Parfumo
Parfumos Blog
vor 8 Jahren - 16.12.2015
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Naturdüfte mit Patina - Interview mit der Parfumeurin und Musikerin Annette Neuffer

Parfums, die aus ihrer Duftmanufaktur stammen, scheinen etwas zu besitzen, was sich mit dem Begriff „Patina“ umschreiben lässt. Die Rede ist von Annette Neuffer. Die von der Presse als "Deutschlands eleganteste Trompeterin und Sängerin" und als "Ausnahmeerscheinung der Jazzszene" gefeierte Annette Neuffer lebt zusammen mit ihrem Partner, der gemeinsamen 16-jährigen Tochter und zwei halbstarken Katern im bayrischen Freising.

Jazzmusikerin und Sängerin Annette Neuffer – Foto Oskar Henn


Sie studierte an den Musikhochschulen Graz und Stuttgart, und machte als erste Frau in Deutschland ihr Diplom im Hauptfach Jazztrompete.

Schon während ihres Studiums begann ihre anfangs völlig unerwartete Gesangskarriere. Der legendäre amerikanische Leadtrompeter Al Porcino, der mit Größen wie Ray Charles, Ella Fitzgerald, Judy Garland und anderen gearbeitet hat, entdeckte Annette Neuffers Talent, und engagierte sie als Vokalistin für seine Bigband. Einen Eindruck ihrer musikalischen Arbeit vermittelt dieses Video: https://www.youtube.com/watch?v=hepPSv4VVyE

Außer der Musik gilt ihre Liebe den Düften. Mit ihrer kleinen Duftmanufaktur hat sich Annette Neuffer einen Traum erfüllt, der längst mehr als ein Hobby geworden ist. Hier kreiert sie kleine Kunstwerke wie das bezaubernde „Avicenna“, das sich als Hommage an den gleichnamigen persischen Wissenschaftler und Philosophen versteht, der bereits im zehnten Jahrhundert die Destillation von Rosenöl erfand, oder „Narcissus Poeticus“, das der Satz „nomen est omen“ wohl am besten beschreibt. Die Vorlage für diesen betörenden Narzissenduft lieferte die von Annette Neuffer als „magisch“ bezeichnete Dichternarzissenwiese des zur Universität Weihenstephan gehörenden Staudensichtungsgartens. In „Narcissus Poeticus“ verwendet Annette Neuffer Dichternarzissen Absolue, ein extrem teures Rohmaterial, von dem sie sagt, dass es selbst den hartgesottensten Buchhalter zum Weinen bringt. Kein Wunder also, dass von Annette Neuffers Düften ein ganz besonderer Zauber ausgeht. Im Parfumo-Interview sprach Annette Neuffer über ihre Arbeit.

Die magische Dichternarzissenwiese im Staudensichtungsgarten der Universität Weihenstephan


Parfumo: Annette, warum hast Du Dich für Naturparfums entschieden?

Annette Neuffer: Mich fasziniert an den natürlichen Rohstoffen die geruchliche Komplexität, die Vielschichtigkeit, das Organische und die Wärme.

Wir werden so extrem mit Künstlichkeit jeder Art bombardiert, dass es für viele zum Normalzustand geworden ist. Sei es die mittlerweile durch stereotype Klangmodule aus der Sound Library abgelöste Filmmusik, durch künstliche Aromen im Essen, oder die allgegenwärtige Pauschalbeduftung mit billigen synthetischen Riechstoffen. Dabei muss es von allem viel und vor allem kosteneffizient sein. Da ich schon immer ein Faible für das Handgestrickte hatte, hat sich der Weg für mich wie von selbst in die andere Richtung ergeben. Sicher gibt es fantastische synthetische bzw. mit natürlichen Rohstoffen kombinierte Parfums, aber je länger ich mit natürlichen Ölen experimentiert habe, desto weniger gefielen mir die sogenannten gleichbleibenden Riechstoffe.

Ich besitze eine Schachtel, in der ich aus Platz- und Übersichtsgründen nicht mehr verwendete Riechstoffe aussortiere. Eines Tages befanden sich dann ausnahmslos Fläschchen mit synthetischem Inhalt darin. So landete die Box im Keller, wo sie jetzt in Frieden ruht.

