Rechts und links geschaut

Kann man sich vorstellen, dass die Marke Armani am Oud-Hype teilnehmen könnte? Wie geht das zusammen: einerseits die schwülstige 1001-Nacht-Opulenz der derzeit aktuellen Oud-Düfte, andererseits die anämischen Jungs, die das Modelabel Armani so oft für sich laufen lässt.

Pech gehabt! - Doch die stylische Nischenmarke Humiencki & Graef zeigte uns letztes Jahr mit Blask, wie es trotzdem geht: man kreiert einen Duft bewusst ohne die bekannten Oud-Basen, aber mit benachbarten, ähnlich kräftigen Akkorden. So gingen auch die von Armani beauftragten Parfumeure die Sache an. Das Armani Code Ultimate enthält kein Oud, wirkt aber so, als ob!

Während das Kölner Nischenlabel vor allem auf eine Schuhcreme-artige Note setzt, um ein dunkles und zugleich medizinisch wirkendes Timbre zu erzeugen, greift man bei Armani zurück auf Noten aus dem Bereich Gummi und Teer. Das erinnert streckenweise an so attraktive Parfums wie Anthracite von Jacomo aus den Neunzigern, oder auch an die Gummi-Kopfnote von Bvlgari Black.

Überhaupt wirkt Ultimate wie eine Zitatensammlung: zwischendrin machen sich Anklänge an die staubige Papiernote aus Dior Homme bemerkbar. Eine Art von Fruchtigkeit, vielleicht auch mit bewirkt von der angegebenen Heliotropnote bringt etwas Süße und Wärme, sie wäre das Pendant zu den honig- und tabakartigen Noten, die gerne mal der Note Oud zugesellt werden (Aoud Man von Micallef). Eins ist so sicher wie das Amen in der Kirche: wann immer kräftig-dunkle Noten präsentiert werden, greifen die Parfümeure der derzeit aktuellen Düfte gerne zur Vanille – wie zum Beispiel auch im neuen Eau Sauvage Parfum. Das balanciert allzu herbe und finstere Akkorde aus und gibt andererseits zusätzliches Volumen. Ich bin kein großer Freund davon, denn hier wird gewissermaßen der Bogen überspannt: die Gegensätze sind nach meinem Empfinden meist zu groß, als dass da noch eine Vermittlung erkennbar wäre.

Tja, und dann bliebe noch ein wenig Armani Code! Etwas davon ist im Ultimate sicher enthalten, doch die starken neuen Zutaten lassen keine Wirkung zu. Der doch recht dezente Armani-Code-Anteil geht hier sang- und klanglos unter.

Armani Code Ultimate reiht sich in einen aktuellen Trend ein - und ist damit voll auf der Höhe der Zeit. Er ist um einiges kräftiger als das Original, mit dem wenig gemein hat. Er hat ein ganz anderes, viel lauteres Temperament. Mich persönlich kann diese Zitatensammlung nicht ganz überzeugen: eine Flasche Armani Code Ultimate gäbe ich gerne hin für das Trio Dior Homme, Jacomo Anthracite und Bvlgari Black. Drei in einem – wer's mag!

Apicius für ParfumoBlog