22.05.2017 - 12:24 Uhr
M3000
18 Rezensionen
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Kritik Top Rezension
37
Zitrone auf unserer Haut
Etwas Frisches von Andy Tauer? Das ist neu! Aber es wäre kein Tauer-Duft, wenn da nicht diese typische Handschrift wäre, der gewisse Twist. Und richtig: l'Eau ist kein eigentliches Cologne, kein leichter, spritziger Erfrischer. Es ist schon gar nicht sportlich, auch nicht wirklich blumig. Vielmehr folgt einem herb-zitrischen Auftakt ein pudriges Herz, und dann wird l'Eau schon überraschend süss auf einer wunderbaren Basis von sehr trockenem, warmen Holz.
Die Inspiration zu diesem Duft war der Zitronenbaum auf Andy Tauers Veranda in der frischen Morgenluft. Gerochen habe ich selbst Zitronenblüte leider noch nicht bewusst, und offenbar hatte ich eine falsche Vorstellung. Denn nun habe ich mir angelesen, dass Zitronenblüten blumig lieblich bis süss riechen, Wikipedia spricht gar von 'bisweilen faulig duftenden Blüten'. Bedaure, dazu kann ich keine Stellung nehmen.
Den Start empfinde ich mit Bergamotte als frisch-herb, eine Brise Zitrone bringt noch hellere Noten ins Bild, ist aber für mich nicht einmal vordergründig. So nehme ich die Hesperidien schwankend stark war, und während ich noch suche, drängen sich die nächsten beiden Protagonisten auf: Eine Neroli-artige, orange Süsse streitet sich bereits mit den pudrigen Noten der Iris. Auf der Haut meiner Partnerin zeigt sich die Iris deutlich präsenter und langanhaltender, bei mir hingegen streicht sie bald die Segel. Ich betrachte Iris selten als ausdrücklich blumig, vielmehr empfinde ich sie, bestehend aus ganz vielen hellen Punkten, neben der Pudrigkeit als etwas rauh und kühl. Und insofern repräsentiert sie für mich in diesem Duft die besagte kühle Morgenluft, die zart über die Zitronenblüten streicht.
Die Sonne geht auf und steigt weiter, die Luft erwärmt sich, und mit ihr unsere Haut. Denn das ist für mich ein markantes Merkmal: l'Eau weist diesen ausgeprägten, warmen Hautton auf, von dem ich nicht genug bekommen kann! Hier spricht mich ein Parfum emotional an, wie es mir selten passiert. Aber dieser verführerische Hautton (Moschus?) in Kombination mit trockenen Holznoten und der süssen Orange ist ganz grossartig. Auch leichte Sonnencreme-Assoziationen hatte ich schon, im positivsten Sinne. Weiter: Mir doch egal, ob es Mysore Sandelholz oder Javanol ist, es riecht in dieser Verbindung zum Reinlegen. Zum Reinlegen oder eben - Haut! - zum Drauflegen :-) Stabilisiert und verlängert wird die Basis von Ambra, d.h. sinnvollerweise vom synthetischen Ersatz Ambroxan, zu dessen Qualitäten sich Andy Tauer im Zusammenhang mit l'Eau bekannt hat. Und nehme ich ein paar Spritzer Vetiver wahr? Mit im Spiel dürfte auch etwas aromatische Zeder sein. Das alles ist perfekt abgestimmt, fast körperlich zum Reinlegen und Anfassen.
Die Sillage des l'Eau ist recht zurückhaltend, die Haltbarkeit mittel. Mittel gemessen woran? An zitrischen Eau de Colognes etwa? Nein, die sind keine Konkurrenz. An langanhaltenden holzigen Düften, die mit generischer Basis langweilen? Keine Konkurrenz. Ich empfehle übrigens eine recht starke Dosierung, so wirkt l'Eau voller und verführerischer. Sprüht l'Eau am Nachmittag nach und tanzt in die laue Sommernacht unter den Sternen!
Noch kurz zum Formalen: Den Namen finde ich zu wenig individuell auf dem Markt, aber im Tauer-Portfolie ist diese abweichende Schlichtheit wiederum logisch. Dazu passt auch die Verpackung: Tauer hat sich für glänzenden, weissen Karton entschieden anstelle des bisherigen Dunkelblau. Der Flakon ist das übliche blaue Fünfeck, unverkennbar Tauer. Der Name steht in weissen Buchstaben auf transparentem Klebeetikett, auch aus diesen Variationen spricht die Kreativität.
