Dave76

Dave76

Rezensionen
Dave76 vor 3 Jahren 9
9
Flakon
5
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Der Meister der Schönen Künste
Vor einigen Jahren wollte ich einen neuen daily Driver ausprobieren und erwarb das Bleu de Chanel. Schon im Gehen fiel mir noch ein, dass ich gern extra etwas "Winterliches" haben möchte. Die Verkäuferin empfahl das Guerlain l'homme ideal, das ich kurzerhand mitnahm.

Daheim angekommen, testete ich die Parfums und stellte das Guerlain weg. Ich benutzte lange Zeit das Chanel. Dann gesellten sich noch einige andere Herrendüfte dazu, die ich abwechselnd auflegte.
Irgendwann kam mir die Idee, ungetragene Sachen auszusortieren und da musste auch das Guerlain auf den Prüfstand. Gesprüht, nein, diese Kirschbombe brauche ich nicht mehr, kann weg. Aber wenn er schon einmal aufgetragen ist, dann schaue ich, wie er sich entwickelt.

Faszinierend, wie schnell man seine Meinung ändert. Nachdem sich der erste heftige Kirscheindruck gelegt hat, kommt eine wirklich sehr schöne Mandel-Holz-Note mit ein wenig Weihrauch zum Vorschein. Völlig anders als die "üblichen Verdächtigen" zeigt das Parfum, was es kann. Ein tolles gourmandiges Wässerchen mit einem großen Hang zum Edlen.
Guerlain l'homme ideal riecht in der Tat sehr sehr luxuriös, es passt wunderbar zu kubanischen Farben und Lebensfreude. Es ist trotz der Kirschnote nicht zu süß, sondern balanciert eindeutig die maskuline Seite aus. Dabei bleibt es dennoch recht nah und duftet nicht komplette Räume zu.
In der weiteren Beschreibung möchte ich das Wort "elegant" nicht verwenden. Dieser Duft ist nicht elegant, sondern geht eindeutig in die Richtung "gediegen". Es ist kein Parfum für geometrisch durchgestylte Menschen oder hyperaktive Sportskanonen, nein, hier schaut der kultivierte Genießer verschmitzt um die Ecke. Ein gesetzter Mann, der völlig selbstverständlich helle Anzüge und Golduhren trägt.

Ich lege es nun seit über einer Woche durchgehend auf, sehr dezent dosiert (je ein Sprüher zwei bis drei Mal täglich) und bin immer noch sehr beeindruckt. Tatsächlich überlege ich sogar, es dauerhaft als Signaturduft einzusetzen, meiner Frau gefällt es ebenfalls sehr gut.
Ein ganz wichtiger Faktor für mich: ich bekomme keine Kopfschmerzen davon, hier bin ich sehr empfindlich. Ich habe noch Prada l'homme, Chanel Allure homme, Salvatore Ferragamo usw. im Bestand, die ich deshalb so gut wie nie tragen kann und deshalb in den Verkauf gehen werden.

Wer einen vorzüglichen und hochwertigen Duft haben möchte, der zudem recht erschwinglich und individuell gestaltet ist, dem sei Guerlain l'homme ideal ans Herz gelegt. Der Flakon sieht toll aus und der Sprüher funktioniert perfekt. Die Haltbarkeit möchte ich mit ca. 5 Stunden angeben.








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Dave76 vor 3 Jahren 22 4
7
Flakon
6
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Pour Monsieur - ein Meisterwerk der Herrengarderobe


Ich habe hier das „Pour Monsieur“ von Chanel als Eau de Toilette. Es ist der einzige Herrenduft, den Coco Chanel selbst lancierte und man munkelt, sie hätte sich hier und da von gewissen Gentlemen inspirieren lassen.



„Pour Monsieur“ - für den Herren - legt schon im Namen den Einsatzzweck fest. Es ist ein zypriotischer Duft, ein bißchen Holz und Eichenmoos ist auch dabei. Der Flakon ist schlicht, monolithisch ohne unnütze Schnörkel, das Parfum selbst schwappt fröhlich grüngelb unter dem technisch tadellosen Zerstäuber.