Es hat sich für mich einfach so entwickelt, ohne jeden ideologischen Vorsatz. Ich gehöre überhaupt nicht zu den militanten Puristen, die alles Synthetische total verdammen. Ich habe auch eine Riesensammlung konventioneller Parfums und bewundere die kreative Leistung ihrer Schöpfer sehr. Einen gut gemachten Duft weiß ich immer zu würdigen. Vieles ist ohne synthetische Riechstoffe auch einfach nicht möglich, das muss ich ganz ehrlich sagen.

Parfumo: Was unterscheidet Deine Naturparfums von den herkömmlichen Produkten?

Annette Neuffer: Meine Parfums fertige ich in kleinen Chargen von Hand in meinem noch kleineren Labor.

Der Hauptunterschied besteht in erster Linie darin, dass ich ausschließlich natürliche Rohstoffe in sehr hoher Qualität zum Beispiel von Robertet, LMR, IFF, Firmenich, Biolandes und Ecomaat, sowie Rosenöl direkt vom Produzenten in Bulgarien, verwende.

Leider gibt es viele Firmen, die mit Begriffen wie „Organic“, „Green“, „Natur“ usw. marketingmäßig um sich werfen. Dazu werden gern viele Blümchen auf die Verpackung gedruckt, und dabei häufig auch Verbraucher in die Irre geführt. Für den Konsumenten ist es meist schwierig, die Spreu vom Weizen zu trennen. Sicher kann man eigentlich nur sein, wenn in der Inhaltsstoffangabe (INCI) bei "Perfume" auch „100% natural“ steht.

Ein weiterer Aspekt ist, dass man natürliche Düfte geruchlich mit industriell gefertigten Parfums kaum vergleichen kann. Denn Letztere bestehen zu einem sehr großen Teil aus synthetischen Moschusverbindungen und Riechstoffen. Durch diese Stoffe ist ein Parfum meistens wesentlich stärker und länger haltbar. Übrigens auch im menschlichen Organismus und der Umwelt.

Naturparfums hingegen verfliegen in der Regel schneller. Doch die Vielschichtigkeit der Materialien berührt die Seele für mein Empfinden in unvergleichlicher Weise. Ein gutes echtes Neroliöl beispielsweise verströmt pures Glück. Die künstliche Orangenblütenduftstoffe wie z.B. Methyl Naphtyl Keton besitzen einen eher stechend-penetranten und vor allem sehr linearen Charakter.

Das ist für mich wie der Unterschied von einem Konzertflügel mit seinem reichen Spektrum an Obertönen und einem Keyboard. Man kann auf beiden die selben Noten spielen, aber es ist doch etwas völlig anderes. Natürliche Duftstoffe können außerdem vom Organismus problemlos abgebaut werden, und niemand muss die Straßenseite wechseln, weil man zu viel davon erwischt hat.

Das mag jetzt zwar amüsant klingen, aber man kann ja nicht davon ausgehen, dass jeder geruchlich die gleichen Vorlieben und die gleiche Fähigkeit zur Geruchswahrnehmung hat. Wenn jemand meint, 20 Mal sprühen zu müssen, weil er sonst "nichts riecht", ist das für die Umwelt oft kein Vergnügen...Ich persönlich kann einen Duft nicht besser finden, weil er sehr stark ist und einen Raum von 100 Quadratmetern füllt - das wäre so, als würde man die Qualität von Musik nach ihrer Lautstärke bemessen. Allerdings gebe ich selbstverständlich auch mein Bestes, meine Parfums auf natürliche Weise so haltbar wie möglich zu machen.

In meiner Arbeit bin ich von jeglichen Preis-, Mainstream- oder sonstigen Vorgaben komplett unabhängig. Ich komponiere die Düfte so, wie sie mir persönlich gefallen, und nicht mit einer bestimmten Zielgruppe oder einem vorgegebenem Etat im Hinterkopf. Dadurch besitze ich die Freiheit, den für mich besten Rohstoff auszuwählen, auch wenn der Preis es rein wirtschaftlich nicht rechtfertigt. Ich verwende z.B. viele Absolues, die doppelt so teuer sind wie die Standardqualität. Der Grund dafür ist, dass sie eine - zumindest für mich, attraktivere Note besitzen als das günstigere Produkt, und / oder aus biologischem Anbau stammen.

Für konventionelle Parfums gibt es dagegen in der Regel klare Vorgaben hinsichtlich Budget und Konzept, die dem Parfumeur meist gewisse Grenzen auferlegen.

