Chemist

Chemist

Rezensionen
Filtern & sortieren
11 - 15 von 55
Chemist vor 14 Jahren 3
6
Duft
Griff ins Gewürzregal
Parfüms der Marke Ahsan werden von der indischen Firma SFP Sons mit Sitz in Chennai (dem ehemaligen Madras) produziert. Ich habe Sprit von Ahsan in einem indischen Supermarkt erstanden, 60 ml Eau de Parfum kosteten umgerechnet ca. 2,90 Euro. Das mag sich für Europäer nach einem Billigprodukt anhören, ist in Indien aber durchaus ein Luxusartikel. Etwa ein Drittel der Bevölkerung lebt von weniger als einem Dollar am Tag, und 180 Rupien für dieses Parfüm sind ein sehr guter Tageslohn. Das ist in etwa vergleichbar mit einem Parfüm für 80 Euro bei uns. Der geneigte Leser kann sich sicherlich die Reaktionen der Verkäuferinnen vorstellen, als ich gleich 14 Parfüms in diesem Geschäft kaufte.

Zurück zu Sprit. Ein sehr floraler Auftakt überrascht mich, der ebenso schnell verschwunden ist, wie er mich überraschte. Wenn die Kopfnoten weiße Blumen waren, dann handelte es sich um extrem flüchtige Kopfnoten. Zurück bleiben starke Gewürze, Küchengewürze. Nelke, Thymian, etwas in diese Richtung, durchaus intensiv. Ein metallischer Unterton ist zu Beginn dabei, der nach einigen Minuten wieder verschwindet. Die Gewürze bleiben. Insgesamt wirkt Sprit auf mich durchschnittlich und austauschbar, nicht Fisch, nicht Fleisch. Nicht direkt schlecht, aber auch nicht überzeugend. Vielleicht das richtige Parfüm für heiße Nächte in den Straßen von Chennai, aber eher nichts für das hiesige Büro.

Es gibt schlechtere Parfüms von Ahsan. Weitere Kommentare folgen.
0 Antworten
Chemist vor 14 Jahren 14 2
10
Duft
Eintauchen in eine andere Welt
Endlich hatte ich Gelegenheit, alle Parfüms von Andy Tauer kennenzulernen. Tatsächlich konnte mich nur eines so sehr überzeugen, dass ich es kaufte: L'Air du Désert Marocain.

Schon die handgemachte Verpackung ist außergewöhnlich. Das Parfüm liegt in einer Art "Pralinenschachtel", mit einer leicht schief auf den weißen Karton geklebten "Postkarte", das Ganze mit einem Schleifchen versehen. Also kein Karton, den man hinstellen kann, sondern eine Verpackung zum Hinlegen. Darin fällt sofort die von Andy Tauer unterzeichnete Visitenkarte mit dem Wort "Enjoy" auf. Persönlicher geht es nicht mehr, und ich empfinde es direkt als Ehre, das Parfüm herausnehmen und aufsprühen zu dürfen. Luxus pur für vergleichsweise wenig Geld.

Das Parfüm selbst ist unglaublich intensiv. Trägt man zuviel auf (und das ist schnell passiert), findet man sich direkt in einer erstickenden Wolke wieder. Das ist nicht so unangenehm, wie es klingt, wenn man die marokkanische Wüstenluft mag; man muss nur von Zeit zu Zeit ein bisschen husten... also mein Tip: weniger ist mehr!

Der Duft selbst erlaubt es mir nicht, einzelne Komponenten herauszuriechen. Er ist sehr homogen und ausgewogen. Wahrhafte Handwerkskunst, und das von einem Chemiker-Kollegen. Da könnte ich fast neidisch werden, freue mich aber lieber, dass ich einen so talentierten Kollegen habe, der sich gegenüber den gelernten Parfümeuren durchsetzen konnte. Doch zurück zum Duft: es ist mir einfach nicht möglich, ihn gedanklich in Komponenten zu zerlegen, und so kann ich nur auf die Duftpyramide schauen und bestätigen, dass sicherlich Koriander enthalten ist, Ambra, Labdanum, und lauter andere schöne Duftnoten, die ich so sehr liebe. Dieses Parfüm ist für mich der Inbegriff des Orients - zumindest meiner Vorstellung vom Orient -, trockene Wüstenluft in der Abendsonne, Gewürze wehen vom nahen Bazar heran, ein Zelt, das den Wind zurückhält, Beduinen, die am Horizont vorüberziehen, Urlaub...

Danke, Andy!
2 Antworten
Chemist vor 14 Jahren 9
8
Duft
Für die, die Vetyver nicht mögen
Eau de Vetyver könnte man als Einsteigerduft in die Vetyver-Welt ansehen, denn letztlich besteht der Duft hauptsächlich aus einer grünen Grasnote, unaufdringlich, nicht zu herb, nicht zu stechend, rundum angenehm. Eines dieser "Ich-fühle-mich-frisch-gewaschen-und-sauber"-Parfüms, ideal für den Frühlingsanfang.

