Duftnoten, woher?

Ich habe mal eine Frage zu den "Duftnoten", die bei den Parfüms angegeben werden. Also dieses:

Woher stammt das? Sind das subjektive Angaben von Foristen, oder stammt das von den Herstellern?
Gibt es noch andere Webseiten, die soetwas auflisten?
PS: Cašmir, wie spricht man das aus? "Kaschmir" oder "Kasmir"?

Die Noten werden meistens von Parfumos recherchiert - die Angaben werden dann aus vertrauenswürdigen Quellen wie z.B. Herstellerseiten entnommen (die Quelle muss auch beim Antrag auf Aufnahme der Noten ins parfumo-System angegeben werden, damit es für die Kontrolle nachvollziehbar ist) - aber selbst die Hersteller deklarieren nur das, was sie möchte, da die Auflistung der Duftnoten keiner rechtlichen Grundlage unterliegt (die Inhaltsstoffe jedoch schon!).

zu "Cašmir": Das š entstammt im Allgemeinen den slavischen Sprachen und wird im Deutschen als weiches "sch" wiedergegeben - daher "Kaschmir".

Der Chef-Parfumeur von Chanel, Jacques Polge, zu diesem Thema:

Was hat es eigentlich mit den Kopf-, Herz- und Basisnoten auf sich?

Jaques Polge: Voilà, das ist reine Marketingsprache. Parfumeure benutzen diese Begriffe nicht. Wir sagen allenfalls, das müsste frischer riechen oder, es müsste länger halten. Wie wir ein Parfum aufbauen, erfolgt immer in der gleichen Reihenfolge: Oben stehen die frischen, fruchtigen Noten; darunter folgen Jasmin-Noten, Orangen-Noten, Gewürz, weiße Blüten, Rosen-Noten, holzige, Amber-Noten und am Schluss Moschus. So arbeiten auch die Labors in der Herstellung.

Vielen Dank!
Aber ich kann schon davon ausgehen, dass die Angaben der Duftnoten selbst wirklich stimmen, egal ob nun Kopf- oder Herznote?
Also wenn da Pfirsich steht, sollte ich auch Pfirsich riechen können (sofern meine Nase gut genug ausgebildet ist)?
Und wie ist das andersherum? Wenn Pfirsich da nicht steht, ist es dann auch sicher, dass es nicht drin ist?

Ich finde das interessant, bei Opium sind z.B. 29 Komponenten gelistet, bei Hypnose nur 5.

Du kannst davon ausgehen, dass in einem Duft erheblich mehr Zutaten stecken, als angegeben werden, um bei Deinem Beispiel zu bleiben: auch wenn Pfirsich NICHT angegeben ist, KANN er drin sein.

Außerdem ist es oft so, dass Duftstoffe z.B. in der Kopfnote angegeben sind, die Du vielleicht erst in der Basis wahrnimmst und umgekehrt, manchmal steht Vanille... als Basisnote, und Du riechst sie sofort in der Kopfnote
Das hat sicherlich auch mit der Kenntnis und Erfahrung zu tun, wie gut frau im Erkennen der Duftstoffe ist

Ja genau. Wir Laien machen uns immer noch falsche Vorstellungen von der Herstellung eines Dufts. Im Grunde ist ein heute produziertes Parfüm ein chemisches Produkt. Natürlich ist die Komposition die kreative (manche nennen es auch die künstlerische) Leistung eines Parfümeurs/einer Parfümeurin, die Bearbeitung erfolgt allerdings in einem chemischen Labor. Auch die natürlich gewonnenen Stoffe werden chemisch bearbeitet. Ich finde es witzig, wenn Jean-Claude Ellena berichtet, dass er für seine Wunsch-Duftnote, z.B. Rose, bestimmte "störende" Moleküle wegschneiden lässt, damit sie genau so riecht, wie er sie sich vorstellt, ähnlich einem Bildhauer, der den Stein bearbeitet, um sein ganz persönliches Werk zu erschaffen.
In den Parfüms sind heute natürliche Substanzen und ihre chemische Bearbeitung sowie rein synthetische Duftstoffe eine Einheit.

Wenn Pfirsich drauf steht, muss kein Pfirsich drin sein. Es kann ein Pfirsicharoma sein, was mit natürlichem Pfirsich überhaupt nichts zu tun hat. Das ist ungefähr wie im Industrie-Joghurt. Der schmeckt nach künstlichem Pfirsich und riecht danach, obwohl keiner drin sein muss. Die meisten Produzenten geben trotzdem ca. 5 matschige Pfirsichkrümel hinein.
Was beim Parfum nicht vorkommt. Denn aus Pfirsich lässt sich kein natürliches ätherisches Öl zaubern.

