Glueckskind

Wie heißt es so schön? Wenn wir nicht damit rechnen, finden wir das Glück. Plötzlich ist es da. Im Bezug auf einen Duft mag diese Weisheit zwar etwas übertrieben daherkommen, aber so ist es doch! Und tolle Düfte sind so wunderbar und eine Bereicherung in jeder Sekunde in der sie uns begleiten oder uns in der Masse erreichen.

Mit einem sensiblen Näschen gesegnet - was manchmal durchaus auch Fluch sein kann - schnuppere ich mich gerne in aller Geduld und Tiefgründigkeit durch Düfte die mir in den Sinn kommen, die die Werbung belockt, oder über die ich so herrliches hier in euren Beiträgen lese. Ich schnuppere und überlege und lasse Wochen, Monate, manchmal Jahre verstreichen bis ich zuschlage. Ein Duft ist wie unsere Unterschrift. So viel intimer als der Kauf eines Kleidungsstückes, eines Fahrzeuges, selbst einer Wohnung, des Hauses. Den Duft tragen wir auf unserer Haut und man wird uns riechen können oder nicht.
Penhaligon´s sind Düfte mit denen ich gut kann. Nicht so gewöhnlich mainstream und trotzdem gefällig. Ewig und drei Tage bin ich bis vor Kurzem um Penhaligon´s Ellenisia herum geschlichen, und habe ihn mir immer wieder auf den Arm sprühen lassen. Irgendetwas muss mir bei dem aber doch gefehlt haben. Und was fehlte, das fand ich dann in Equinox Bloom. Ganz spontan. Mein erster Duftkauf eines Penhaligon´s.

Equinox Bloom ist hell und dunkel zugleich. Er ist wach und schlafen. Tagundnachtgleiche eben. Dieser Duft beginnt frisch wie ein Morgen im Frühling, der noch etwas kühler daher kommt. Ich rieche sofort das zarte Veilchen, das sich gewollt an die volle Orange schmiegt, stark wird. Schöne Frucht-Blüten-Liason die leicht auf meiner Haut liegt! Bald wird es dann lieblicher. Brauner Zucker - ja - und in Kombination mit den Orangen werden daraus fabelhaft durftende buttrig süße Orangenkekse. Und diese Köstlichkeit läßt uns nicht mehr los. Später gesellt sich eine gewisse Sexiness hinzu. Das müssen "Ambrox und Siam" sein. Eine nächtliche Schwere, Tiefe und Erotik umspielen dezent hingehaucht die vordergründig herrschende wohlige Süße der ofenfrischen Kekse, die pastellige Veilchenblüte, die aufweckende Orangenfrische.

Eine wirklich schöne Kombi bei der ich mich nach nur wenigen Wochen dazu hinreißen ließ, genau so im April duften zu wollen. Im späten März bis in den frühen Mai hinein auch in Zukunft. Equinox Bloom, du bist ganz wunderbar im wechselhaften April, im Frühjahr, im kühlen Regen, und in sanfter, stärker werdender Frühlingssonne - darunter aufblühender Natur. Du bist eine gelungene Kreation aus leichter Blume, frischer Frucht, einer nostalgischen Süße unseres Kindlichen-Ichs und erwachsenem, reifen, nächtlichen Tiefgang, der dezent im Hintergrund agiert.

Sonne satt, eine frische Brise weht, salzige Meeresluft, Brandung und Möwen, die in diesem Himmel kreisen. Unten am Boden stehe ich. Die Nase in den frischen Wind gereckt. Maritimes das sie kitzelt. Dabei trage ich eine leuchtend pinkfarbene Seidenhose im Tausend-und-eine-Nacht-Stil, ein Shirt in frischem Türkis und jede Menge schmaler goldener Armreifen an den gebräunten Handgelenken. Diese klimpern ganz leise bei jeder meiner Bewegungen. In der rechten Hand halte ich ein dickes Seil, mit dem ich das Boot nun wieder anbinde. Der ganze Tag auf dem Meer. Und wie schön es auf dem Wasser war: Sanftes schaukeln, die Füße über der Reling baumelnd und dazu Tabuleh mit frischer Minze und gewürzter heißer Tee. Müde aber glücklich jetzt. Zuhause werde ich mir das orientalische Gewand abstreifen und mir dann das Salz von der Haut waschen. Noch einmal grabe ich meine Nase tief in meine Armbeuge. Shelter Island - Du bist so reizvoll weil du so gegensätzlich bist.