Aura
Auras Blog
vor 11 Jahren - 22.05.2013
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Ein bisschen wie Shalimar, nur besser...

Was bisher geschah: Ich war in Grasse. Da die Parfüms dort meinen hohen aber gerechtfertigten (!) Ansprüchen nicht genügten, habe ich die Sache selbst in die Hand genommen und mir eigene Düfte gemischt (Achtung, Ironie)
In meinem letzten Blog habe ich versprochen, vom Ergebnis zu berichten, ganz egal, was dabei herauskommen würde (die Düfte mussten zwei Wochen ruhen).

1. Duft, für mich, „Rainy Day in Grasse“ (zugegeben, die Namensgebung ist nicht sehr kreativ, aber das lag Auge in Auge mit einer Duftorgel nicht auch noch drin, und „Aura 1st scent“ war mir dann doch etwas zu ehrenkäsig), 100 ml, EdP, gemischt bei Galimard

Hier nochmal die Pyramide:
Kopf: Lotus, Thé anglais, Fruits de Cassis, Ananas
Herz: Fleuri Ylang, Note Tabac, Tiaré, Bambou, Magnolia, Fleur de Grenadier
Basis: Note Praliné, Bois Ambré, Santal d’Orient, Vanille

Ich wollte einen Florientalen machen... und ich hab einen Florientalen gemacht! :o)
OK, der Blogtitel ist etwas übertrieben, aber da mir persönlich Shalimar nicht so gefällt, ist er eben doch besser. Auffallende Ähnlichkeit zu Shalimar ist aber KEINE vorhanden, ich wollte nur den Gag unterbringen, sorry. Also. Die Dame im Laborkittel, die das Mischungsverhältnis der von mir ausgesuchten Noten bestimmt hat, hat gute Arbeit geleistet. Nichts sticht heraus, der Duft ist sehr harmonisch geworden. Prickelnd wie ein Champagnercocktail in der Kopfnote (inkl. leichtem Schwips), ein üppiger botanischer Garten im Herz, pudrig-warm und mit angenehm sanfter orientalischer Schwere in der Basis.
Klassisch ist er geworden, aber nicht altbacken. Ein „solides“ Parfüm. Dass es durch Stümpers zittrige Hand selbst zusammengebraut wurde, riecht man nicht. Echt nicht. Klar, die eigenen Kinder sind eh die Schönsten, ein bisschen Mutterstolz schwingt da eventuell mit. Da es mein erster Duft war, wollte ich natürlich alles richtig machen und war, was die Noten betrifft, vielleicht ein wenig unmutig. Eine Spur Extravaganz hätte „Rainy Day in Grasse“ gut getan. Aber trotzdem: Das kann frau tragen! Und ja, ich trage ihn tatsächlich, und nicht so, wie man voller (teilweise falschem) Stolz einen selbstgestrickten Pulli trägt, sondern weil er mir wirklich gefällt.
Leider ist die Haltbarkeit für eine EdP-Konzentration schlecht, (auf Stoff hält er aber besser als auf der Haut), auch die Sillage liegt nur im mittleren Bereich – das gilt auch für den zweiten Duft.

2. Duft, für Schatzi, „Bleu et blanc“ (ich hab ihm gesagt, dass da nix „Blaues“ drin ist, aber wenn Monsieur sich mal entschieden hat, hat er sich nunmal entschieden) 50 ml, EdP, gemischt bei  Molinard

Hier nochmal die Pyramide:
Kopf: Cola, Yuzu, Mandarine
Herz: Limette, Thé Vert, Complexe Aldéhydé
Basis: Cardamome, Coton, Ambre Gris, Poudrée

Auch hierbei ist mir mein Vorhaben tatsächlich geglückt (man darf also inzwischen statt von Anfängerglück bei mir schon durchaus von Talent gepaart mit ambitionierter Zielstrebigkeit sprechen): zitrisch-frisch mit ein wenig Süsse. Solche Düfte mag Schatzi und sie passen auch sehr gut zu ihm.
Der Auftakt zieht einem die Zunge im Gaumen zusammen, so zitrisch-süss wie eine eiskalte Cola mit vielen Zitronenschnitzen. Durch die Limette im Herz bleiben die frischen und fruchtigen Komponenten recht lange erhalten, erst in der Basis wird es dann weicher und runder. Cardamome ist ein geiles Zeug, so würzig-unmuffig-erdig, klasse!
Bei diesem zweiten Duft war ich schon etwas mutiger, er hat mehr spritzige Ecken und Kanten, ist unverwechselbarer wie mein erster. Leider hat das einen Preis: ich würde ihn eher jüngeren Herren zuordnen, es fehlt ihm zB etwas Moos oder Holz in der Basis, das ihn für einen Mittvierziger wie Schatzi männlicher und ernsthafter gemacht hätte. So wie er jetzt ist, erinnert er etwas zu sehr an einen süssen (wenn auch leckeren) Eistee. Schatzi trägt ihn trotzdem (weil er mich liebt – und ein bisschen, weil er muss).

Mit den Düften will ich Euch gar nicht anfixen, das wäre ja auch sinnlos (wobei ich täglich auf einen Anruf aus Grasse warte, man wäre durch einen glücklichen Zufall über meine Rezeptur gestolpert und man wolle mich zum neuen Parfümeur, zur Obernase machen, ob eine halbe Million Tagesgage ausreichend wäre)... was ich Euch aber nochmal ans Herz legen möchte, ist das Erlebnis des Selbermischens! Wenn ihr einmal Gelegenheit dazu habt, probiert das unbedingt aus, es ist für unser gemeinsames Hobby absolut horizonterweiternd. Und es macht mindestens genauso süchtig wie das Testen und Sammeln. ;o)

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