MonsieurChik
MonsieurChiks Blog
vor 1 Tag - 16.07.2025
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Wie der Duftmarkt unter Marketinghype leidet

Wie der Duftmarkt unter Marketinghype leidet

Ich habe zunehmend das Gefühl, dass der Parfümmarkt sich in eine Richtung entwickelt, die weniger mit Qualität und Handwerkskunst zu tun hat und immer mehr von kurzfristigem Marketinginteresse und künstlich erzeugtem Hype geprägt ist. Insbesondere Influencer tragen einen erheblichen Teil zu dieser Entwicklung bei.

Durch massenhafte Werbung und gezielte Kampagnen in sozialen Medien entsteht ein künstlicher Hype um bestimmte Düfte, häufig losgelöst von ihrer tatsächlichen Qualität oder Innovation. Der Fokus liegt nicht mehr auf olfaktorischer Raffinesse oder echter Parfümkunst, sondern auf Reichweite, Klickzahlen und Verkaufszahlen.

Das Problem ist vielschichtig. Auf der einen Seite beeinflussen Influencer durch ihre Reichweite aktiv die Preisentwicklung. Düfte, die zuvor zu fairen Preisen erhältlich waren, werden plötzlich zu Luxusartikeln hochstilisiert, mit entsprechendem Preisanstieg. Auf der anderen Seite liefern sie den Herstellern damit ein willkommenes Argument, die Preise weiter zu erhöhen, ohne gleichzeitig die Qualität zu halten. Im Gegenteil: Immer häufiger werden Formulierungen verändert, Inhaltsstoffe reduziert oder günstigere Ersatzstoffe eingesetzt (bei gleichbleibend oder gar steigendem Preis).

Was dabei auf der Strecke bleibt, ist der informierte, kritische Konsument, der ein echtes Interesse an Parfüm als Kulturgut hat. Der Markt wird zunehmend unübersichtlich, überladen mit kurzlebigen Trends und Produkten, die primär für den schnellen Verkauf, nicht für nachhaltige Qualität geschaffen wurden. Ich habe es satt!

