CleoAkasha

CleoAkasha

Rezensionen
6 - 6 von 6
Ein Hauch von Puder auf Wildleder
Sicherlich bin ich nicht die erste, die sich über den Namen dieses Duftes wundert. Leder im Sinne eines typischen Herrenduftes, eines Pferdesattels z. B. oder einer Bikerkluft, ist hier definitiv nicht zu finden. Und schon gar nicht lässt der Duft die Anwesenheit einer nächtlichen Schönheit in Lederkorsett und mit Reitgerte in der Hand vermuten. Ich erahne aber einen Hauch von Wildleder, eines zarten Paars Damenhandschuhe etwa oder eines Jäckchens. Wer Madness von Chopard kennt, weiß, was ich meine, gemeinsam ist beiden Düften übrigens der rote Pfeffer. Während Madness aber eine spritzig-zimtige Würze hatte, ist Cuir de Nuit viel zurückhaltender, hautnah, subtil, man wird schon auf Tuchfühlung gehen müssen, um in den Genuß dieser zarten Duftaura zu gelangen, so wie es gerne zu nächtlicher Stunde, in der Intimität eines dunklen Raums geschehen mag.

Dominierend ist im Duft aber auf jeden Fall die Vanille. Eine sehr trockene Vanille, so wie sie uns einst Pure DKNY präsentierte, keinesfalls gourmandig-süß, keine klebrige Leckerei. Da lügt der Umkarton keienswegs. Auch die Noten von Kakao und Kaffee, die uns angekündigt wurden, sind zu finden, direkt nach dem Aufsprühen, der Kakao auch eher subtil darüber gestäubt, keinesfalls süß wie eine Trinkschokolade. Und der Kaffee... auch hier nur ein Hauch in der Luft, eine altmodische Kaffeenote wie aus einem klassischen Café, hier zaubert kein Barista milchschaumige Prätentiösitäten unter lautem Zischen in die Tasse, hier wurde der Kaffee eher noch von Hand gemahlen und aufgegossen. Es ist ein Gourmandduft in dem Sinne, dass hier ess- und trinkbare Zutaten verarbeitet wurden, aber das Ergebnis ist keineswegs süß und schon gar nicht kindlich. Im Duftverlauf steigert sich die Wahrnehmung von Kakao und Kaffee zunächst, um dann eine abstraktere Liäson einzugehen, nicht mehr differenzierbar.

Die Sillage ist gering und damit ist der Duft eigentlich für alle Gelegenheiten tragbar, wobei ich ingesamt aber dennoch eher zur kühlen und kalten Jahreszeit geneigt wäre. Die Hautnähe dürfte vermeiden, dass man andere Menschen mit ihm erschlägt, er ist nicht geeignet, um Fremde auf sich aufmerksam zu machen, aber bei einem ersten Date dürfte er ein eher subtiler und überraschender Begleiter sein, der sich erst bemerkbar macht, wenn sich Sympathie eingestellt hat und man vielleicht zum Abschied am Ende eines vielversprechenden Abends eine erste zarte Umarmung wagt. Auch für Herbstspaziergänge oder lauschige Abende auf der Couch, allein mit einem Buch oder zu zweit kuschelnd, würde ich gerne gelegentlich zu diesem Fläschchen greifen.

Für relativ kleines Geld bekommt man einen durchaus überraschenden und angenehmen Duft, der Abwechslung in den Alltag von Duftliebhabern zu bringen vermag. Als Signatureduft wäre er mir aber einen Hauch zu luftig.

4 Antworten
6 - 6 von 6