Jinja

Jinja

Rezensionen
Jinja vor 5 Jahren 14 3
7
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Ode an die Gemütlichkeit
Draußen ist es kalt und stürmisch und das Dunkel der Nacht droht jedes noch so unschuldige Wesen zu verschlingen, das sich in diese unwirtliche Umgebung hinaus wagt. Nur hier, im Kaminzimmer, ist es heimelig und gemütlich. Das Feuer lodert im offenen Kamin und erfüllt den Raum mit einem goldenen Lichtschein. Wer auch immer das Feuer entzündet hat, scheint sein Handwerk zu verstehen, denn Rauchwolken oder Qualm sind hier nicht einmal zu erahnen. Neben dem Kamin ist fein-säuberlich trockenes Holz gestapelt, so dass das Feuer jederzeit neu genährt werden kann und die Kälte ausgeschlossen bleibt.

Auf dem niedrigen Tisch vor mir liegen begehrenswerte Kostbarkeiten ausgebreitet: Schwarzglänzende Vanilleschoten aus Tahiti und Madagaskar, die ihren edel-unsüßen Duft in die Luft verströmen, das bernsteinfarbende Harz des Styrax tonkinensis, dessen balsamisch-schmeichelndes Aroma sich in der Raumatmosphäre mit der Vanille zu einer wahren Köstlichkeit vereint. Einzelne schwarze, zart nach Mandelrum riechende Tonkabohnen und ein einsame Zimtstange haben sich unter die Schätze gemischt, etwas abseits entdecke ich eine frisch gestopfte Pfeife, was zusammen die mich umgebende olfaktorische Harmonie noch perfektioniert. Hier ist es still und friedlich, nur das leise Knistern des Kaminfeuers ist zu hören. Der ganze Raum ist erfüllt mit einer idyllischen Ruhe, ich bin mit mir und meiner Welt im Einklang.

Ich scheine auf dem weichen Wildledersofa eingeschlafen zu sein und als ich aufwache, ist es draußen schon hell. In der Zwischenzeit ist das Feuer erloschen und ein guter Hausgeist hat den Kamin bereits gereinigt und neues Holz darin drappiert. Auch die Vanille- und Benzoe-Kostbarkeiten liegen nicht mehr vor mir, nur ein Resthauch erinnert an das intensive Aroma des Vorabends. Der Raum ist kühler geworden, aber das stört mich nicht, denn irgendjemand hat mir eine flauschige Decke übergelegt, die mich weiterhin wärmt. Es muss die Decke des Pfeifenrauchers sein, denn ich bin in einen freundlich-aromatischen, leicht vanillig-zimtigen und dezent holzigen Tabakduft eingehüllt. Mir ist immer noch warm und wohlig zumute und ich mag diesen wundervollen Ort nur ungern verlassen, aber jetzt freue ich mich auch auf den neuen Tag und weiß, dass mich der morgendliche Dufteindruck dieses Zimmers noch eine ganze Weile leise begleiten wird. Und ebenso weiß ich: Was auch immer dieser neue Tag bringen mag, heute abend kann ich wieder in mein Kaminzimmer zurückkehren....
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