Die Bergamotte sorgt für die Frische, ohne dabei zitronig-sauer zu sein. Die Zypresse ist eine solide Basis, wie schon im Eau de Baux. Leichtes, unaufdringliches Holz, trocken, nicht zu herb, eher hellbraun. Von Rosmarin und Muskatnuss spüre ich so direkt nicht viel, wenngleich ich schon merke, dass da noch etwas ist, das den Hintergrund erzeugt. Und, wie gesagt, der Vetyver in seiner angenehmsten Form. Ich habe in der letzten Zeit immer wieder festgestellt, dass ich kein Freund von Gräsern oder grünen Parfüms im Allgemeinen bin, aber dieses hier gefällt mir sehr gut. Ideal für Einsteiger in die Gras-/Vetyver-Welt.

Das EdT erscheint mir recht dezent und sollte relativ stark dosiert werden, um für den Träger längere Zeit präsent zu bleiben. Einen echten Duftverlauf erkenne ich nicht, außer dass der Duft insgesamt mit der Zeit natürlich an Intensität verliert.
0 Antworten
Chemist vor 14 Jahren 5
2
Duft
Am Gewürz erstickt...
Diesen Duft wollte ich unbedingt testen, weil er einer der wenigen ist, der aus meinem Geburtsjahr stammt. Einem Geburtstagskind schenkt man ja gerne einen Whisky oder einen Wein aus seinem Geburtsjahrgang, und so kam ich auf die Idee, einfach mal nach Parfüms von 1968 zu suchen. Natürlich muss ich davon ausgehen, dass die inzwischen reformuliert wurden, aber der Test kann ja nicht schaden.

Mir haben wenige Sekunden gereicht, um diesen Duft sofort auszuschließen. Zimt und Nelke sind so extrem intensiv, wie ich es noch nirgends gerochen habe. Eigentlich mag ich beide Gewürze bei Parfüms (in der Küche gar nicht), aber das hier war mir viel zu stark. Sind sie zu stark, bist du zu schwach? Egal - bei diesem "Eau" konnte ich nicht schwach werden.

Vielleicht tue ich dem Parfüm unrecht, nach einem so kurzen Test einen Kommentar zu schreiben und eine Bewertung abzugeben. Normalerweise kommentiere ich nur Düfte, die ich auch tatsächlich im Alltag getragen habe. Aber hier war meine Meinung sofort klar: Für mich nie wieder.
0 Antworten
Chemist vor 14 Jahren 13 8
Der olfaktorische Alptraum
Ein Parfüm wie aus dem schlechtesten Horrorfilm entsprungen, das Tragen dieses Gestanks peinigte meine Nase, und dementsprechend erlebe ich mit Un Bois Vanille nun eine Premiere: meine erste 0%-Wertung. Doch der Reihe nach.

Direkt nach dem Aufsprühen rieche ich etwas unglaublich bitteres, das direkt verbrannt riecht. Irgendwie stinkt es nach Gummi, oder genauer gesagt nach verbrannten Autoreifen. In diesen Gestank mischt sich Vanille. Dieser bestialische Geruch legt sich erst einmal auf meine Schleimhäute wie eine erstickende Feuerlöschdecke.

Nach einigen Minuten nehme ich Trockenfrüchte wahr, Datteln oder Feigen (ich mag beides nicht und kann deswegen nie so ganz auseinanderhalten, in welche Richtung der Geruch geht - auf jeden Fall sind es orientalische Früchte, die ich vor Augen habe). Dazu kommt ein Hauch Säure, den ich aus Arabie schon kenne. Beides zusammen löst in mir die Vermutung aus, jemand habe Datteln oder Feigen erbrochen. Entschuldigung, wenn das jetzt ekelhaft wird: für mich ist diese Erfahrung wahrhaft ekelhaft.

Nach einer Viertelstunde lässt die Intensität dieses beißenden Gemisches aus brennenden Autoreifen und erbrochenen Trockenfrüchten erfreulicherweise nach, der Grundcharakter bleibt aber erhalten. Ich denke nun an verkokelte Gummibärchen. Bei Gelegenheit werde ich mal ein paar anzünden, um deren Geruch mit Un Bois Vanille in dieser Phase zu vergleichen. Der Gestank an sich bleibt erhalten, auch wenn er schwächer wird, und er ist noch immer präsent genug, um die Vanille zu übertönen.

Nach rund zwei Stunden ist das brennende Gummi gelöscht und abgekühlt, und dann entwickelt sich das Ganze zu einer trockenen, bitteren Vanille, leicht säuerlich, und nach weiteren zwei Stunden erkenne ich das Guajakholz, das hierfür mitverantwortlich zu sein scheint. Das habe ich in anderen Parfüms durchaus sehr angenehm wahrgenommen. Die Mischung hier empfinde ich einfach nur als widerlich und ekelerregend, und weil das in meinen Augen kein Parfüm ist, kann ich ich nur die 0%-Wertung zücken.
8 Antworten
11 - 15 von 55