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vor 8 Jahren - 03.05.2016
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Aventus - Royal Vintage - Cedrat Boise - (M)Ein Vergleich

Creed's "Aventus" ist nicht nur ein Duft, der polarisiert, sondern der auch so oft wie kaum ein anderer imitiert wurde. Wem jener der - olfaktorisch gesehen - Heilige Gral ist, neigt natürlich eher dazu, jede Nachahmung als schlechtes Plagiat abzutun. Doch manchem Parfum wird man dadurch nicht gerecht, weil bei ausführlicherem Testen sich doch mehr Unterschiede eruieren lassen, als anfangs gedacht.

"Royal Vintage" von M. Micallef und "Cedrat Boise" von Mancera stellen für mich zwei dieser besagten, sehr individuellen vermeintlichen Duftzwillinge dar. Deshalb möchte ich hier meine persönlichen Eindrücke schildern, die jedoch nicht auf einen Wer-ist-der-Beste-Vergleich hinauslaufen sollen. (Anmerkung: Von allen drei Düften besitze ich Flakons; sollte der Batch-Mythos bei Aventus wahr sein, habe ich wohl eher die rauchigere Version erwischt.)


DUFTVERLAUF:

- im Auftakt sind alle drei fruchtig:
A - eindeutig Ananas
RV - Ananas (oder doch eher Bergamotte?)
CB - Zitrus-Mix und herb-säuerliche schwarze Johannisbeere

- A: rauchiger und holziger werdend, dabei aber ganz weich; eine leicht kühle Duftaura bleibt, während die Basis wärmer und dezent vanilliger wird
= eine perfekte Synthese; am meisten 'Gentlemen-like'

- RV: das Fruchtige zieht sich zurück; dominant im gesamten Verlauf sind eine frisch duftende Zypresse mit feuchtem Nadelwald-Assoziation und herb-maskulinem Leder; das Ganze angenehm gepfeffert
= tendenziell am frischten, maskulinsten, aber auch linearsten


- CB: die zunächst etwas eigenartige schwarze Johannisbeernote bringt schon etwas Ledriges mit sich; es bleibt fruchtig und leicht süßlich; ähnlich wie bei A ein Hauch von Vanille in der warm-holzigen Basis; jedoch ohne rauchige Noten
= am fruchtigsten und damit am ehesten unisex-tauglich



SILLAGE:

CB überdurchschnittlich, jedoch kein 'beast mode'. A und RV gut über dem Durchschnitt, aber nicht wirklich stark bei mir. Anfang dachte ich, A sei nach zwei Stunden nicht mehr wahrnehmbar, aber das scheint ein klassischer Fall von 'Duftblindheit' zu sein.


HALTBARKEIT:

Nach Jahreszeit/Klima schwankend, aber in allen drei Fällen ordentlich. Platzierung bei mir: 1) CB 2) A 3) RV.


KOMPLEXITÄT:


Bei A und CB gehen Antipoden (fruchtige Noten+Vanille und Rauchiges bzw. Holziges) jeweils tolle Symbiosen ein, wobei CB auch aufgrund der Johannisbeere und des Leders etwas vielschichtiger wirkt. RV fokussiert sich dagegen auf wenige Noten und bleib dafür in sich kohärent.


FRISCHE-FAKTOR:

RV hat die Nase vorn, da er am transparentesten ist, keine süßen Noten hat und mit sehr natürlich riechenden Ingredienzien punkten kann. Seine Einfachheit ist auch seine Stärke.


WÄRME-FAKTOR:

Auch wenn A definitiv etwas Warmes an sich hat, sehe ich CB knapp davor, da er die 'sonnigste' Duftaura besitzt.


STIL-FAKTOR:

A trägt am besten Anzug; RV Lederjacke oder Holzfällerhemd; CB 'casual chic'.
Prinzipiell sehe ich aber alle als ganzjährig tragbare Allrounder an!


FLAKON:

A mit schöner Form, aber klapprigem Plastikdeckel - dafür funktioniert der Sprüher am besten.
RV mit unkaputtbarem Metallflakon und festem Plastikdeckel - dafür sieht man den Füllstand nicht.
CB mit schlichtem Art Déco Design, massivem Glas und Metalldeckel mit Schraubverschluss. Zudem wird ein kleines Säckchen mitgeliefert (sieht nicht schön oder wertig aus, ist aber praktisch für unterwegs).


PANTY-DROP-FAKTOR:

Auch wenn es heißt "Ananas macht Anna nass", wird wohl keine Frau wegen eines Parfums ihr Höschen fallen lassen. Zum Glück macht das meine Freundin auch so. ;-)


(Anbei noch ein nicht wirklich schönes Bild von den drei Flakons RV - 30 ml, A - 75 ml, CB - 60 ml.)

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