„Pour Monsieur“, na da schaun mer mal. Pfft - sofort kommt der Flaschengeist in Form einer zitrischen Hammerwolke zum Vorschein und ruft die Bilder hektisch 4711-Tüchlein tupfender bestager-Ladies im Kopf auf. Also bitte, liebe Coco, was hast du dir dabei gedacht?
Nach einigen Augenblicken lässt die Kölschbombe nach und macht einem frischen sommerlichen Duft Platz. Ja, es wird wesentlich besser. Viel besser. Viel viel besser! Ein bißchen Pfingstrose, ein bißchen Ingwer und dann nehme ich auch schon die leicht herbe Zedernholznote und das Eichenmoos wahr. Der Duft bekommt seine Eie.. pardon, Männlichkeit und ist nun unverkennbar für den Herrn Monsieur gemacht. Er duftet wunderbar organisch und sollte es synthetische Zutaten geben, sind sie sehr gut kaschiert.


„Pour Monsieur“ brüllt nicht um zehn Blocks, er ist kein Feenstaub für Babos und erst recht keine knallharte Lorke für Berufskiller, sondern genau das heiter-beschwingte Parfum, das Pan Tau unterm Jacket trägt. Oder Bang Peter Johannsen, vielleicht sogar Egon Olsen selbst, ja doch, es würde gut zu ihm passen. 



„Pour Monsieur“ ist ein Kind der Fünfziger und das merkt man auch. Eher schlicht, aber sehr hochwertig verarbeitet. Das gute Französische, das sonntags aufgelegt wird, wenn man frisch rasiert und mindestens im Kombinationsanzug, besser mit Dreiteiler und Hut aus dem Haus geht. Eine fröhliche, seriöse Signatur für Herren außerhalb jeglichen Jugendwahns, die wenigstens die Vierzig, eher die Fünfzig überschritten haben.
Das Chanel hat ohne Zweifel seine Zielgruppe. Mich hat er gna-den-los erwischt, ich liebe diese wunderbare Komposition, diese nie wieder erreichte mid-century elegance. Ja, ich trage Trenchcoats und Anzüge.

Liebe Frauen, die prompt loslaufen und dieses Werk für ihre bessere Hälfte einkaufen möchten: bitte nicht. 
„Pour Monsieur“ ist kein Geschenk, das in Glitzerpapier getarnt zwischen Comicsocken und Business-Krawatten unter der Jahresendfichte liegen darf. Die Gefahr, dass es irgendwann zum zehnten Mal weiterverschenkt wird ist viel zu groß.
Nein, so etwas kauft Mann sich stets für sich - oder aber Sie sind Frau genug, diesen schönen Chypre selbst zu tragen. Es könnte funktionieren!

Die Haltbarkeit auf der Haut möchte ich als durchschnittlich bewerten. Bereits nach 3-4 Stunden bleibt er sehr körpernah. Noch 1-2 Stunden später hat der Monsieur zu seinem Hut gegriffen, jedoch nicht ohne augenzwinkernd noch einmal kurz aufzutreten, wenn man sich körperlich ertüchtigt.

