28.06.2016 - 01:56 Uhr

Profumorist
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Profumorist
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38
Dem Zeitgeist verpflichtet
Die 70er und 80er Jahre waren geprägt durch gehaltvolle, moosige, schwere, raumfüllende, mit Testosteron geschwängerte prägnante Düfte wie „Azzaro pour homme“, „Antaeus“, „Patou pour homme“, „Quorum“, um nur einige zu nennen. Etwas später kam noch „Boss No. 1“ und „Zino“ hinzu. Unisex gab es noch nicht wirklich. Das waren noch die Signaturdüfte von Darth Vader, Gordon Gecko und dem Terminator. Das, was wir heutzutage als Klassiker bezeichnen und noch so oft gerne tragen.
Mitte / Ende der 80er änderte sich die olfaktorische Landschaft radikal. Aus schwer und moosig wurde aquatisch und frisch. Krasser kann ein Wechsel gar nicht sein. Angefangen mit „Green Irish Tweed“ und drei Jahre später mit „Cool Water“ und „New West“ schwappte die Erfrischungs-Welle über uns hinweg. In den 90er kamen noch „L’eau d’Issey pour homme“, Calvin Kleins Unisex-Meisterwerk „CK One“, Kenzos "Pour homme" und Giorgio Armanis Disco-Schleuder „Acqua di Gio“ hinzu. Alles, was wir heutzutage als moderne Klassiker bezeichnen und teilweise noch gerne tragen.
Mitte / Ende der 90er und Anfang des neuen Jahrtausends änderte sich wieder etwas. Es wurde süßlich. „Le male“. Jean Paul Gaultier. In den 00er Jahren kamen noch „One Million“ und „Spicebomb“. Die hochwertigen Ableger dieser Stilrichtung hören auf den Namen „Dior Homme Intense“. Irgendwer entdeckte auch auf einmal ein komisches Harz aus dem Adlerholzbaum und Leder war trotz des Vegan-Trends auch wieder up-to-date.
Wie Ihr seht, ändert sich im Leben nun stetig vieles. Das ist Naturgesetz und das ist auch gut so.
Und wie ihr sicherlich erahnen könnt, vollzieht sich seit ein paar Jahren der nächste Wechsel in der Parfüm-Welt. Wohin, ja wohin eigentlich? Der hier kommentierte Duft gehört eindeutig dazu. Künstlich, langweilig, übertrieben frisch, leicht, androgyn und was weiß ich nicht alles wurde ihm bereits vorgeworfen. Der Untergang des Abendlandes. Eine Schande für ein Modehaus wie Chanel. Coco würde sich im Grab umdrehen. Auch ich muss gestehen, dass ich auch nach mehrmaligem Testen mit diesem Duft nichts anfangen konnte. Zu künstlich erschien mir die Idee.
Mittlerweile glaube ich einfach, dass dies den Zeitgeist darstellt. Für mich sind solche Düfte einfach unkompliziert, frisch, gepflegt. Dave Gahan101 hat sie mal als „The normal one“ beschrieben (galt zwar "Sauvage", passt aber trotzdem). Aber sind sie deshalb schlecht? Oder nicht tragbar? Business untauglich? Was für die U20-Generation? Mitnichten!
Sie gehen immer und was mich persönlich am meisten fasziniert und mir eigentlich überhaupt nicht wichtig ist, da ich Düfte trage, um gut zu riechen: Man bekommt wirklich Komplimente. Wie gesagt, das scheint der Zeitgeist zu sein.
Schluss mit dem kleinen Blog-Exkurs und zum Duft. Dieser startet wenig überraschend sehr zitrisch-frisch. Ob es die Zitrone oder die Grapefruit ist, kann ich nicht genau sagen. Ein wenig Pfeffer noch dazu. Passt. Gefällt. Ich muss gestehen, vielmehr tut sich da auch nicht mehr. Vetiver kann ich persönlich nicht so gut wahrnehmen. Insgesamt schlägt der Duft nach ein paar Stunden ein wenig ins Würzig-Holzige, ohne dabei aber den frischen und fruchtigen Charakter zu verlieren.
Die Haltbarkeit ist bei mir überhaupt nicht schlecht. Sehr gut sogar. Ohne Probleme acht Stunden und vielleicht auch mehr. Die Sillage ist wiederum eher überschaubar. Anfangs recht stark, lässt er danach stetig nach.
Wer kann’s nun tragen? Jeder, der den Zeitgeist verinnerlicht, ohne einem Trend hinterherlaufen zu wollen. Jeder, der Bock auf etwas Unkompliziertes hat.