Fazit: Tauer hat uns mit einem zitrischen Duft voller Wärme überrascht. Unerwartet, eigenwillig und überzeugend!
Die Inspiration zu diesem Duft war der Zitronenbaum auf Andy Tauers Veranda in der frischen Morgenluft. Gerochen habe ich selbst Zitronenblüte leider noch nicht bewusst, und offenbar hatte ich eine falsche Vorstellung. Denn nun habe ich mir angelesen, dass Zitronenblüten blumig lieblich bis süss riechen, Wikipedia spricht gar von 'bisweilen faulig duftenden Blüten'. Bedaure, dazu kann ich keine Stellung nehmen.
Den Start empfinde ich mit Bergamotte als frisch-herb, eine Brise Zitrone bringt noch hellere Noten ins Bild, ist aber für mich nicht einmal vordergründig. So nehme ich die Hesperidien schwankend stark war, und während ich noch suche, drängen sich die nächsten beiden Protagonisten auf: Eine Neroli-artige, orange Süsse streitet sich bereits mit den pudrigen Noten der Iris. Auf der Haut meiner Partnerin zeigt sich die Iris deutlich präsenter und langanhaltender, bei mir hingegen streicht sie bald die Segel. Ich betrachte Iris selten als ausdrücklich blumig, vielmehr empfinde ich sie, bestehend aus ganz vielen hellen Punkten, neben der Pudrigkeit als etwas rauh und kühl. Und insofern repräsentiert sie für mich in diesem Duft die besagte kühle Morgenluft, die zart über die Zitronenblüten streicht.
Die Sonne geht auf und steigt weiter, die Luft erwärmt sich, und mit ihr unsere Haut. Denn das ist für mich ein markantes Merkmal: l'Eau weist diesen ausgeprägten, warmen Hautton auf, von dem ich nicht genug bekommen kann! Hier spricht mich ein Parfum emotional an, wie es mir selten passiert. Aber dieser verführerische Hautton (Moschus?) in Kombination mit trockenen Holznoten und der süssen Orange ist ganz grossartig. Auch leichte Sonnencreme-Assoziationen hatte ich schon, im positivsten Sinne. Weiter: Mir doch egal, ob es Mysore Sandelholz oder Javanol ist, es riecht in dieser Verbindung zum Reinlegen. Zum Reinlegen oder eben - Haut! - zum Drauflegen :-) Stabilisiert und verlängert wird die Basis von Ambra, d.h. sinnvollerweise vom synthetischen Ersatz Ambroxan, zu dessen Qualitäten sich Andy Tauer im Zusammenhang mit l'Eau bekannt hat. Und nehme ich ein paar Spritzer Vetiver wahr? Mit im Spiel dürfte auch etwas aromatische Zeder sein. Das alles ist perfekt abgestimmt, fast körperlich zum Reinlegen und Anfassen.
Die Sillage des l'Eau ist recht zurückhaltend, die Haltbarkeit mittel. Mittel gemessen woran? An zitrischen Eau de Colognes etwa? Nein, die sind keine Konkurrenz. An langanhaltenden holzigen Düften, die mit generischer Basis langweilen? Keine Konkurrenz. Ich empfehle übrigens eine recht starke Dosierung, so wirkt l'Eau voller und verführerischer. Sprüht l'Eau am Nachmittag nach und tanzt in die laue Sommernacht unter den Sternen!
Noch kurz zum Formalen: Den Namen finde ich zu wenig individuell auf dem Markt, aber im Tauer-Portfolie ist diese abweichende Schlichtheit wiederum logisch. Dazu passt auch die Verpackung: Tauer hat sich für glänzenden, weissen Karton entschieden anstelle des bisherigen Dunkelblau. Der Flakon ist das übliche blaue Fünfeck, unverkennbar Tauer. Der Name steht in weissen Buchstaben auf transparentem Klebeetikett, auch aus diesen Variationen spricht die Kreativität.
Fazit: Tauer hat uns mit einem zitrischen Duft voller Wärme überrascht. Unerwartet, eigenwillig und überzeugend!
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