Natürliche Öle sind oft um das Tausendfache teurer als synthetische. Manche wie z. B. Boronia, Tiaré oder Iriswurzel sind sogar teurer als Gold. Daher ist es unmöglich, Düfte mit diesen hochwertigen Inhaltsstoffen zum gleichen Preis wie industrielle Massenware zu produzieren. Allerdings ist der materielle Wert des Inhaltes auch um ein Vielfaches höher als bei Mainstreamprodukten, auf die nicht selten schnell mal das Wort Oud nur draufgeschrieben wird, um einen gepfefferten Preis zu rechtfertigen. Merke: Für den Preis von einem Gramm Rosenöl kann man z.B. ein Kilo Iso E Super, Benzylsalicylat, Galaxolide oder zwei Kilo Phenyl Ethyl Alkohol (die Hauptkomponente vom Rosenduft) kaufen!

Es gibt selbstverständlich auch wesentlich teurere synthetische Riechstoffe. Die sind aber, verglichen mit den Natürlichen, immer noch ziemlich günstig. In industriell gefertigten Düften werden vergleichsweise nur homöopathische Dosen natürlicher Stoffe verarbeitet, um einen gewissen natürlichen Touch zu erzeugen. In der Regel sind aber die in den Duftnoten gelisteten Stoffe als solche kaum bis gar nicht vorhanden. Es geht hauptsächlich darum, die Käufer zur Akzeptanz von vollkommen überhöhten Preisen zu bewegen. Ich erinnere nur an das Stichwort "Oud"...

Weitere Unterschiede sind die Verwendung von unvergälltem (und somit teuer versteuertem!) Alkohol aus biologischem Anbau. Das Weglassen von Vergällungsmitteln sollte eigentlich zumindest im höchstpreisigen Sektor eine Selbstverständlichkeit sein. Aber selbst Parfums aus der über 1.000 Euro-Liga enthalten immer noch Vergällungsmittel! Für mich ist so ein Procedere einfach nicht nachvollziehbar. Ich finde, dass bei solchen Summen der Spielraum für die Branntweinsteuer drin sein sollte, ohne dass den entsprechenden Herstellern das Nagen am Hungertuch droht.

Kommen wir zu den Zusatzstoffen: Während den Industriedüften standardmäßig Phtalate, Lichtschutzfilter, Farbstoffe und sonstige Chemikalien beigemengt werden, verzichte ich komplett auf derartige Stoffe.

Parfumo: Hat sich schon die "kleine Annette" für Düfte begeistern können, und vielleicht schon Gänseblümchen in Alkohol eingelegt?

Annette Neuffer: In Alkohol habe ich zwar als Kleinkind nichts eingelegt, doch gibt es kurioserweise von mir aus der Zeit als ich laufen lernte kein einziges Foto, auf dem ich nicht die Nase tief in irgendeine Blüte stecke oder gerade etwas pflücke. Meine Großmutter musste also ihren Garten von nicht genießbaren bis giftigen Gewächsen befreien, weil nichts vor meinem Forschungsdrang sicher war. Meine Passion scheint mir in die Wiege gelegt zu sein. Schon als kleines Kind habe ich mich sehr für Pflanzen interessiert, mein Lieblingsbuch im Kindergartenalter war ein kleines Lexikon von Langenscheidt "Die Flora und Fauna Europas". Ich besitze und lese es heute noch.

Parfumo: Wie viel Arbeit steckt in der Entwicklung eines neuen Duftes?

Annette Neuffer: Das ist ganz unterschiedlich. Bei der Formulierung des Duftes ist von wenigen Wochen bis zu mehreren Jahren alles möglich.

Manches ruht auch erst Mal eine Weile, beispielsweise dann, wenn ich einen "missing link" nicht finde. Da ich ja nicht auftrags- oder termingebunden arbeite, dauert es einfach so lange, bis ich selber mit dem Ergebnis zufrieden bin. Und das kann dauern!

Es gibt aber außer dem Prozess der Duftkomposition noch viele andere Faktoren, die insbesondere in der EU einen hohen Arbeitsaufwand mit sich bringen. Das Erstellen der gesetzlich geforderten Produktinformationsdatei zum Beispiel. Sie beinhaltet die Sicherheitsbewertung durch einen Sachverständigen. Außerdem werden Stabilitäts- und Anwendungstests gefordert. Und die Behörden verlangen Reinigungspläne, Wareneingangskontrollprotokolle und das Notieren von den Chargennummern der Rohstoffe in jeder Formulierung. Es gibt zahlreiche Pflichtangaben, die irgendwie auf Flacon und die Verpackung gelayoutet müssen. Zu guter Letzt muss die Formulierung im „Cosmetics Notification Portal“ registriert und hinterlegt werden.

