Der kostbare Ledermantel - Homme von XerJoff (Aus Liebe zum Duft)

Nachdem ich gestern die zarte und köstlich fruchtige Elle erlebt habe, freute ich mich heute auf ihren Mann: Homme! Homme ist Teil der XJ 17/17 Kollektion der Marke XerJoff und liegt somit im gleichen Preissegment wie auch Elle. Alle XerJoff Düfte die ich bisher kenne, sind sehr ruhige und balancierte Kompositionen, die sehr viel Wert auf gute Manieren legen und deren Inhaltsstoffe meisterhaft zusammengesmischt sind. Aus diesen vielen Parfums sticht keines als zu extrem oder schockierend hervor. Und so war ich auch bei Homme von einem sehr gepflegten Duft ausgegangen. Der Flakon, der für Homme in der Pochette (20 ml) Version festgelegt ist, ist für mich persönlich ein Traum. Schaut ihn euch an, er ist ein Meisterwerk! Zwar sind auch die anderen Flakons der XJ 17/17 Serie wunderschön, doch dieser hat es mir angetan. Jetzt muss nur noch der Duft an sich genauso wunderschön sein. Was soll schon schief gehen, Homme's Frau (Elle) ist wunderschön. Da muss auch dieser hier eine ganz eigene Ausstrahlung haben.

Wo Elle ein sanfter Fruchtlikör ist, ist Homme ein volles, reiches Lederaroma. Nichts für zarte Gemüter! Von den Noten der angegebenen Kopfnote fallen lediglich Estragon, Kümmel und etwas Orange auf. Das ist zwar nicht alles (Homme ist sehr, sehr komplex), aber es sind die dominanten Teile. Neben den angegebenen Gerüchen, dominiert schon jetzt das Leder. Als ich den Duft zum ersten Mal auftrug, habe ich arg zurück gezuckt. ,,Zu viel Leder, zu viel Birkenteer!" Das waren meine ersten Gedanken. Markant und intensiv druchbrach das Parfum die Luft des Raums. Nach einer kurzen Pause, wagte ich einen erneuten Riechtest. Dieses Mal war es, als hätte ich eine Melange zweier Eaux de Parfum vor mir, die einzeln schon starke Statements sind: Pure Oud by Kilian und Aoud Cuir d'Arabie von Montale. Vom Kilian wurden die erdigen und öligen Akkorde übernommen, vom Montale die Leder- und Birkenteernoten. Außerdem meine ich auch noch Oud zu erkennen. Es ist jenes, herrliches Oud OrPur, welches schon Calice Becker benutzte. Da der Parfumeur von XerJoff Homme (Jacques Flori) ebenfalls bei Givaudan arbeitet, ist das gut möglich. Das Ergebnis ist interessant, aber schwer als Parfum zu tragen. Der Übergang in die Herznote erfolgt schleichend. Eine äußerst subtile Gewürnelke liegt versteckt hinter dem Leder und will nicht so recht herauskommen. Es ist die Rose, die den ersten Schritt wagt und versucht die markanten Mitspieler zu verdrängen. Dieses Unterfangen gelingt ihr nur zum Teil, es entsteht eine Partnerschaft. Rose und Leder! In dieser Phase ist Homme zwar noch immer intensiv, aber nicht mehr ganz so schockierend wie zu Beginn. Die Gerüche haben sich geordnet und ihren festen Platz eingenommen. Ab jetzt gibt es keine Überraschungen mehr, alles kommt zur Ruhe. Ein wenig Moschus lenkt ein und auch die Hölzer werden vordergründiger. Die Birke, die eigentlich erst jetzt auftauchen sollte, war von Anfang an dominant. Wie auch bei Elle, bemerkt man bei Homme die Hochwertigkeit der Inhaltsstoffe. Der Duft ist vom feinsten, für Liebhaber von intensiven Lederparfums.

Homme ist nicht irgendein Duft, nein! Homme ist der Duft von kostbaren Ledermänteln, die in der Hitze der Sonne ihren Geruch aussenden. Der Träger dieses Mantels, dieses Duftes hat eine starke Persönlichkeit, weiß sich durchzusetzen. Er wird für seine konsequenten Entscheidungen nicht nur auf positive Reaktionen stoßen, doch das ist ihm egal. Manche Menschen werden ihn grob und unsympathisch finden, doch hinter diesem scheinbar unnahbarem Mann steckt eine Person die mitfühlt und Verständnis für andere hat. Er hat einen Sinn für schöne Dinge und scheut nicht davor zurück, das unbekannte zu wagen. Er ist das Gegenteil von der zarten Elle, doch wie sagt man so schön: Gegensätze ziehen sich an! Ich habe an diesem Parfum große Freude gehabt. Der Duft entwickelte sich an meiner Haut. Anfänglich mochte ich ihn nicht und war eher abgeneigt. Mit der Zeit stieg meine Zuneigung und ich lernte den Geruch richtig kennen. Jetzt, nach vielen Stunden, habe ich Homme lieb gewonnen. Dem Parfum fehlt trotz kleiner Moschusbrise in der Basis jegliche Süße. Erdig, ölig, herb, ledrig. Homme hat eine gute Haltbarkeit und sollte sparsam verwendet werden. Er ist in fast jeder Hinsicht ein Extrem.

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