
Meggi
1018 Rezensionen

Meggi
Top Rezension
39
Tauer-Traum-Trip
Erster Anlauf: Die Schale bricht, der Inhalt ergießt sich. Mit spitzer Säure vornean wölbt sich eine zähe, pappsüße Masse langsam, doch lavagleich-unaufhaltsam in alle Winkel… Wenn ich ehrlich bin, fand ich es eigentlich nie angenehm, auf einen nimm2 zu beißen. Hier haben wir es mit nimm2 Lavendel-Zitrone zu tun.
Zweiter Anlauf: Ich habe mal ein Bonmot gelesen, wonach jeder, der für einen Garten verantwortlich sei, einen Orden verdient habe. Da ist was dran. Stunden, Tage, Wochen, Monate, Jahre bringt man damit zu, den Garten in Schuss zu bringen (und dort zu halten!), auf dass man es sich dann „irgendwann schön machen kann“. Man kommt nur nicht zum Es-sich-schön-machen vor lauter Arbeit. Die Garten-Träumerei wird rasch zur Besessenheit.
Dritter Anlauf: Während meiner Marine-Zeit berichtete einer der Kameraden von einem LSD-Trip. Abartig sei das gewesen, bis hin zu einer Halluzination, dass sich der Flor des Teppichs zu bewegen schien wie eine Armee gieriger, kleiner Würmer.
Zusammen: Rêverie au Jardin.
Der Lavendel rund um die Terrasse schwankt hin und her, ein gutes Dutzend Pflanzen hebt wie auf Kommando seine Ärmchen. Tausend winzige Fingerchen kneten Lavendel-Geruch in die vorbeiströmende Luft; ein Schleier feinster Tropfen legt sich über mein Gesicht und verhärtet die Atemluft zu Pflanzenextrakt. Meine Kinder stürmen mit Gejohle die Terrasse. Plötzlich steht da eine Schubkarre, voll von diesen ovalen, knallgelben Ich-wär-gern-Zitronensaft-Fläschchen. Die beiden greifen zu und bespritzen mich mit der pieksigen Flüssigkeit.
Mein Nachbar erscheint in seinem Garten. Ich hatte gar nicht gewusst, dass er Erzbischof ist. Er schwenkt ein gewaltiges Weihrauchfass und grinst mich überlegen an. Diesmal will er es wissen. Aber der Wind steht für ihn ungünstig und ich kann den Rauch erst spüren, als er die Soutane ablegt und versucht, mit dem üppigen Textil wenigstens etwas Qualm hinüberzufächeln. Aus meinen zahlreichen Rosen ergießt sich derweil ein Schwall zäher Süße, nicht Duft allein, vielmehr wabern schlierige Schwaden auf mich zu, umgeben mich, umschlingen mich gummiartig-tentakelhaft tastend, kriechen in Nase und Rachen.
Auf der Straße, sie verläuft auf der anderen Seite des Hauses, defiliert der örtliche Spielmannszug vorbei. Die Instrumente sind still, denn ein Menschenschutz-Verein hat gerichtlich ein Verbot der Nennen-wir-es-Musik erstritten. Doch findig haben die wohlmeinenden Maltranten flugs eine neue Sinnes-Plage erdacht und nach einem zackigen „Legt an…Feuer!“ fliegt eine Lastwagen-Ladung klebriger Fruchtbonbons über das Hausdach und begräbt mich unter sich. Die Schalen brechen, der Inhalt ergießt sich…. Im Laufschritt biegen sechs Leute um die Ecke, auf ihren Schultern ein Sarg aus Zedernholz. Nur für den Fall, dass ich nicht wieder hochkomme.
Lieber Herr Tauer, haben Sie was genommen? Ein origineller, mutiger Duft; aber einen solchen Garten erträume ich nicht, der würde mich fertigmachen.
Ich bedanke mich bei Ergreifend für den Trip.
Zweiter Anlauf: Ich habe mal ein Bonmot gelesen, wonach jeder, der für einen Garten verantwortlich sei, einen Orden verdient habe. Da ist was dran. Stunden, Tage, Wochen, Monate, Jahre bringt man damit zu, den Garten in Schuss zu bringen (und dort zu halten!), auf dass man es sich dann „irgendwann schön machen kann“. Man kommt nur nicht zum Es-sich-schön-machen vor lauter Arbeit. Die Garten-Träumerei wird rasch zur Besessenheit.
Dritter Anlauf: Während meiner Marine-Zeit berichtete einer der Kameraden von einem LSD-Trip. Abartig sei das gewesen, bis hin zu einer Halluzination, dass sich der Flor des Teppichs zu bewegen schien wie eine Armee gieriger, kleiner Würmer.
Zusammen: Rêverie au Jardin.
Der Lavendel rund um die Terrasse schwankt hin und her, ein gutes Dutzend Pflanzen hebt wie auf Kommando seine Ärmchen. Tausend winzige Fingerchen kneten Lavendel-Geruch in die vorbeiströmende Luft; ein Schleier feinster Tropfen legt sich über mein Gesicht und verhärtet die Atemluft zu Pflanzenextrakt. Meine Kinder stürmen mit Gejohle die Terrasse. Plötzlich steht da eine Schubkarre, voll von diesen ovalen, knallgelben Ich-wär-gern-Zitronensaft-Fläschchen. Die beiden greifen zu und bespritzen mich mit der pieksigen Flüssigkeit.
Mein Nachbar erscheint in seinem Garten. Ich hatte gar nicht gewusst, dass er Erzbischof ist. Er schwenkt ein gewaltiges Weihrauchfass und grinst mich überlegen an. Diesmal will er es wissen. Aber der Wind steht für ihn ungünstig und ich kann den Rauch erst spüren, als er die Soutane ablegt und versucht, mit dem üppigen Textil wenigstens etwas Qualm hinüberzufächeln. Aus meinen zahlreichen Rosen ergießt sich derweil ein Schwall zäher Süße, nicht Duft allein, vielmehr wabern schlierige Schwaden auf mich zu, umgeben mich, umschlingen mich gummiartig-tentakelhaft tastend, kriechen in Nase und Rachen.
Auf der Straße, sie verläuft auf der anderen Seite des Hauses, defiliert der örtliche Spielmannszug vorbei. Die Instrumente sind still, denn ein Menschenschutz-Verein hat gerichtlich ein Verbot der Nennen-wir-es-Musik erstritten. Doch findig haben die wohlmeinenden Maltranten flugs eine neue Sinnes-Plage erdacht und nach einem zackigen „Legt an…Feuer!“ fliegt eine Lastwagen-Ladung klebriger Fruchtbonbons über das Hausdach und begräbt mich unter sich. Die Schalen brechen, der Inhalt ergießt sich…. Im Laufschritt biegen sechs Leute um die Ecke, auf ihren Schultern ein Sarg aus Zedernholz. Nur für den Fall, dass ich nicht wieder hochkomme.
Lieber Herr Tauer, haben Sie was genommen? Ein origineller, mutiger Duft; aber einen solchen Garten erträume ich nicht, der würde mich fertigmachen.
Ich bedanke mich bei Ergreifend für den Trip.
29 Antworten



Kopfnote
Lavendel
Bergamotte
Balsamtanne
Galbanum
Herznote
Weihrauch
Rose
Iriswurzel
Basisnote
Zedernholz
Ambra
Vanille
Sandelholz








Mydarkflower
Gold
JilMare
Kokoloressa
Jensemann


