Oft bin ich mehr mit verwalterischen Angelegenheiten als mit den Düften an sich beschäftigt. Für die Sicherheitsbewertung zum Beispiel müssen sämtliche Sicherheitsdatenblätter und Analysezertifikate von allen verwendeten Rohstoffen und der Verpackung bei den Lieferanten eingesammelt werden. Eine Arbeit, die sich manchmal extrem zäh gestalten kann. Es gibt mehrere mir bekannte Firmen, die Riesenerklärungen auf ihrer Website abgeben, wie streng ihre Qualitätskontrollen und Analysen sind, und das alles gaschromatographiert und rückstandskontrolliert sei - fragt man sie nach den Datenblättern, haben sie oft NICHTS vorzuweisen. Da tun sich oft richtiggehende Abgründe auf...wer sich Geld sparen will, darf mir gerne mailen.

Das Beschaffen der Rohstoffe ist ebenfalls ein arbeitsintensives Betätigungsfeld. Gerade als Einzelkämpfer kommt man, was den hohen Hürden der Mindestbestellmengen geschuldet ist, nicht gleich an all die Materialien die man gerne hätte. Anfangs habe ich mir vieles über die USA besorgt, was aber wiederum viel Aufwand und auch öfters mal Ärger mit Fracht- und Zollangelegenheiten bedeutet. Mittlerweile fahre ich Gott sei Dank sehr gut mit europäischen Anbietern, die an gewerbliche Abnehmer auch kleinere bis mittlere Mengen abgeben und ordentlich dokumentieren.

Parfumo: Wie gehst Du beim Entwickeln eines Duftes vor?

Annette Neuffer: Jetzt bringst Du mich ins Grübeln! Ehrlich gesagt habe ich keinerlei System oder schematische Vorgehensweise.

Oft gehe ich von einer einzigen Note aus, von der aus ich mir überlege, wie ich sie am besten in Szene setze. Ich denke also darüber nach, was besonders gut dazu passen, besonders gut kontrastieren oder akzentuieren könnte, und mache mir zuerst eine Liste mit "Haupt- und Nebenrollen". Dazu mache ich zuerst Versuche mit kleineren Akkorden der Hauptakteure, dann gebe ich nach und nach mehr Rohstoffe dazu und vergleiche, ob die Veränderung eine Verbesserung gebracht hat oder nicht. Oft kommt dabei etwas heraus, das ich so überhaupt nicht erwartet habe. Im Positiven, wie im Negativen. Ich denke mir dann immer: "Lehrgeld ist teuer, aber gut angelegt". Letztendlich geht es darum, verschiedene Elemente in ein stimmiges Verhältnis zu bringen, was sich nur durch intensives Experimentieren erzielen lässt.

Es können aber auch ein musikalisches Thema, eine Stimmung oder ein Gedicht sein, die in mir das Bedürfnis erwecken, sie olfaktorisch umzusetzen. Als Sängerin habe ich natürlich ein Faible für schöne Texte. Bei meinem Lindenblütenparfum, inspiriert von Shakespeares „Sonnet 18“, habe ich mich zuerst gefragt, was olfaktorisch für die Leichtigkeit und unbekümmerte Freude des Sommers steht. Die Lindenblüte war also die Nummer eins, hinzu kamen Orangenblüte, Ginster und Sambac Jasmin. Eine andere Frage war, was das Bittere der Vergänglichkeit symbolisieren kann, während aber im Jetzt die Süße überwiegt, und wir an den Tod noch nicht denken wollen? Ich habe mich für Vetiver und etwas Patchouli entschieden. Danach habe ich mir Gedanken über die weiteren Elemente gemacht. Außerdem habe ich mir immer wieder echte Lindenblüten aller möglichen Spezies gepflückt und analysiert. Mich gefragt, was ich bei ihnen herausrieche und womit ich das reproduzieren könnte. Dabei war mir der Staudensichtungsgarten der Universität Weihenstephan, der eine Allee mit 1954 gepflanzten Linden aller nur erdenklichen Arten beherbergt, eine wertvolle Hilfe.


