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vor 2 Jahren - 24.08.2022
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Düfte in der Geschichte Teil I a) Das alte Ägypten

"Ich hab sogar an einem einbalsamierten Magen gerochen, das war in einem Museum in Hannover. Das hatte den besten Geruch, ich wollte danach essen. (https://www.deutschlandfunkkul..., abgerufen 05.08.2022)

In dieser Blogserie möchte ich in losen Abständen und nicht chronologisch über die Rolle von Düften und Parfüm in der Geschichte schreiben.


Willkommen in Ägypten! Die ägyptsche Kultur bleibt noch eine Weile bestehen, aber die Pharaonenzeit endet 30 v. Chr. nach etwa 3000 Jahren Dauer mit dem Selbstmord Kleopatras, der letzten Pharaonin. Danach wird Ägypten eine römische Provinz von vielen.
Es sind also mehrere Jahrtausende. Disclaimer: Bei einem so langem Zeitraum ist es schwierig, allgemeingültige Aussagen zu tätigen. Ich bitte, dies immer im Hinterkopf zu haben: dass Behauptungen oder Fakten für einen bestimmten Zusammenhang oder Zeitraum gelten können, aber eben nicht immer und überall für 3000 Jahre.

Wenn man sich Bildquellen ansieht, sieht man oft lebensfrohe Szenen. Es werden Feste gefeiert, Familienausflüge gezeigt, Gärten, auch Szenen mit explizit erotischem Inhalt finden sich.
Sowohl Damen als auch Herren der mit Sicherheit wohlhabenderen Gesellschaft lassen sich mit reichlich Schmuck darstellen, üppigen Frisuren, aufwendiger Kleidung. All das kann man sehen. Was wir leider nicht mehr nachvollziehen können, sind die Düfte. Wie mag es im Alltag, im Tempel, auf einer Feier gerochen haben? Eine Gesellschaft, die die genannten Luxusgüter kennt und genießt, wird auch Wert auf Wohlgeruch gelegt haben.

Hier eine Festszene; für ägyptische Kunst sehr ungewöhnlich ist die Frontalansicht.




Ein Aspekt dabei sind die sogenannten Salbkegel. Man findet sie auf vielen Abbildungen. Bei Opferszenen tragen die Opferdarbringer welche auf dem Kopf. Man sieht sie aber auch bei Darstellungen von Feierlichkeiten. Belegt sind sie ab ca. 1400 v. Chr., also dem Neuen Reich (die altägyptische Geschichte wird eingeteilt in ein Altes, Mittleres und Neues Reich mit Zwischenzeiten sowie der Spätzeit und griechisch-römischen Zeit, die den Endpunkt markiert).

Der Wikipediaartiel erklärt, dass diese vermutlich aus Ölen, Harzen oder Fetten bestanden und im Laufe der Zeit durch die Wärme schmolzen. Dabei sollen sie einen Wohlgeruch verströmt haben. Diese Annahme ist sehr gängig. Das habe ich so schon vor Jahrzehnten in einschlägiger Literatur gelesen, aber man findet es auch aktuell noch im Internet, nicht nur auf Wiki.

Als ich für diesen Blog recherchiert habe, stieß ich auf einen Artikel, der all das zu widerlegen scheint. Worüber ich mir nie Gedanken gemacht hatte: Wie belegt ist diese Annahme eigentlich? Mir war nicht bewusst, dass es scheinbar lediglich Bildquellen gibt. Es sind keine Salbkegel erhalten (man darf Ägypten nicht unterschätzen. Es sollen in Gräbern Blumensträuße gefunden worden sein. Vertrocknet, aber immerhin). Es scheint auch keine Textquelle bekannt zu sein, z.B. in Form eines Rezepts zur Herstellung solcher Kegel, was die Hypothese stützen würde.

Im Wissenschaftsmagazin Spektrum wurde ein Artikel veröffentlicht, der die Vermutung massiv in Frage stellt. Es gab vor etwa zehn Jahren tatsächlich einmal einen Fund solcher Salbkegel. Sie waren aus Wachs und es konnten keine Duftstoffe nachgewiesen werden.
Wie diese Information in der Ägyptologie rezipiert wird, weiß ich nicht. Die Info, dass Salbkegel Duftkegel sind, findet sich nach wie vor noch oft. Ich kann nicht beurteilen, ob diese Behauptungen veraltet sind, oder ob die These, dass die Salbkegel eine andere Bedeutung als Beduftung hatten, von den Ägyptologen nicht anerkannt wird. Als alternative Bedeutungen wird den Kegeln zugesprochen, eine Art Nimbus zu sein oder ein Symbol für Reinheit.
Ich fand die Duftkegelthese immer plausibel, weil es in Ägypten heiß ist und die Dinger sicher gut schmelzen konnten, wenn sie aus entsprechendem Material waren. Auf vielen Bildern sieht man, dass der Stoff der Gewänder im Oberkörperbereich dunkler dargestellt werden - das könnte man für Überreste eines geschmolzenen Kegels halten. Der besagte Sachfund spricht dagegen.

Das Bild zeigt eine Musikerin mit der erwähnten Verfärbung:



Im Teil I b) werde ich auf ein Interview eingehen, dass das Thema Duft im alten Ägypten näher beleuchtet.

Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/...
https://de.wikipedia.org/wiki/...
http://www.e-coffins.ch/index....
https://www.nationalgeographic...
https://www.spektrum.de/news/w...
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