Le Baiser du Dragon 2003 Eau de Parfum

Louce
31.10.2010 - 11:35 Uhr
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft

Konfuzius sagt: Lass Dich vom Drachen küssen!

Etwas so Leichtfüßiges und verschmitzt Zwinkerndes hätte ich nie erwartet bei Amaretto, Blumen, Karamell und Schokolade. Der wunderbare Drachenkick kommt von einem kunstvollen Kontrastieren der Süßgourmand- und Blumen-Aspekte mit männlich anmutender Zeder und muskulösem Vetiver.
Es soll, so deutet das Design unmissverständlich an, kein europäischer Drache sein, der hier küsst, sondern ein chinesischer (also nix mit Siegfrieds Drache, dem des hlg. Georg oder Smaug). So einem, wie er sich auf zahl- und sinnlosen, unmotivierten Tattoos wieder findet: Ein schmaler, wellenförmiger, leichter. Ein chinesischer Drache (Long) ist eine Art Naturgottheit, nicht dämonisch, wie in europäischer Mythologie. Long sind meistens gutartig, wohlwollend, weise und Glück bringend. Von einem Long geküsst werden, bedeutet also nicht, danach eine Häuflein Asche zu sein, sondern ist ein Kompliment, eine kostbare Auszeichnung wertvoller Haut.
Und genau so ein Kompliment ist Le Baiser du Dragon.

Der Amaretto wird bei mir nicht bittermandelig, was überraschenderweise toll ist. Ich mag keinen Amaretto und liebe möglichst gehaltvoll edelherben Mandelduft, aber tatsächlich ist diese charmante, helle Amaretto-Mandel auf meiner Haut köstlich! Diese süß-nussige Gourmand-Note wird vom Blumig-Orangigen der Kopfnote in Schach gehalten, um nicht eindimensinal ins bloß Leckere abzugleiten. Der zuerst deutliche Amarettoeindruck verdünnisiert sich recht schnell, um einem klassisch anmutenden Blumenakkord Raum zu geben. Jasmin-Iris-Rose … langweiliger und konventioneller geht es kaum noch. Aber halt! Die Blumigkeit bekommt Kontrast.. da wird einer holden, einfachen Weiblichkeit resolut widersprochen. Zeder ist deutlich und sehr „maskulin“ zu riechen. Gerade finde ich das Hin und Her zwischen diesen Duftgegensätzen spannend und will mich riechend vertiefen, da kommt auf einmal wieder das Gourmandige dazu. Süß, ein klitzeklein bisschen klebrig, nicht mehr mandelig, sondern jetzt schokoladig. Die nun entstehende Kakao-Blumigkeit wird schön vertieft und begleitet, herrscht lange vor, bis zu dem (langsam schwächelnden) Zedernkontrast das Grasige hinzukommt. Meine Vetiver-Dufterfahrung fing mit ganz schrecklichen Beispielen an und nahm dann, zum Glück, Stufe um Stufe hin zu einer Idee von starkem, besonntem Gras im Wind, das Düften Kraft und Saft geben kann. Der Drachenkuss ist eine weitere Stufe: Ein herrliches Gras wogt hier grün-gelb-braun in frischer Luft.
Die Basis bringt zwar eine allgemeine Beruhigung, aber keine umfassende Ruhe.
Dieser Kuss ist lange wunderschön kribbelig zu spüren.

Kalix Worte (s.u.) unterstreiche ich alle dick und fett und dreimal. Ich habe nichts Neues erriechen und beschreiben können. Genauso duftet und funktioniert der Drachenkuss: Applaus!
Und noch mehr Applaus für Kalix, die mir wie ein Long diesen wunderbaren Kuss gegeben hat.
Danke.
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