seinen Kollegen sowieso.

Ja, wobei seine Art der Komposition ja Schule gemacht hat. Denke an Francis Kurkdjians Parfums unter seiner eigenen "Maison"-Marke oder Mathilde Laurents Uhrenserie für Cartier: Düfte, die ihren Reiz aus der Spannung zwischen wenigen kräftigen Akkorden erhalten.

Wir sollten uns von der romantisierenden Vorstellung trennen, dass Duftpyramiden etwas mit dem Erschaffen der Düfte zu tun haben. In Notizblock oder Excel-Tabelle schreibt der Parfumeur / die Parfumeurin Namen hinein wie Geraniol, Linalool, Heuabsolue, alpha-Ionon, Hedion, Labdanumresinoid, Vanillin. Erst wenn der Duft fertig ist und über die Vermarktung nachgedacht wird, entsteht die Duftpyramide. Parfumeure, Marketiers, Creative Directors sitzen zusammen über dem Parfum und überlegen, was sie in die Pyramide schreiben sollen. Ja, die Duftpyramide ist ein Marketinginstrument. Und nun basht nicht wieder auf Marketing ein (Dannyboy, wo bleibst Du? Wink ), sondern seht es als das, was es sein soll: Es soll uns helfen, den Duft besser zu verstehen, einen Zugang zu finden. In meinem Beispiel könnte es übrigens Matetee, Muskatblüte, Amber sein.
vor 12 Jahren
Ich hatte schon eine Antwort verfasst, hab' sie dann mehrfach geändert, gekürzt, gepostet und dann wieder gelöscht. Quasi Eigenwerbung, indem ich ausnahmsweise mal die Klappe halte. Laughing

*flüster* Aber du hast natürlich recht.
vor 12 Jahren
*flüster* und das Interview fand ich auch richtig gut. Was neues habe ich nun (wie die meisten Parfumonasen) nicht erfahren; aber wer noch nie etwas von "he himself", auf Parfumo gerne JCE genannt, gehört hat, dürfte in sehr komprimierter Form einiges über Parfum im allgemeinen und JCE im speziellen gelernt haben. Und sein durchaus reichlich vorhandenes Selbstbewusstsein kam auch gut rüber.
vor 12 Jahren
Ronin:
Wir sollten uns von der romantisierenden Vorstellung trennen, dass Duftpyramiden etwas mit dem Erschaffen der Düfte zu tun haben. In Notizblock oder Excel-Tabelle schreibt der Parfumeur / die Parfumeurin Namen hinein wie Geraniol, Linalool, Heuabsolue, alpha-Ionon, Hedion, Labdanumresinoid, Vanillin. Erst wenn der Duft fertig ist und über die Vermarktung nachgedacht wird, entsteht die Duftpyramide. Parfumeure, Marketiers, Creative Directors sitzen zusammen über dem Parfum und überlegen, was sie in die Pyramide schreiben sollen. Ja, die Duftpyramide ist ein Marketinginstrument.

Ja genau. So habe ich das inzwischen auch verstanden und kann gut damit leben. Beim Abfassen unserer Kommentare sollten wir diese Tatsache aber auch berücksichtigen und die angegebene Pyramide nicht als Evangelium betrachten. Sie ist keine Inhaltsangabe, sondern Teil des jeweiligen Werbetextes. Außerdem wissen wir nicht, ob die Duftnoten reines Naturprodukt, chemisch bearbeitetes Naturprodukt oder rein synthetisch hergestellt sind. Unsere Nase bzw. das Riechzentrum "weiß" das jedenfalls nicht.
vor 12 Jahren
Die Duftpyramiden geben ja ohnehin keine Inhaltsstoffe an, sondern einen Wahrnehmungseindruck. Der wird durch die Zuordnung von Molekülen auch nicht konkreter – es sei denn man verfügt über die Referenz. Wie ich Ellena verstanden habe(*), meint er mit dem Sprechen über Düfte auch nicht, dass das Vokabular sich an das Chemisch-Analytische der Parfumformulierung klammern sollte, sondern im Gegenteil eine synästhetische Sprache dem Produkt viel eher gerecht wird, weil sie nicht auf das Vorhandene verweist, sondern auf dessen Wirkung. Damit sind Zuschreibungen wie staubig, trocken, kalt, kalkig, matt viel ergiebiger als der Verweis auf eine Note – oder besser gesagt, ein solcher Verweis wird nur dann sinnvoll, wenn eine entsprechende Charakterisierung hinzutritt.

* Das ist jetzt nicht alles aus dem Interview.
vor 12 Jahren
Baux:
Die Duftpyramiden geben ja ohnehin keine Inhaltsstoffe an, sondern einen Wahrnehmungseindruck. [...] nicht auf das Vorhandene verweist, sondern auf dessen Wirkung. Damit sind Zuschreibungen wie staubig, trocken, kalt, kalkig, matt viel ergiebiger als der Verweis auf eine Note –

Das stimmt natürlich. Für den Parfüm benutzenden Laien ist lediglich interessant, ob ein Duftstoff enthalten ist, der nach Zitrone riecht, was auch immer diesen Eindruck hervorruft, wie auch immer die chemische Formel lauten mag.
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