Luxuria ac Superbia - The Infidels von Agonist
Agonist, wem dieser Name kein Begriff ist, der sollte nun gut aufpassen. Denn auch mir waren die Parfums dieser Marke bisher nicht bekannt. Nur durch Zufall bin ich auf die wunderschönen Flakons aufmerksam geworden und habe angefangen, Informationen über diese kleinen Kunstwerke zu finden. Agonist ist ein schwedisches Unternehmen und vereint Glaskunst mit luxuriösem Parfum. Ihre Werke sind von der Melancholie und der Schönheit von Film, Poesie und Literatur schwedischer Ikonen inspiriert. Ihr erstes Werk kreierten sie in Zusammenarbeit mit Åsa Jungnelius, es ist ,,Kallocain". Dieser war in limitierter Version nur kurze Zeit erhältlich, ist ausverkauft. Das Nachfolgewerk nannte man ,,The Infidel". Zwei Flakons, einer stellt den männlichen, der andere den weiblichen Teil dar. Auch dieses kleine Kunstwerk ist limitiert, aber noch erhältlich. Und jetzt kommt die schöne Geschichte: Die beiden Flakons von The Infidel stellen die Eltern für den Flakon von ,,The Infidels" dar. Der Duft ist jedoch in beiden Flakonversionen identisch. Einige Zeit suchte ich verzweifelt nach einer Probe, die Suche blieb aber erfolglos. Und nur dank der freundlichen Mitarbeiter von Agonist war es mir möglich, das Parfum zu erleben, zu entdecken. Man ließ mir eine Probe zukommen, zusammen mit einer persönlichen Notiz auf edlem Briefpapier und dem Hinweis, dass ich mich bei Fragen jederzeit an den Creative Director des Unternehmens wenden kann. Das ist Service! Doch nun zum Duft, denn um ihn geht es in diesem Bericht.
The Infidels offenbart sich zunächst als frisch, leicht zitrisch mit trockener Lavendelnote. Die Bergamotte erfrischt das Geschehen und so strahlt der Duft Leichtigkeit aus. Das überrascht mich etwas, anhand anderer Reviews und der Duftnotenpyramide erwartete ich einen eher würzigen Start. Stattdessen bekomm man die Frische der Provence. Die schwarze Johannisbeere wirkt hier leicht bitter, was sehr gut zum Lavendel passt. Diese angenehme Frische hält sich gute 3-5 Minuten, ehe der Kreuzkümmel beginnt sich einzumischen und die ersten animalischen Beiklänge erahnen lässt. Welch interessante Wendung! Eine tierische Note hinter einer frischen Wand, das sieht man nicht alle Tage. Kreuzkümmel ist dafür bekannt scharf und schweißartig zu riechen. Je nach Mischung und Mischverhältnis kann das Ergebnis angenehm animalisch wirken, aber auch abstossend. In The Infidels duftet der Kreuzkümmel genau wie er duften muss: Scharf und animalisch, trotzdem angenehm. Eric Moraldo fand genau die richtige Balance zwischen trockenem Lavendel und provozierender Würze. Die Kopfnote verflüchtigt sich, aber das Cumin bleibt erhalten und durchzieht als dominantes Element das Herz. Die anfängliche Schärfe wird abgesoftet durch einen florale Note (Magnolie) und Tonkabohne, welche einiges an cremiger Süße einbringt. So entsteht der Eindruck, man betrete die Gemächern zweier Liebender, am Morgen danach. Die Luft ist heiß und schwül und es ist noch etwas Parfum von der ereignisreichen Nacht zu erkennen. Eine äußerst erotische Ausstrahlung geht von The Infidels aus, anziehend und magisch. Dessen Bann kann man sich schwer entziehen. Das Parfum von Agonist fesselt und begeistert, außerdem hüllt es ein, wird eins mit seinem Träger. Der vielschichtige Duft zeigt all seine Facetten und beeindruckt mit einem fast schmerzhaft sinnlichen Fond. Hier vereinen sich Amber und Labdanum mit feinstem Patchouli und einem zarten Beiklang von Leder. Eine erdige Note erhebt sich, wirkt tief und luxuriös. Selten empfinde ich erdige Duftnoten als luxuriös, aber in The Infidels hat Eric Moraldo das Patchouli gezähmt, anstatt ihm zu erlauben, zu staubig zu wirken. Nein, hier wirkt nichts abgestanden oder alt. Und mit ,,gezähmt" meine ich nicht etwa, aller Ecken und Kanten beraubt. In Infidels wurden keine modernen Designermoleküle verwendet, man setzt bei Agonist auf naturnahe und hochwertigste Rohstoffe. Bemerkenswert ist, dass sich das Eau de Parfum auch jetzt noch verändert, nach so vielen Stunden! Der animalische Geruch kehrt zurück, dieses Mal nicht scharf, sondern eher anschmiegsam. Vielleicht kennt jemand von euch diese Art von Parfum. Sie strahlen sehr viel erotik aus, jeder der daran riecht erkennt das sofort und doch sind sie so weich wie eine Kaschmirdecke. Ich erlebe solche Kombinationen nur selten. Wenn sie aber auftauchen, dann schaffen sie es oft nicht, die beiden gegensätzlichen Attribute perfekt ausbalanciert zu vereinen. The Infidels - die Ungläubigen! Die Zusammenkunft von Luxuria und Superbia, denn einer Person, welche dieses erstklassige Parfum trägt, kann man durchaus Wollust und Stolz zutrauen.
Und so ist auch der Name ,,The Infidels" perfekt gewählt. Denn Agonist hat der Sünde einen Duft gegeben. Aber nicht nur der Duft ist Sünde, das ist auch der Flakon, welcher an sich schon ein kleines Kunstwerk ist. Jeder dieser Kunstwerke ist Handgefertigt von Åsa Jungnelius und daher kommt auch der sündhaft hohe Preis. Für 50ml Eau de Parfum in besagtem Flakon zahlt man 407€. Eine astronomische Summe, die aber für Liebhaber von feinstem Parfum und Glas wohl kein Hindernis für einen Kauf sind. Zudem kann man den jederzeit Nachfüllungen für den Flakon für ca. 75€ bestellen, was ich persönlich als Investition in die Zukunft sehe. 75€ gibt man eher als 407€ aus.
The Infidels ist das erste ,,Parfum Nordique" das ich testete und ich muss sagen, es hat sich gelohnt! Gefährlich, ausschweifend, sinnlich, weich - Das wollüstige Verlangen, versteckt hinter der unschuldigen Frische der Provence. The Infidels ist überraschend und wiegt die Nasen in Sicherheit, bevor es sein wahres Wesen zeigt. Doch nicht alle Menschen empfinden diesen Duft als angenehm. Die extremste Reaktion war die Aussage, dass Infidels nach toten Tieren riecht. Das überrascht mich garnicht, denn mir war von Anfang an bewusst, dass nicht jeder von der tierischen Wonne der ungläubigen überzeugt ist. The Infidels ist ein Eau de Parfum und als solches sehr intensiv. Fast zu intensiv, ich hätte instinktiv eher Extrait de Parfum vermutet. Und nun verstehe ich auch, warum man beim Flakon auf einen Sprühkopf verzichtet. Aufgesprüht würde der Duft unangenehm und stark wirken. Denn bei mir genügen wenige Tropfen um lange zu riechen, auch die Duftaura ist überzeugend. Hier hat man mit dem Tupfen die beste Methode gefunden, The Infidels zu genießen.
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