Bitte noch beachten: "Pour Monsieur" Eau de Toilette und "Pour Monsieur" Eau de Parfum sind trotz des gleichen Namens zwei sehr unterschiedliche Düfte. Das EdP ist wesentlich vanilliger und stärker. Also beim Nachtesten darauf achten.
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Dave76 vor 5 Jahren 8
Chanels Basismodell
Neulich habe ich mir zwei Anschaffungen erlaubt: ein neues Auto und ein neues Alltagsparfum. Als ich zur Auswahl schritt, empfahl mir die freundliche Fachverkäuferin das Chanel und Diors Sauvage. Im Laden waren die beiden olfaktorisch nicht zu unterscheiden, selbst ein Ausbruch vor die Tür mischte lediglich etwas Pommes mit scharf von der nahegelegenen Imbissbude ein.
So wählte ich rein zufällig das Sauvage, um es am nächsten Tag zurückzugeben. Was für ein scheußliches Seifenwasser, ich entschuldige mich bei allen Freunden dieses Produktes für das harte Wort. Aber.. Industrieseife pur!
Nun ging es zum Bleu de Chanel und ja. Ja! Unaufgeregt. Leicht unterkühlt. Die schnelle Zitruseröffnung verfliegt und weicht einem gefälligen, hochwertigen frischen Duft. Die Bestandteile möchte ich nicht noch einmal repetieren, insgesamt wirkt das Parfum zwar eher synthetisch, jedoch nicht unangenehm. Eine leicht sportliche Note lässt sich ausmachen.
Was das eingangs erwähnte Auto damit zu tun hat, erläutere ich sofort: es handelt sich um das einfachste, einstiegsmotorisierte Fahrzeug eines bayrischen Herstellers.
Natürlich rauschen sie vorbei, all die hochgezüchteten Tschechen, Franzosen und Japaner, jeder hat ein Lichtjahre besseres Preisleistungsverhältnis, schreien: seht her, auch ICH habe diesen Hofmeisterknick, auch ICH diese Kante und diesen Knopf und auch ICH bin wild. Und ICH bin billiger, schneller, ja einfach besser.
Is scho recht, würde der Bayer in mir sagen (bin Sachse), aber ich sitz' dafür recht gut. Klassisch mit Antrieb hinten, klassisch mit schönen Linien, gut angezogen.
Das Chanel ist ein klassisches Basismodell. Andere können viele Dinge besser, lauter, meinetwegen auch ungewöhnlicher oder billiger.
Das Chanel ist da. Unaufdringlich, es begleitet solide durch den Tag und präsentiert durchaus gute Haltbarkeit. Nie aufdringlich, feine Eleganz ist der neue punk.
Wer auf die sprichwörtliche Kacke hauen will, benutzt dann eben das Antaeus aus dem gleichen Haus.