Ja, das ist mir schon klar, dass kein echter Pfirsich drin ist, sondern Pfirsich-Aroma.
Meine Frage war mehr, ob das auch wirklich drin ist, oder ob das nur eine subjektive Empfindung einer Forenschreiberin war, die annahm das wahrgenommen zu haben, aber es vielleicht gar nicht stimmt.
Also woher die angegebenen Duftnoten stammen.

Ich vermute, dass unsere individuelle Duftwahrnehmung eine wichtige Rolle (neben anderen Faktoren natürlich) spielt.
Ich habe inzwischen mehrmals "Smart" von A. Maack getestet und rieche immer ganz deutlich Mandel, nicht bitter, sondern intensiv, fast wie in Marzipan. Mandel ist in der Pyramide aber nicht angegeben. Woher kommt mein Eindruck also? Wahrscheinlich mixt sich mein Gehirn aus den vorhandenen Duftmolekülen sein eigenes "Duftbild" und meldet: Mandel!, obwohl keine drin ist.

ganz sicher sogar, und die Erwartungshaltung an einen Duft, ich bin ziemlich sicher, dass frau manchmal etwas riechen will, und es dann auch tut, obwohl eine andere Verwenderin die Duftstoffe nicht wahrnimmt, soll heißen:
Amber und Bergamotte sind nicht mein Ding, teste ich einen Duft, der diese Duftstoffe beinhaltet, rieche ich sie garantiert, weil ich die Antennen dafür ganz weit ausfahre, ich suche sie geradezu, ist ein bisschen schwierig zu erklären
oder: teste ich einen Mainstreamduft, gehe ich schon mit "spitzen" Zähnen ran, ich erwarte dann von vorneherein nix Überwältigendes, das ist nicht fair, das ist mir klar, aber wer kann schon gänzlich objektiv einen Duft bewerten? Dazu müsste es wie biem Wein "Blindtests" geben, ich wette, dass dann etliche Beurteilungen erheblich anders ausschauen würden.

Alles was in Kopf/Herz/Basis note gelistet ist,

ist olfaktorisch im Duft drin.
Wenn Pfirsich genannt wird, hast du entweder Aldehyd C-14 drin (riecht nach Pfirsich, aber sehr laktonisch) oder zum Beispiel gibt es einen Akkord Pfirsich XXX, wo verschiedene Moleküle der Parfümerie den Eindruck Pfirsich vermitteln.

Man kann aber niemals davon ausgehen, das natürliche Extrakte enthalten sind.
Natürlich werden oft Bergamotte, Zitrone, Hölzer verwendet, wobei die Zitrusdüfte sehr leicht synthetisch zu kopieren sind. Also entweder hast du wirklcih deine Bergamotte drin, oder es handelt sich um eine Rekonstitution (wobei Produkte großer Marken immer das echte Öl enthalten)

Anders ist es bei Jasmin oder Rose (da sehr teuer), da hast du eventuell 4-10 Moleküle die charakteristisch für den Duft der Blume sind.

Und ja, bei Früchten, kann man nur von Zitrusfrüchten den Duft extrahieren, er befindet sich in der Schale. Aus dem Fruchtfleisch lässt sich kein Duft gewinnen.

Achso und Kokosnuss, wird zum Beispiel aus Vanille, Aldehyd C 18 und einer leicht hözernen Note gemacht. Der Parfumeur hat aber seinen Spielraum.. Wenn du überlegst, der Duft Kokos in Parfums wie auch Vanille nehmen wir sehr sehr süßlich war.. Die echte Kokos und Vanille riechen aber viel weniger süß.

Und in Joghurts! So viele Vanille Joghurts allein in D gegessen werden, gibt es in der ganzen Welt nicht so viel Vanille...

Das stimmt. Vanillin ist aber einfach und günstig synthetisch herzustellen.

Vielen Dank!

Um meinen Geruchssinn zu schulen, würde ich gerne mal eine kleine Sammlung von Einzelduftnoten haben. Gibt es sowas? z.B. ein Set mit 30 oder 40 der wichtigsten Duftnoten?

Schau mal auf www.perfumersapprentice.com , da sollest Du fündig weden.

Ich kann Dir sehr gut folgen


Absolut. Unsere Erwartungen, die sich ja aus den bisherigen Erfahrungen speisen, haben ganz sicher einen erheblichen Einfluss auf unsere Wahrnehmungen. Solche "Blindverkostungen" wären bestimmt eine gute Methode, uns die Subjektivität unserer Sinneswahrnehmungen (wieder einmal) bewusst zu machen.

Wow, das ist ja klasse!
Gibt es sowas auch in Deutschland?

Also wenn du bei mir in der Nähe wohnen würdest könnte ich dir eine Box mit verschiedenen Parfum geben. Ich bin LR Berater und so eine Box gehört zu meinem Geschäft.
Da hättest du reichlich zu schnuppern. Doch mehr als 3 Düfte auf einmal geht nicht. Dann macht die Nase zu

Als nehme dir nicht zuviel auf einmal vor.