Die Parfümerien im Lock Down, die Nase sehnt sich nach olfaktorischer Abwechslung. Also mal geschaut, wie und wo man derzeit vernünftig Abfüllungen herbekommt und recht schnell auf einer Plattform für Online-Shops (privat sowie kommerziell, allerdings nicht das große "E") gelandet.
Im erstbesten Shop mit "Nischendüften" dann mal ein kleines Probierpaket bestellt mit Ford, Creed, Kilian und Co. Nach einer Woche kamen die Appetithäppchen dann auch an, und mit ihnen die schmerzliche Erkenntnis: Ich hab mich schon mal weniger dämlich angestellt im Leben. Wenngleich ich richtige Flacons niemals wieder im Leben auf Ebay oder Co bestellen würde, habe ich bei Abfüllungen irgendwie das Hirn ausgeschaltet, nicht nachgedacht und bin überhaupt nicht auf den Gedanken gekommen, dass da jemand Fakes vertreiben könnte.
Drei Düfte waren mir vorher schon bekannt, einen habe ich dann selbst in groß (und garantiert echt) zum Vergleich nachgeordert. Aber auch ohne wäre das Fazit "Fake" problemlos möglich gewesen, weil jede einzelne der Abfüllungen nach Arsch und Friedrich roch und vielleicht in der Grundnote noch Ähnlichkeiten mit dem geklonten Original haben mag, aber darüber hinaus Null komma Null der DNA der Originalhäuser besitzt. Die Haltbarkeit von ca. Vierkommafünf Minuten pro Duft bedarf vermutlich gar keiner Erwähnung mehr.
Habe mir den "Shop" dann nochmal angeschaut, Hirn mal wieder eingeschaltet, und - naja, die Enttäuschung (über mich selbst) war nicht zu verbergen.
Hier ein paar Punkte, mit denen andere Parfumos*Innen mal überprüfen können, ob sie evtl. auch an einen Fakeshop geraten (sind):
Punkt 1: Manch ein Duft kostet dort als Abfüllung weniger, als wenn man sich die größte Buddel in echt beim günstigsten Anbieter bestellen und selbst aufteilen würde 🤦♂️
Punkt 2: Der Verkäufer weist immer wieder darauf hin, dass die Düfte "100% authentic!" sind. Also: Echt ECHT!
Punkt 3: Shoptext komplett aus einem Amishop für Proben per Copy & Paste geklaut
Punkt 4: Verkäuferinnen-Profilfoto findet man problemlos als Stockfoto im Netz
Punkt 5: Die "Verkäuferin" scheint sich noch nicht so ganz entschieden zu haben, ob man ihren Vornamen jetzt mit einem oder mit zwei "l" schreibt.
Der Shop hat mittlerweile um die 1500 Verkäufe gelistet. Das dürfte sich soweit gelohnt haben. Da fast alle Düfte dort (über die selbe Plattform) aus Russland zu utopisch günstigten Preisen bestellbar sind, vermute ich dort auch mal die Quelle für die "Originale".
Ich Arsch. Dämlichkeit gehört eigentlich bestraft. Dennoch möchte ich anderen das gleiche Schicksal ersparen und kann dementsprechend vor Probekäufen auf der o.g. Plattform - selbst bei scheinbar "großen" Anbietern - nur dringend abraten. Vermutlich seh ich mein Geld nie wieder - der Plattformanbieter wird dennoch kontaktiert, und von mir aus auch noch Anzeige gegen Unbekannt (gehe mal davon aus, dass der Verkäufername genauso Fake ist wie seine Produkte - kommt ansonsten eher selten vor, dass man den eigenen Namen mal so, mal so schreibt). Glück im Unglück: Die nächsten 20 Jahre passiert mir sowas nicht mehr 😜.