Nach vielen Jahren Gucci Guilty fällt mein persönliches Urteil für das "kleine" Chanel sehr ordentlich aus.
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Dave76 vor 11 Jahren 6 2
Überholen ohne Einzuholen
Die Geschichte begann damit, dass ich vor einigen Jahren eine Flasche "Tabac original" geschenkt bekam. Ich benutzte es einmal - um festzustellen, dass es absolut nicht mein EdT war. Im Prinzip roch es zwar gar nicht schlecht - jedoch viel zu synthetisch, zu simpel, zu.. gewöhnlich. Viel zu gewöhnlich.
Eine Freundin entdeckte den Flakon und erbettelte ihn sich, da ich mich weigerte, ihn zu tragen. Sie fährt voll darauf ab und meint, sich gelegentlich eine Nase zu holen.
Nun, ich deckte mich mit sinnlichen, frischen Düften ein. Mein geliebtes Armani code ist ebenso am Mann wie Joop go! oder mittlerweile auch das Gucci Guilty xtreme, an das ich mich gewöhnt habe. Schöne Düfte, teilweise unisextauglich, gefällig, langwei.. was? Nein, doch nicht langweilig!
Aber ich brauchte etwas Spezielles. Einen Kracher. In der türkisen Drogerie wurde ich herzlich - aber nutzlos beraten. Nein, ich möchte kein Standard(t)-le male, keinen one-million-Feenstaub für herumschwänzelnde checker.
Ganz unten im Regal, gerade noch im Sichtfeld zog mich ein Tester an: Egoiste von chanel. Nun, ich bin kein Egoist, probierte dennoch und stellte umgehend das Fläschen wieder weg. Nein nein nein!
Chanel Antaeus. On-to-öö. Ein vorsichtiger Spritzer offenbarte eine fast vergessene Note: Das kenn ich doch. Ja richtig, eine flüchtige Erinnerung an tabac! Aber viel feinsinniger, komplexer, schöner, rundum männlich. Ich habe ihn gekauft.
Antaeus muss mit Verstand benutzt werden. Er ist für Männer gedacht, die zupacken können - jedoch peinlich darauf achten, keine Schmutzränder unter den Fingernägeln zu haben. Die patinierte Lederjacke paßt hervorragend zu ihm, zerrissene Jeans nicht. Das Auto darf ein paar Jährchen auf den Buckel haben, aber keinesfalls verbeult oder gar verrostet sein.
Antaeus ist einer der selbstbewußtesten Düfte, die ich kenne, eine heftige Projektion und eine sehr klassische Komposition völlig abseits der ganzen sportlichen oder blumigzärtlichen Modedüfte. Frei von femininen Noten. Dennoch schafft er den Spagat, nicht vulgär zu wirken, sondern ist einfach seriös, präsent. Er paßt perfekt zu meinen angegrauten Schläfen, zu meiner Distinguiertheit.
Er ist definitiv nicht jugendlich oder sportiv.
Man sollte in der Öffentlichkeit unbedingt wissen, was man möchte, Unsicherheit ist ebenso deplaciert wie Überheblichkeit.
Antaeus kauft man sich als Mann selbst. Er ist kein üblicher Geschenkeduft, den sich liebe Muttis oder Ersatzmuttis wie z.B. manche Ehefrauen für Männe zu Weihnachten einpacken lassen.
On-to-öö. I´m a man.
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Dave76 vor 12 Jahren 7
Stilvolle Hausmannskost
Hallo, über die chemische Zusammensetzung von Giorgio Armanis "Armani code" möchte ich nicht schreiben, sondern über meine Entscheidung, dieses Produkt zu erwerben.
Ich suchte nach einer sinnlichen Ergänzung zu meinem üblichen Joop go!, das mehr die laute Frischeschiene bedient.
Nach einigen Fehlschlägen mit Pradas "luna rossa" und Guccis "guilty intense" arbeitete ich mich durchs Forum und erstand im Anschluß "Armani code"
Vorweg, ich bin ein eher introvertierter, jedoch keinesfalls schüchterner Mittdreißiger und mag gute Umgangsformen.
Also benutze ich die übliche Dosis (jeweils ein Spritzer auf linke und rechte Oberkörperhälfte)und beobachtete. Armani code verwirrte erstmal durch verschiedene Zitrusnoten, anschließend erschien ein sehr warmer, nicht zu schwerer und dennoch edler Duft, eine gekonnte Rauch- Holz- und Ledermischung, die übrigens keinesfalls altbacken wirkte.Sehr gut! Der Feldtest kann beginnen.
Ich ergänzte mich durch eine schlicht-elegante Kombination von unifarbenem Hemd und Hose und ging in den Club.
Es ist übrigens völlig sinnlos, mit diesem Armaniduft in den Massen projizieren zu wollen.Nein, der Duft bleibt zurückhaltend und ausschließlich bei mir.
Beim Tanzen zeigten sich die wahren Qualitäten dieses schön-dezenten EdT, meine Tanzpartnerinnen schmiegten sich wohlig an mich und es gab einige Komplimente. Übrigens: die gut "sichtbare" le male- und one million - Fraktion(viele davon ü40) irrte nahezu verzweifelt wirkend durch die Disco ;)
Armani Code ist definitiv kein Ausrufungszeichen für das "Hier bin ich, lass dich fischen und nehmen"-Klientel. Man muss ihn selbstbewußt tragen, er unterstreicht aber sehr gut und stellt sich nicht in den Vordergrund. Ich habe mich sehr wohl mit ihm gefühlt.
Eine Tanzpartnerin mit ebenso dezenten Duft fragte ich nach ihrem Parfum - sie antwortete "Armani code femme" ;)
Zum Habitus: Ein Hobby von mir sind Uhren. Der Duft läßt sich sehr gut mit einer Armaniuhr vergleichen: Edel designt, keine Extravaganzen, die Zutaten sind solide aber unspektakulär. Nichts zum Angeben, keine Spielerei sondern zum angenehmen Benutzen.
Es muß jeder selbst entscheiden, ob der doch recht ambitionierte Preis dafür gerechtfertigt ist.
Bei den Uhren muß ich das verneinen, auch wenn mir selbst mal ein Armaniticker zugelaufen ist. Aber der Duft geht absolut in Ordnung, zumal er eine facette von mir darstellt und kein Hauptaugenmerk, das drei mal täglich aufgefrischt werden muß und dadurch enorm kostspielig wird.
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