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Diese Art von Düfte sind wesentlich besser als ihr Ruf. „Aventus“ hat hier für mich den Anfang gemacht und ist und bleibt die Referenz. Dior hat es mit „Sauvage“ versucht nachzumachen. Auch nicht so schlecht wie sein Ruf, aber auch nicht so gut wie bei den beiden Erwähnten.
Werde ich ihn mir kaufen? Ich ringe noch mit mir. Tendenz steigend...
Gruß
Euer Profumorist
Mitte / Ende der 80er änderte sich die olfaktorische Landschaft radikal. Aus schwer und moosig wurde aquatisch und frisch. Krasser kann ein Wechsel gar nicht sein. Angefangen mit „Green Irish Tweed“ und drei Jahre später mit „Cool Water“ und „New West“ schwappte die Erfrischungs-Welle über uns hinweg. In den 90er kamen noch „L’eau d’Issey pour homme“, Calvin Kleins Unisex-Meisterwerk „CK One“, Kenzos "Pour homme" und Giorgio Armanis Disco-Schleuder „Acqua di Gio“ hinzu. Alles, was wir heutzutage als moderne Klassiker bezeichnen und teilweise noch gerne tragen.
Mitte / Ende der 90er und Anfang des neuen Jahrtausends änderte sich wieder etwas. Es wurde süßlich. „Le male“. Jean Paul Gaultier. In den 00er Jahren kamen noch „One Million“ und „Spicebomb“. Die hochwertigen Ableger dieser Stilrichtung hören auf den Namen „Dior Homme Intense“. Irgendwer entdeckte auch auf einmal ein komisches Harz aus dem Adlerholzbaum und Leder war trotz des Vegan-Trends auch wieder up-to-date.
Wie Ihr seht, ändert sich im Leben nun stetig vieles. Das ist Naturgesetz und das ist auch gut so.
Und wie ihr sicherlich erahnen könnt, vollzieht sich seit ein paar Jahren der nächste Wechsel in der Parfüm-Welt. Wohin, ja wohin eigentlich? Der hier kommentierte Duft gehört eindeutig dazu. Künstlich, langweilig, übertrieben frisch, leicht, androgyn und was weiß ich nicht alles wurde ihm bereits vorgeworfen. Der Untergang des Abendlandes. Eine Schande für ein Modehaus wie Chanel. Coco würde sich im Grab umdrehen. Auch ich muss gestehen, dass ich auch nach mehrmaligem Testen mit diesem Duft nichts anfangen konnte. Zu künstlich erschien mir die Idee.
Mittlerweile glaube ich einfach, dass dies den Zeitgeist darstellt. Für mich sind solche Düfte einfach unkompliziert, frisch, gepflegt. Dave Gahan101 hat sie mal als „The normal one“ beschrieben (galt zwar "Sauvage", passt aber trotzdem). Aber sind sie deshalb schlecht? Oder nicht tragbar? Business untauglich? Was für die U20-Generation? Mitnichten!
Sie gehen immer und was mich persönlich am meisten fasziniert und mir eigentlich überhaupt nicht wichtig ist, da ich Düfte trage, um gut zu riechen: Man bekommt wirklich Komplimente. Wie gesagt, das scheint der Zeitgeist zu sein.
Schluss mit dem kleinen Blog-Exkurs und zum Duft. Dieser startet wenig überraschend sehr zitrisch-frisch. Ob es die Zitrone oder die Grapefruit ist, kann ich nicht genau sagen. Ein wenig Pfeffer noch dazu. Passt. Gefällt. Ich muss gestehen, vielmehr tut sich da auch nicht mehr. Vetiver kann ich persönlich nicht so gut wahrnehmen. Insgesamt schlägt der Duft nach ein paar Stunden ein wenig ins Würzig-Holzige, ohne dabei aber den frischen und fruchtigen Charakter zu verlieren.
Die Haltbarkeit ist bei mir überhaupt nicht schlecht. Sehr gut sogar. Ohne Probleme acht Stunden und vielleicht auch mehr. Die Sillage ist wiederum eher überschaubar. Anfangs recht stark, lässt er danach stetig nach.
Wer kann’s nun tragen? Jeder, der den Zeitgeist verinnerlicht, ohne einem Trend hinterherlaufen zu wollen. Jeder, der Bock auf etwas Unkompliziertes hat.
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Diese Art von Düfte sind wesentlich besser als ihr Ruf. „Aventus“ hat hier für mich den Anfang gemacht und ist und bleibt die Referenz. Dior hat es mit „Sauvage“ versucht nachzumachen. Auch nicht so schlecht wie sein Ruf, aber auch nicht so gut wie bei den beiden Erwähnten.
Werde ich ihn mir kaufen? Ich ringe noch mit mir. Tendenz steigend...
Gruß
Euer Profumorist
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