...Ich denke auch, dass es eher um den Dufteindruck geht als den Inhalt. Die meisten Düfte auch im Nischenbereich dürften mit einem hohen Anteil an synthetischen Inhaltsstoffen arbeiten. Ausnahmen bilden explizit als rein natürliche Düfte angegebene Produkte. Die meisten Düfte sind Mischungen, oft werden natürlichen Anteile explizit beworben (echtes Mysore-Sandelholz, echtes Oud, Vanille-CO2-Extrakt usw.). Die Angabe der Duftpyramide gibt aber letztlich nur an, wie ein Duft herüberkommt.Ich finde das auch nicht schlimm, die Duftstoffindustrie ermöglicht viele tolle Dufterlebnisse auch komplexer Natur, einen guten Parfumeur vorausgesetzt. Manchmal ist der synthetische Effekt ja durchaus gewollt. Man kann z.B. gut eine gewisse Kälte und Abstand herüberbringen.

...Gestern trotz Corona-Abstand, aber nur ca. 30 min nach Applikation ein "Du riecht aber gut heute" von einer guten Freundin. Schuld daran war der in meiner Nase eher zurückhaltend auftretende aber sehr fein ausgestaltet "KoEptYs" von Nejma. Waren aber auch ein paar Sprüher.

...Von Ormond Jayne gibt es ein paar tolle Kandidaten. Ich finde den "4. Montabaco Intensivo" klasse, aber noch besser gefällt mir der "2. Nawab of Oudh Intensivo". Die nicht-intensivo Varianten gibt es auch noch, die beiden sind aber einen Tick besser. Beide kommen aus der würzigen Richtung, der eine etwas holziger. Der Nawab of Oudh wird hier als würzig-grün kategorisiert, ich finde den nicht sehr stark grün.Beide Düfte kann und sollte man sparsam verwenden, ich habe die unterschätzt.

...Ein Klassiker wie "Drakkar Noir (Eau de Toilette)" könnte da durchaus passen. Der ist auch sehr günstig zu bekommen.Von den neueren Düften wäre der "Icon" von Dunhill eine tolle Wahl, da macht man auf keinen Fall etwas falsch. Riecht eigenständig und wertig, sehr businesstauglich. Aktuell offenbar nicht superbillig, aber weit entfernt von Nischenpreisen.

...Also ich habe mit mir gerungen und frisch genommen. Orangenduft ohne großartig weitere Mitspieler finde ich frisch.Allerdings ist Orangenduft ein interessanter Partner für warme Kompositionen zusammen mit Vanille, Amber usw.. Der "Art Land - Winter Palace" kann sogar ein wenig von Beidem. Der hat einen Frischeaspekt zusammen mit Tee und geht dann über in eine eher warme Basis.

...Nun ja, die Iso-E-Super Düfte sind bekannt dafür, dass sie sehr unterschiedlich wahrgenommen werden. Bei mir z. B. ist der Molecule 01 mal da, dann wieder nicht, dann wieder da usw.... Auch nehme ich ihn eher schwach wahr.Am meisten Sinn scheinen mir die Düfte auch eher als Layering-Partner zu machen.

...Bei den bekannten Marken geht es sicherlich nicht unter 20.000 Euro los.Bei Urban Scents habe ich glaube ich mal ab 8.000 Euro gelesen, bei der Perfume Lounge in Amsterdam ab 6.000 Euro. Für mich bedeutet das, dass man eher mit 10.000 Euro+ rechnen muss selbst bei kleinen professionellen Anbietern.Uwe Herrich in Dresden ist da möglicherweise eine Ausnahme. In einer Reportage zur Parfumindustrie und Graumarkt hat er zumindest in kürzester Zeit Designerparfums nachgebaut. Wenn er das mit einer Bespoke Version auch schafft, dann Respekt hoch drei. Aber das Ziel sollte ja ein genau passender Duft sein, der nur Schritt für Schritt entstehenkann in einem langwierigen Prozess. Und Zeit ist immer Geld.

...Als frisches Powerhouse kommt mir "Bohemian Lime" in den Sinn. Der ist zwar als frisch-zitrisch eingeordnet, ich finde den aber ganzjahrestauglich und durchaus herb. Das zitrische hat eine limettenartige Facette, also ausdrucksstark und etwas bitter- Der Drydown ist sehr holzig mit einem kräftigen aber allgemeinverträglichen Vetiver als Hauptakteur, Zitrus bleibt aber aktiv.Hält für einen Duft mit wichtigem Zitrusanteil erstaunlich gut.

...Die ganz frühe Kopfnote beim Oud Wood ist schon sehr medizinisch. Die verfliegt aber eigentlich recht fix.

...Schwierige Ausschlussliste, vielleicht mal "Portraits - Much Ado About the Duke" oder "Portraits - The Tragedy of Lord George" beschnuppern.Beide sehr gelungen, der Lord ein wenig modern-barbershoppig, der Duke etwas weicher, wärmer und mit Rose.

