Lois

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6 - 8 von 8
Lois vor 7 Jahren 2
7.5
Duft
Waschtag in Bullerbü
Schön heiter, zart blumig, seifig frisch… Judith Blacklock ist ein gefälliger Duft, den ich spontan sehr angenehm finde. Auf meiner Haut legt er keinen Duftverlauf hin und es fällt mir schwer, einzelne der vielen Duftkomponenten herauszuriechen. Voll, aber eindimensional wie ein Fensterbild. Doch ist er wirklich schön… seit über 3 Wochen trage ich täglich einen Tropfen auf dem Handgelenk. Aber so sehr ich mich auch bemühe, mir fällt einfach nichts Interessantes ein, was ich über diesen Duft schreiben könnte. Er ist zu unschuldig und harmlos, um meine Phantasie zu reizen.

Die einzige Assoziation, die sich bei mir einstellt, ist ein Waschtag in Bullerbü an einem sonnigen Tag im frühen Sommer. Die Kühle des Morgens wurde bereits vor einigen Stunden von der Mittagswärme tief in die Kellereingänge gedrückt. Die Mägde haben den ganzen Morgen Bettlaken ausgekocht und gründlich ausgewrungen. Barfuß und in karierten Röcken haben sie die flatternden Stoffbahnen auf Leinen über die Wiese gehängt, die in der Tiefe noch feucht ist und auf der üppige Blumen blühen. Wenn man sich in den Sonnenstrahlen reckt, kann man beinahe vergessen, dass es nicht das ganze Jahr über so herrlich warm ist. Wer abends in diesen Laken einschläft, träumt von Johannisbeertorte, Gevatter Tod und einer unbestimmten Sehnsucht.

Judith Blacklock ist übrigens eine reale Person, sie schreibt Bücher über Blumendesign und ist Gründerin der einzigen privaten britischen Schule für Blumenarrangements und Floristik.
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Lois vor 7 Jahren 1
8
Duft
Grimm'sche Fantasmagorien
Dieser Duft ist einer derjenigen von Granhand, die mir auf den ersten Blick weniger gut gefallen hatten. Der Auftakt ist recht stechend, die Ananas schießt unmittelbar und trocken in die Nase. Sofort stellt sich eine sehr seifige Note dazu. Das Seifige ist so intensiv, dass mich Visionen von fiktiven Grimm‘schen Märchen heimsuchen: Ich bin eine besessene Wäscherin, die nicht mehr aufhören kann, zu waschen. Ich stehe mit meinem Waschbrett am Zuber und es schäumt und schäumt und schäumt, bis ich im Seifenschaum ersticke…
Nach ein paar Minuten ist das Maiglöckchen im Hintergrund herauszuriechen und der Duft wird weicher, verliert nach und nach das Stechende. Ab einer halben Stunde nimmt die starke Seifigkeit langsam ab und der Duft klingt mit einem Ananas-Pfirsich Hauch aus.

Dieser Duft ist nicht gerade das, was ich sonst gerne trage: schmutzige Orientalen oder pralle Blumenbouquets. Aber da Granhand so eine sympathische junge Marke ist, erprobe ich alle Düfte sehr ausgiebig. Ayrton Senna ist der erste, den ich auf einen täglichen Gebrauch teste und trage ihn seit etwa 2 Wochen stets am Handgelenk. Und wie es manchmal im Leben so ist, verändert sich die Wahrnehmung von Dingen, wenn sie zu etwas Vertrautem werden.

Mittlerweile rieche ich ihn wirklich gerne und weiß ihn viel mehr zu schätzen, als der erste Eindruck vermittelt hatte. Die Seifigkeit finde ich nach wie vor viel zu kräftig, aber wenn sie abnimmt, wird der Duft zu einem echten Schmeichler. Er ist vielschichtig und hat einen komplexen Duftverlauf, sodass er nicht langweilig wird. Nicht zu dick aufgetragen ist er ein sehr guter Büro- oder Freizeitbegleiter.

Ein spritziger und sehr interessanter Sauberduft mit Ecken und Kanten!
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Lois vor 10 Jahren 6 2
7
Duft
Der Duft von Sarsaparilla
Mushroom ist ein Duft, der mich mit einem Schlag in die Kindheit zurückversetzt. Ich war vielleicht acht Jahre alt und hatte mir einen Sammelband mit Schauergeschichten gekauft. Eine Geschichte faszinierte mich besonders. Es ging um einen Mann der plötzlich anfing, sich auf seinen Dachboden zurückzuziehen. Er saß dort tagelang und wollte nicht mehr herunterkommen. Es war ein alter, ganz staubiger Dachboden, auf dem es eigentlich nichts zu tun gab. Er saß einfach dort oben und gab sich seinen Erinnerungen hin. Eine dieser Erinnerungen war der Duft von Sarsaparilla.
Ich konnte mir unter diesem mysteriösen Wort überhaupt nichts vorstellen. War es eine Frau? Eine abstrakte Idee? Ein Kodewort? Eine Traumerinnerung, die er nicht beschreiben konnte?
In meiner Fantasie versuchte ich, diesen Duft zu riechen. Mushroom kommt ihm wohl am nächsten, und das nicht als Parfum, sondern einfach als Duft – vielleicht wäre Geruch sogar noch passender gesagt.

Nach dem Auftupfen dauert es ein paar Sekunden, bis der starke Geruch nach Lösungsmitteln verflogen ist, der mir bei vielen Demeterdüften aufgefallen ist. Einen klassischen Duftverlauf kann ich nicht erkennen, der Duft ist sofort voll da. Die bereits beschriebene Pilzigkeit lässt sich ihm nicht absprechen, aber er ist mehr als das. Süß, staubig, muffig, intensiv und geheimnisvoll. Für eine genauere Analyse fehlen mir die Worte, er ist wohl auch zu ungewöhnlich, um einzelne Komponenten herauszuriechen. Die Haltbarkeit ist gigantisch, auch nach zwölf Stunden ist er noch sehr deutlich wahrnehmbar, wobei er mit der Zeit etwas stickig wird.

Ich kann ihn durchaus als tragbar bezeichnen, aber er ist definitiv ein Duft, den ich mehr an sich, denn als Parfum schätze. Es gibt kaum Gelegenheiten, für die ich ihn als passend empfinden würde.

Letztens hatte ich übrigens mal eine Dose mit Root Beer in der Hand, das ist ein amerikanischer Softdrink. Auf der Packung stand: Sarsaparilla flavour. Falls dies tatsächlich der besagt Duft aus der Schauergeschichte sein sollte, lag ich mit meinem fantasierten Duft auf jeden Fall ziemlich daneben.
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