Fhfhfh

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Fhfhfh vor 13 Jahren 13 1
Überraschende Wendung
Unerwartet verlief die Begegnung mit "Parfum d'Hermès", das man wohl als ausgestorben betrachten muss (und auch die Flasche, die ich kenne, weicht stark von dem Bild oben ab: am bekanntesten ist der Flacon in Ringform geworden). Also: Vorsichtig den Deckel gelöst und zwei Tröpfchen auf den Handrücken gesplasht. Nase drüber, tief durchatmen. Unmittelbar spannt sich in großer Prachtentfaltung eine riesige Blume auf, die aus Rose und Jasmin gebaut ist und die anderen Ingredenzien im Blattreigen am Rande mitspielen lässt. Eine "big bone lady", typisch für die Achtziger: mit hoher Lautstärke sich in Szene setzend, alle Licht- und Leuchteffekte ausspielend und betäubend/betörend anhaftend. Das lasse ich mir durchaus gefallen (laut heißt ja nicht schrill, betörend heißt nicht störend), auch, wenn das gewiss keine Unterhaltung in Zwischentönen verspricht. Aber dann, die Zeit vergeht, der Abend fließt in die Nacht, geschieht doch merkwürdiges: Die Dame verändert ihren Charakter, wird schmeichelnder, die Bewegungen fließender, die Farben gedeckter, das Lichtspiel subtiler. Keine großen Schritte, nur unmerkliche Wandlungen, bis man sich unvermittelt im schönsten, feinsten Weihrauch wiederfindet, leicht pudrig und von Rose noch getönt. Habe ich da im Zeitraffer die Entwicklung von einer aufgemotzten Göre zur anmutigen Galathee erlebt? Soll mir recht sein. Morgen Abend gleich noch einmal.
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Fhfhfh vor 13 Jahren 6
Weihe-rauch-volle Erzählung
Unerwartet in der Gucci-Linie – und deshalb vielleicht auch schon wieder ausgestorben – ist dieser Vertreter des kunstvoll eingefangenen Räucherwerks. Erst streckt er einen zart geformten, apart balancierten Kopf aus der Flasche mit merkwürdigen Gesichtszügen aus Bergamotte, Zitrone, Lavendel. Doch schwillt er sehr rasch sehr mächtig an, der Geist, füllt den Raum und lässt sich auf einer dunkel-leuchtenden Wolke von Hölzern und Weihrauch nieder. Rauchig (aber nicht kratzig) schwebt er um uns und spricht mit tiefer Stimme in unbekannter Sprache, erzählt eine Geschichte von ernster Anmut in epischer Breite (ja, er währt lange der Duft). Und ehe er noch ganz verflogen ist, öffnet man wieder die Flasche und ruft ihn erneut heraus, den Geist, damit er weiter erzählen möge, denn von den Episoden (die man nicht versteht) möchte man keine verpassen. Auch wenn das Ende am Ende womöglich ein tragisches ist.
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Fhfhfh vor 13 Jahren 9
Das dunkelgrüne Leuchten
Nein, hier keine Landkarte woher und wohin die Komposition verläuft und führt. (Wäre ausserhalb meiner Kompetenz.) Nur, diese Überraschung: eine angebrochene Flasch auf gut Glück aus der Bucht gerettet; sprühen; zucken: was ist denn das?. Eindruck (wiederholt sich bei jedem kommenden Test): das tiefe leuchtende Glühen, ölig, schwer lastend, aber leuchtend, stark wie die Sonne, aber aus tiefen, schweren Schichten. Die überraschende Antwort: Lavendel. Wie das? Lavendel, eigentlicht: leicht, violett, über die Felder zur Sonne springend? Nein. Um es Tania Sanchez nachzusprechen: "Es gibt einen schlagenden Unterschied zwischen dem Dampfdestillations-Verfahren um Lavendel-Essence herzustellen – dem bekannten reinen Kräuter-Geruch, den wir aus der Aromatherapie kennen – und, dem kalt-extraktions-Verfahren, das ein "Absolue" ergibt: ein fruchtig-blumig, kandiert riechendem, fast beschwippst nach Kamille riechenden Absolue". ("There's a striking difference between steam-distilled lavender essential oil, the familiar, clean herbal smell we know from aromatherapy products everywhere, and solvent-extracted lavender absolute, a thick green liquid that smells much more fruity and floral, almost candied, close to the tipsy breath of chamomile absolute.") Ja, gibt es wohl. Ungeahnt. Dem Erschrecken folgt Faszination. Und Wiederholungszwang. Volle Punktzahl (Turin/Sanchez geben nur drei). Von Fhfhfh
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