...Sehr feines Sandelholz gibt es bei "Santal Nabataea", mit einem orientalischen Einschlag ohne wuchtig zu sein.

...Bei den Designern vielleicht von Varvatos den "Dark Rebel" oder "Dark Rebel Rider"?In der Nische könnte der "Tobacco Oud Intense" von Tom Ford als kräftiges Statement passen, oder da er Hawaiianer ist vielleicht der durchaus sonnige aber trotzdem herbe "Bohemian Lime" (auch wenn der Duft aus Australien kommt).

...Also ich find den schon anfänglich recht pfeffrig, aber das geht bei mir recht zügig weg. In erster Linie wirkt er dann holzig, das Leder kommt bei mir auch eher schwach rüber.Auch wenn er 'extreme' im Namen hat, finde ich den eigentlich ganz verträglich. Für mich ein schöner Duft der nicht überdosiert sogar businesstauglich ist. Die Bewertungen sehen den Duft ja auch nicht als sonderlich extrem an.Ist halt mit Düften so, dass jeder ihn etwas anders erschnuppert. Wenn pfeffrige Noten so gar nicht Deins sind, dann tritt natürlich der Rest komplett in den Hintergrund.

..."Vanhera:4580205bfb]+1 Jo, genau der

...Dann schnupper doch mal am "Carlisle".Der hat auch noch einen Fruchtanteil, aber viel winterliche Würze, ist definitiv komplex und (nicht allzu) süss ist er auch.

...Meine persönliche Jugend ist schon eine Weile her, daher kann ich nicht mehr aus eigener Jugenderfahrung sprechen. Aber Deine Beobachtungen stimmen sicher, der Großteil kauft sich Deos oder die bekannten Standarddüfte beim Douglas oder DM, vielleicht auch in einem gut sortierten Supermarkt. Der Sprung zu Nischendüften ist eher sehr weit. Aber wie kommt man mit sowas in Kontakt? Eher zufällig weil vielleicht irgendwer gut riecht und man sich traut zu fragen, oder man stolpert über ein nettes Geschäft auf der Suche nach schönen Dingen. Vielleicht sucht man noch aktiv weil einem der Einheitsbrei nicht mehr ausreicht. Das ist aber eher Erwachsenen-Verhalten. Die Jugend geht doch tendenziell eher dort hin, wo die Mehrheit hingeht weil es als cool gilt.Ich denke mit der Zeit verschieben sich die Wünsche, man wird individueller, man sucht nach dem Besonderen. Ist vielleicht ein wenig so wie beim Wein. Früher zählt Hauptsache günstig und Alkohol, dann soll er auch einigermaßen schmecken, irgendwann kauft man gezielt ein oder besucht sogar einen Winzer.Sicherlich wird das Thema Geld auch eine Rolle spielen. Die meisten Nischendüfte sind doch eher kostspielig.

...Für die Eichenmoos-Frage empfehle ich den leider sehr teuren und Amsterdam-exklusiven "Mousse de Chêne 30" von Le Labo. Ein sehr moderner Duft der den oft etwas altbacken daherkommenden Dufttyp Chypre neu interpretiert. Definitiv alphatiertauglich. 8)

...Die Havanna-Reihe von Jacques Zolty finde ich toll.Für Deine Wünsche kommen "Parfums de Havane - Cubata" und "Parfums de Havane - Severo" in Frage. Der Cubata ist etwas erwachsener und dunkler, hat Leder und Tabak bei einer eher zurückhaltenden Süsse. Kein Anfängerduft, aber spannend.Der Severo ist etwas gefälliger und ein klein wenig süsser ohne Klebrigkeit, hat aber auch noch genug Tabak und Leder um in das Profil zu passen.Beide Düfte sind toll, selten und bieten mit 120,- EUR für 100 ml nur knapp über Wunschpreis feines Cuba-Feeling.

...Der "Cool Water Intense" ist auch schön mit Kokos, hat nicht viel mit dem Original zu tun. Hält auch.Die beiden "Artisan Pure" und "Artisan Blu" sind auch nicht zu teuer, gerade der Pure kommt hier gut weg. Halten beide nicht ganz so toll, aber das haben viele derartiger Düfte.Wenn es schon etwas nischig sein darf, dann mal bei den Blu Mediterraneo Düften von Acqua die Parma vorbeischauen. Der "Blu Mediterraneo - Chinotto di Liguria" gefällt mir persönlich sehr gut. Ist nicht supergünstig, bei Discountern aber reduziert zu finden."Sun Men (Eau de Toilette)" von Jil Sander ist ein Klassiker, ein sehr sommerlicher Duft."Hawas for Him" oder für die etwas wagemutigeren "Shuhrah pour Homme" könnten auch in Frage kommen.

...Zwar eher Nische, aber 110,- Euro für 100 ml rufen auch Designer auf:"Tabacco d'Autore" von der Farmacia SS. Annunziata. Eher sanft und anfänglich mit Frische am Start, kommt dann der Tabak hervor und bestimmt den Duft mit leicht-holzigem Hintergrund.Finde ihn sehr gelungen, ist alltagstauglich.