16 Antworten
MourantMourant vor 2 Stunden
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Sympathisch soweit, aber das ist wohl eine etwas romantische, idealisierte Sicht auf die gesamte Branche. Parfum ist doch schon lange nicht mehr nur Feinschmecker-Kulturgut, sondern kann auch einfach nur Gebrauchsgegenstand sein. Neu scheint allerdings der massive Zulauf und diese ganze durch „social“ media hochgezüchtete Egozentrik, die Menschen durch Parfum ausleben, diese ganze infantile Komplimentehascherei, Suche nach vermeintlicher „Uniqueness“, Egoerweiterung, das Internalisieren von Werbegefasel mit den ständigen „Empfehlungen“ und den inflationären Blindkäufen. Doch ohne willige Käufer würde es nicht funktionieren. Beide Seiten bekommen offenbar, was sie wollen. Niemand wird gezwungen mitzumachen. Solang der boykottierende Blick seitwärts oder rückwärts bleibt, wo so viel Gutes, Interessantes wartet, habe ich ja die Wahl und muss mich nicht interessieren, wieviele hunderte von Euros Menschen bereit sind, für Name und Prestige einer durchs Netzdorf gehetzten Hypesau auszugeben.
MourantMourant vor 2 Stunden
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Mit Popcorn daneben setzen und beobachten: Die jährlichen Zahlen steigen stetig. Mal sehen, ob der bisherige Rekord-Wahnsinn von 2024 mit über 9000 (allein hier) verzeichneten Neuveröffentlichungen sich dieses Jahr noch steigern lässt. Vieles davon sicherlich stark verzichtbar, redundant, von der ganzen Flankerei gar nicht zu reden. Aber der Überfluss scheint sich zu rentieren. Category is: Masse statt Klasse, Quantität statt Qualität. Scheint heutzutage nur leider ein allgemein gültiges Motto, nicht nur in der Parfumwelt.
Elisa1000Elisa1000 vor 7 Stunden
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Naja. Es sind immer zwei Seiten, die bestimmen, ob Konzepte funktionieren. Unternehmen machen im Grunde das, wonach ihr Markt verlangt bzw. was sich in ihren Märkten durchsetzen lässt.
Wo kommt der romantische Blick her? - Business ist Business, und natürlich möchten und müssen Unternehmen Kühe melken, solange sie Milch geben.
Intensives Marketing für Parfum, "Produktoptimierungen" aus unternehmerischer Sicht und selbst "Influencer" hat es schon immer gegeben. Früher waren es oft Schauspieler o.ä., heute haben wir neue Medien und billigere Werbegesichter.
Wer Leidenschaft und Handwerkskunst sucht, muss bei kleineren Marken schauen.
Ansonsten: Einfach abschalten. Fertig.
BeatriceABeatriceA vor 8 Stunden
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Der informierte, kritische Konsument informiert sich eben - und zwar nicht bei Influencern. Schon hat er kein Problem mit dem Marketing und kurzlebigen Trends.
IgliIgli vor 9 Stunden
1
Wunderschönes Foto! Was du schreibst, ja, das habe ich auch satt.
MonsieurChikMonsieurChik vor 2 Stunden
Das ist ein Foto am Walensee (Schweiz).
moonchickenmoonchicken vor 5 Stunden
Foto sieht nach Gardasee aus...
BlauemausBlauemaus vor 11 Stunden
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Ja, scheint leider so. Ich kenne mich im Nischenbereich mangels Interesse nicht so gut aus, aber der Preisanstieg im Designerbereich fällt mir auch immer wieder auf.
VicViperVicViper vor 19 Stunden
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I feel you. Es hilft aber, wenn man sich bewusst fernhält von den lauten Influencern und den Hype um bestimmte Düften und Marken.
PistazieneisPistazieneis vor 21 Stunden
3
Man kann sich Deiner Beobachtung nur ausdrücklich anschließen, es wird täglich schlimmer, was da auf den Markt geworfen wird.
HotlipsHotlips vor 23 Stunden
10
Der informierte,kritische Konsument ignoriert Influencer,kauft nicht blind sondern vertraut seiner eigenen Nase u. hat im besten Fall noch eine gute Parfümerie in der Nähe.
HotlipsHotlips vor 1 Stunde
1
Meine Antwort basiert auf gesundem Menschenverstand, meinem schon etwas fortgeschritten Alter in dem ich keinem Hype mehr folgen muss u auch nicht will. Ausserdem komme ich aus dem Handel u. weiß wie der Hase läuft, kein Unternehmen steht zum Geld wechseln auf.
Ich habe die Kritik durchaus verstanden,aber mir fehlt die Rosarote Brille um mir die Freude am Duft verleiden zu lassen. Und auch dafür Parfüm als Kulturgut zu sehen,denn erstmal war es doch wohl eine Möglichkeit seinen eigenen Gestank zu übertünchen, zu Zeiten als tägliche Körperhygenie noch nicht selbstverständlich war.
Für mich ist die Parfümwelt durchaus bunt u. vielfältig. Es liegt wie immer im Auge des Betrachters u. daran wie man damit umgeht u. was man daraus macht.
MonsieurChikMonsieurChik vor 2 Stunden
Ihre Antwort wirkt aus einer privilegierten Perspektive formuliert, die zentrale Aspekte meiner Kritik verkennt. Es geht mir nicht darum, ob der Einzelne „seiner Nase vertraut“ oder eine gute Parfümerie um die Ecke hat. Das ist ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann. Persönlich habe ich dahingehend keine Probleme. Mein Anliegen ist grundsätzlicher. Die zunehmende Entkopplung von Duftqualität und Preis, getrieben durch Marketing und Influencer getriebenes Hype, erschwert nicht nur die Orientierung am Markt, sondern auch die Anerkennung echter kreativer Leistungen.
Gute Parfums sind keine Frage des Preises, sondern Ausdruck schöpferischer Vision, kompositorischer Raffinesse und handwerklicher Substanz. Wenn aber Sichtbarkeit nur noch durch künstlich erzeugten Hype entsteht und nicht mehr durch Substanz, wird genau das untergraben. Die Duftwelt sollte offen, zugänglich und vielfältig sein.
MonsieurChikMonsieurChik vor 2 Stunden
- Teil 2 -
…Kein exklusiver Spielplatz für selbsternannte Kenner, die sich über ihre vermeintlich überlegene Urteilskraft definieren.
Ich glaube, Sie haben meine Kritik nicht wirklich verstanden. Es geht nicht um elitäre Selbstvergewisserung, sondern um den Verlust eines kulturellen Anspruchs, den Parfüm eigentlich einmal hatte, nämlich als Kunstform, und nicht als klickoptimiertes Konsumprodukt.
AbscheBoAbscheBo vor 23 Stunden
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Ich sehe kein Drama. Qualität und Handwerkskunst ist nur ein Teil des Parfummarktes. Und eher ein kleiner. Der größte Teil ist bestimmt durch den Massenmarkt Kosmetik.
Vea91Vea91 vor 1 Tag
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Ich sag nur shrinkflation - nicht nur Milka ist die Mogelpackung des Jahres, auch Parfümwelt bleibt nicht davon verschont. Schön geschrieben, verstehe deine Frust.