An Tilia Henryana (Henry's Linde, hier mit einem kapitalen Rosenkäfer) orientierte sich Annette Neuffer bei der Komposition von „Sonnet 18“

Mein Ziel ist es also, komplexe Düfte zu schaffen, die eine Geschichte erzählen. Außerdem sollen sie geruchlich über einen Saunaaufguss, oder das, was ich "ätherische Ölmischungen" nenne, hinausgehen. Das ist durchaus eine Herausforderung. Denn einige, z.B. in Bioläden erhältliche Düfte, sind eigentlich kaum mehr als das. Ich kann also durchaus verstehen, dass so etwas einen richtigen Nasenjunkie nicht zufrieden stellt. Daher experimentiere ich an einem Duft oft jahrelang und verschleiße viel Material bis die Formulierung fertig ist. Dabei verwende ich meistens relativ viele Rohstoffe, was von der toxikologischen Kalkulation (also der Berechnung der Allergene und der vielen restriktierten Substanzen, die in ätherischen Ölen natürliche Bestandteile sind) her ziemlich aufwändig ist.

Wenn Leute bei mir im Labor vorbeikommen, passiert es immer wieder, dass sie regelrecht ergriffen sind und mir sagen, sie hätten so etwas noch nie gerochen. Darüber freue ich mich dann wirklich sehr, weil es mir zeigt, dass der Aufwand, den ich betrieben habe, am Ende absolut gerechtfertigt ist.

Parfumo: Ist Deine Arbeit ein sich selbst entwickelnder Prozess, oder hast Du von Anfang an eine klare Vorstellung vom Endprodukt?

Annette Neuffer: Ja und nein. Manches ist mir rein intuitiv zugeflogen, für andere Parfums hatte ich zuerst eine feste Vorstellung, für deren Realisation ich eine ziemlich lange Zeit aufgewandt habe.


In Reih und Glied: Naturparfums von Annette Neuffer


Parfumo: Was bedeutet diese Arbeit für Dich persönlich?

Annette Neuffer: Eigentlich sind meine Parfums eine logische Fortsetzung und Erweiterung dessen, was ich als Musikerin schon seit vielen Jahren praktiziere. Mein Genre ist Jazz, sozusagen die Nische der Unterhaltungsmusik. Mit meiner Band spiele ich unplugged, ohne künstliche Effekte oder Verstärkerburgen bis unter die Decke. Extreme Lautstärke gibt es in unseren Konzerten nicht. Bei und hört das Publikum zu. Das ist vielleicht auch nicht so populär wie die volle Dröhnung, mich aber macht diese Musik glücklich.


Annette Neuffer mit Kater „Bärli“ im heimischen Freising - Foto Ida Koch


In der Musik gibt es das Phänomen des "War of Loudness". Kurz erklärt bedeutet das, dass Tonaufnahmen technisch für immer höhere Lautstärkelevels aufbereitet werden (kennt ja jeder aus der im Fernsehen gern lauteren Werbung), damit sich die Message gegen die des Konkurrenten durchsetzt. Dieses Phänomen findet auch bei industriell gefertigten Düften statt. Man weiß, dass Parfums heute viel stärker sind als noch vor hundert Jahren. Wasch- und Reinigungsmittel sind extrem parfumiert um die Kaufentscheidung zu beeinflussen. In Geschäften soll der Kunde über Düfte manipuliert werden. Alles ist heutzutage beduftet. Da braucht es natürlich schwere Geschütze, um das ganze olfaktorische Grundrauschen zu übertrumpfen. Das führt letztlich aber zu immer größerer Abstumpfung und nicht zu höherer Aufmerksamkeit. Wenn wir fortwährend sehr laute Musik hören, wird unser Gehör dadurch ja auch nicht besser. Als ich mit meinen Experimenten angefangen habe, habe ich das nur zum Spaß und für mich gemacht. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dadurch so viele andere Duftliebhaber ansprechen zu können.

Parfumo: Herzlichen Dank für dieses Interview, liebe Annette. Im Namen von Parfumo erlaube ich mir, dir weiterhin ein so glückliches Händchen bei der Kreation deiner Düfte und ebenfalls weiterhin so viel Erfolg damit zu wünschen.

Das Interview führte Jella

Wer sich für die einzelnen Düfte aus der Manufaktur von Annette Neuffer interessiert, wird unter

www.naturparfum.net fündig.

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