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vor 10 Jahren - 19.03.2014
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Einige meiner Favoriten aus dem Oldschool-/Powerhousebereich – Teil I

Habe ja doch ein rechtes Faible für natürliche Duftklassiker entwickelt, dessen Einfluß auf mein Duftempfinden ich wohl schwerlich verneinen kann. Nein, in diesem Bereich liegt für mich immer noch die Quintessenz der Parfumeurskunst; auch wenn mich hin und wieder ein „neuerer“ Duft zu begeistern vermag („Lalique White“oder „Encre Noir“), so habe ich mich doch hier festgefahren und fühle mich äußerst wohl in diesem Universum.

Als Anregung für Novizen, oder auch (vermutlich) als Bestätigung für meine gleichgesinnten Kollegen hier (Gruß an dieser Stelle u.a. an Yatagan, Schmörkes, HaraldK, Scorpio, Hordak und Taurus1967), mag ich (vermutlich nur als ersten Teil einer Serie) nachfolgend einige Klassiker aus diesem Bereich nennen, jeweils nebst kurzen Anmerkungen dazu (keine Rangfolge, das geht bei dieser Qualität wirklich nicht…)

    -Ebene de Balmain – die ledrige Vollkommenheit, von einer unerreichten Raffinesse und Güte. Als OF heute praktisch unbezahlbar.

    -Borsalino – unaufdringliches Powerhouse. Wie??? Ja, das ging damals noch, wuchtige Düfte zu kreieren, die einem nie auf den Geist gehen.

    -Cacharel pour l’Homme – hier wird es Mainstreamiger. Der war zeitweise richtig populär. Würzig und weich zugleich. Ein wahrer Schmeichler.

    -Caractére – eigenständig, ohne extravagant zu sein. War damals fast schon ein „Billigduft“, heute auch nur noch eher teuer zu erwerben.

    -Lauder for Men – leicht kratzig und unnahbar und ungemein eigenständig. Wer die heftige Alkoholnote am Anfang übersteht, wird mit feinster Würze belohnt.

    -Aigner No. 1 (1985) – ein absolutes Meisterwerk, passend zu Anzug wie zu Jeansjacke, ungemein wertig. Einer der besten Allrounder aus dieser Ära.

    -Silver – ein weiteres Meisterwerk aus der Zeit, als Aigner noch zu den innovativsten und edelsten Duftmarken zählte. Unglaubliche Dichte. Für OFs (so es noch welche gibt) werden mittlerweile EUR 350/100 ml aufgerufen.

    -Exception – s.o. im Prinzip. Mit „Silver“ für mich der dichteste Duft ever; OFs scheint es indes gar keine mehr zu geben.

    -Gucci Nobile – Als es Gucci noch konnte… Zurückhaltende Eleganz perfekt umgesetzt. Seitdem nur von wenigen Häusern (und schon gar nicht von Guccci selbst) wieder erreicht. Preislich auch mittlerweile jenseits von Gut und Böse.

    -R de Capucci – Wenn er doch nur offensiver wäre! Leider eher bescheidene Haltbarkeit, so daß man sehr genau (und schnell) riechen muß, um diese wunderschöne Kombination aus Zitrischem und Krautigem zu erschnuppern.

    -Bogner Man (1985) – Ein Duft, der (außer in Ansätzen von Bogner selbst mit „Deep Forest“) nie kopiert wurde. Warum, weiß ich nicht. Sensationell eigen.

    -Davidoff (1984) – Ja, da geht uns Oldschoolern das Herz auf, nicht wahr? Vielleicht der „grünste“ Duft ever, und definitiv für mich einer der zehn besten Herrendüfte aller Zeiten. Trug ihn neulich als After Shave(!) montags im Edeka; als ich am Donnerstag wieder da war, schien es mehr, als könnte ich meine Duftwolke noch wahrnehmen. Im Ernst, Haltbarkeit und Sillage sprengen jede Skala.

    -Drakkar Noir – Der erste Duft auf dieser Liste, der reformuliert wurde und folglich heute noch für eher kleines Geld erhältlich ist. Die Reformulierung ist gelungen. Auch wenn diesem Duft das Animalische weitgehend ausgetrieben wurde, immer noch eine wuchtige Würzbombe für jedes Alter.

    -Bogart – Wohl der Duft mit dem besten „Preis-/Heftigkeitsverhältnis“. Für keine EUR 20 hat man mindestens 12 Stunden Spaß an diesem Vorschlaghammer aus den USA. Komplett undezent, indes wirklich sehr gut gemacht.

    -Azzaro pour Homme – Okay, Eulen nach Athen. Ein heute noch überall zu vernünftigen Preisen erhältlicher Überklassiker, dessen Komplexität und Entwicklung mich auch nach über zwei Jahrzehnten jedes Mal wieder neu staunen läßt.

    -Grey Flannel – Der nächste Überklassiker. Auch reformuliert und leicht kastriert, aber immer noch mit dieser „Maßanzugsnote“. Überaus günstig zudem.

    -Van Cleef & Arpels Pour Homme – Ja, frische Wäsche duftet toll. Genau wie dieser Kollege; frisch, seifig, würzig und edel. Auch (sehr gut) reformuliert und preiswert.

    -Boss Number One – Honig. Na gut, da ist noch viel mehr an Würze drin, aber Honig wurde für mich noch nie so gut wie in diesem Duft integriert. Auch ein Haltbarkeitsmonster. Die Reformulierung kenne ich nicht.

So, das soll es zunächst gewesen sein. Sind ja immerhin 18 Düfte geworden. Kenne ja doch noch einige mehr, und vielleicht mag ich ja noch weitere Teile schreiben. Hoffe, dieser zaghafte Versuch findet Anklang…

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