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Meinungen einer schnüffelnden Nase
vor 12 Jahren - 17.03.2012

Lob der Abfüllung

Abfüllungen sind der Horror. Echt. Ein Spiel, bei dem man (ich) nie gewinnen kann.  Um das einzuschätzen muss ich vielleicht vorausschicken: nein, ich bin nicht gänzlich ungeschickt. Ja, ich kann das eine oder andere Präludium+Fuge vom Johann Sebastian am Pianoforte spielen (eher possierlich, als zierlich), ja, ich kann eine verkorkte Weinflasche mit einer feuchten Baby-Windel öffnen (nicht, das ich hätte Babies hätte), ja, ich kann auch eine Waschmaschine mit einem Fahrradschlauch und Bindfaden reparieren. Aber nein, ich kann keine Röhrchen oder Gläschen so befüllen, dass es dem Niveau unserer frauendominierten Community (in der sich aber auch mancher Mann kunstreich hervortut) befüllen.
Also, meine Abfüllungen sind die Katastrophe. Und das, wie gesagt, nicht, weil ich Grobmotoriker bin (bin ich nicht!).
Es fängt schon damit an: wo ist die verdammte Bottel? (für alle folgenden Flüche bitte ich einfürallemal um Vergebung.) Die verdammte Bottel könnte tendenziell in drei verschiedenen Räumen, in 18-27 Boxen oder Kästchen verborgen sein. Das bedeutet tendenziell: die Ordnung der ganzen verqueren, in historische Areale und archäologische getrennte Schichten zergliederte Sammlung zu rekonstruieren. So, nach dem Ab- und Aufschichten mehrerer Kartons ist die verdammte Bootel dann gefunden (natürlich am hinterletzten Ort).
Dann: ist endlich auch Röhrschen/Gläschen zur Hand. Doch: es geht immer die Hälfte daneben. SprühSprüh, je mehr ich sprühe, desto mehr wandert die Sprühöffnung gegen den Erdumdrehungssinn. Warum, weiß ich nicht. Nur das Röhrchen wird nicht befüllt, sondern alle umliegenden Areale: meine Hand und die Hosenbeine. Beim Aufstecken des Sprühkopfs des befüllten Röhrchens schnellt das Röhrchen quer durchs Zimmer, Richtung Palme. Da haben alle was von. Am meisten die Palme. Nur das Röhrchen ist wieder leer.
Nach ein paar Anläufen ist dann nicht nur das Röhrchen befüllt, sondern auch verkapselt. Etappensieg. Folgt das Beschriften. Geht nicht gut, weil das aufgebrachte Papier vom rumgesabberten Parföng nass geworden ist und die Farbe des Kulis in die Spektralfarben des Regenbogens zerlegt (Chromatographie). Nur zu lesen is nix. Nochmal also mit Bleistift.
Dann kommt das Aufbringen des Zettels auf die Bottel mittels Tesa-Film. Kennt Ihr das? Eine Tortur. Man reißt einen Streifen runter (meist anderthalb Kilometer zuviel), aber statt die scharfen schneidigen Zähne des Abrollers das Tesa sauber zerteilet, stretcht sich das gen unendlich, reißt dann unkontrolliert ab, das Tesaband schnurrt sich zu einem Knäuel (Gordischer Knoten) untrennbarer Schichten zusammen, fällt zu Boden (Butterseite nach unten: Murphys Law), nimmt da alle dasigen Haare, Krümel und Stäubchen auf, weigert sich instantan überhaupt noch irgendwas zu verkleben… Und der Rest ist … [nicht jugendfreie Flüche]. Danke schön, was für ein schönes Wochenende.
Von den nächsten Schritten, dem Verpacken der Röhrchen in Knallfolie (und wie das immer wieder rausflutscht), dem Einbringen in eine Versandtasche (die sich wellt und gegen Verschließung sträubt), dem Beschriften und Aufkleben der Adresse (die sich wellt und nicht kleben will), dem Abschlecken und unerfolgreichen Aufbringen der Briefmarken (die man unter höchster Anspannung der Konzentration unter materiellen Verlusten am Automaten am Vortage gezogen hat), diesem Nichtklebenwollen und sich Wegwinden… – will ich nicht reden.
Irgendwie hat man das Päck in die Postbox gedroschen (zu dick, zu breit, zu voll), irgendwie ist es Wochen später beim Empfänger. Irgendwie freut der sich sogar. Irgendwie freue ich mich dann auch. Erleichterung?

Nun könnte man sich vielleicht denken, dass ich nicht gerne abfülle. Aber dem ist nicht so. Denn erstens: sortiert sich die Sammlung neu (wie war hier noch die kunstreiche Anordnung? Ach so war das. Dann aber auch dies Bottel dahin…); Zweitens lernt man Geduld (Gautama Buddha sagt: das Schnelle ist langsam, das Langsame schnell…); Drittens begegnet man mal wieder seiner Sammlung (ach was bist Du doch eigentlich für ein Schätzchen!, komm mal gleich mit auf meine Bettkante); Viertens macht man sich selbst glücklich; und macht Parfümo-Members (manchmal) glücklich; die einen dann wieder selbst glücklich machen… Eine win-win-situation. Wenn nur dieses blöde, widerständige, nervenaufreibende, Männer-in-den-Wahnsinn-treibende, Kampf-mit-der-Materie-bedeutende, aufmerksamkeitsheischende, lustgewinnvermeidende, dreimalverfluchte, fünfmalgesuchte Abfüllen nicht wäre. Sagte ich das schon? Ich liebe Abfüllungen. Immer! (Besonders in meinem Postkasten).

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