Pattisi

Ich bin ja eine kleine Ambra-Liebhaberin - Alles was Ambra enthält muss wenigstens mal erschnüffelt werden.

Der Duft ist, oh, warm mit Blumenbouquet, aber so, dass ich ihn auch noch riechen mag.
Mich erinnert er ein bisschen an den Frühlingsanfang. Es riecht frisch, ein wenig grün, während man noch die letzten Zimt- und Glühweinexzesse in der Nase hat.
Man freut sich zwar, dass es wieder wärmer und bunter wird, sehnt sich aber trotzdem noch nach Schnee. Denkt sich "Hey, nicht so schnell, ich konnte den Winter noch garnicht richtig genießen!" und "Ach, ich hätt jetzt gerne noch einen Kakao mit Zimt gehabt...".
Kaum hat man sich dann an Iris und Zitrone sattgerochen, kommt das Wintergefühl nochmal auf. Vanille und Ambra (für mein schwaches Näschen sehr gut riechbar), während die Hölzer die Süße ein wenig dämpfen und einen daran erinnern, das es auch noch anderes gibt als Lichterketten, Naschis und Tannenbäume.

Für mich der perfekte Duft für den ach so verhassten Übergang von gemütlicher stiller Weihnachtszeit zum trubeligen, aktiven Frühling. Wie ein sehr langsames, wehmütiges Frühlingserwachen.

Die Sillage ist eher mittel. Die ersten zwei Stunden wahrnehmbar, dann körpernah aber noch zu riechen.
Halten tut er dann aber gut - acht bis neun Stunden sind drin.

Ich hab einen großen, zweistöckigen Douglas um die Ecke, glücklicherweise inklusive des netten, fachkundigen Herren, denn ich immer an mich reiße wenn ich was Neues schnuppern will.
Heute hat er mir freundlicherweise den rechten Arm mit Mimosa & Cardamom eingesprüht - ich darf jetzt berichten.

Das erste was ich dachte war: "Hui!". Ich kenne Cardamom nur aus meinen zahlreichen Back- und Kochorgien, aber nicht als Duftbestandteil, und ich hab gemerkt, das könnte ich sehr gerne mögen wenn es denn anders ausgeführt würde.

Es riecht am Anfang scharf-würzig-süß mit ein bisschen Blumenfrische, was durchaus interessant sein könnte, würden diese Nuancen nicht wie ein Sportwagen mit 320 km/h ungebremst in die Nase brettern und sie zum Totalschaden machen. Nachdem ich erstmal beherzt durchgeatmet habe nehme ich noch ´ne Nase, bei der es besser wird. Der Duft wird feiner, besser erträglich, fängt aber schon an, sich in die Saubermann-Ecke zu verziehen. Frisch, ein wenig herb, blumig. Das Würzig-süße wandert leider sehr schnell in den Hintergrund und macht sich nurnoch dann und wann bemerkbar.
Dieser Eindruck hält sich auch jetzt noch, nach 9 Stunden auf dem Arm. Allerdings hatte ich meinen Ärmel drüber, zur genauen Haltbarkeit kann ich deswegen leider nichts sagen.

Wenn ich objektiv rangehe, ist es ein sehr schöner Duft, der bestimmt vielen Leuten gefällt - frisch, sauber, ein wenig besonders. Subjektiv fällt mir leider nicht mehr dazu ein als "Ne, leider nicht meins."

Wenn ich jetzt meine Assoziationen dazu aufschreibe, fallen mir spontan Shampoo, Körperpuder und eben Meister Proper ein.

Und Ambra ist "endlich zu Hause, brrr ist das kalt draußen!".
Im ersten Moment, direkt nach dem Aufsprühen, gibt es ein wenig Bergamotte, für den Frische-Hauch, der von draußen noch mit reingekommen ist.
Man legt seinen Mantel, den Schal, die Mütze ab. Die Füße wärmen sich auf, die Fingerspitzen kribbeln, Wärme legt sich um einen und kriecht durch die Kleidung. Es fängt an nach Zimt zu riechen - wo kommt der denn her? Ach, das ist nur die Weihnachts-Teemischung mit Orange, kleine Duftverwirrung am Rande.

Nachdem alles gesagt und getan ist, setzt man sich in seinen Lieblingssessel, mit Decke um den Schultern und Tee in der Tasse, der jetzt doch nach zweimal schnuppern nach Vanille riecht - ein echter Wundertee!

Es wird warm, es wird kuschelig. Gedimmtes Licht, brennendes Teelicht und ein gutes Buch, während man dem Schnee draußen zusieht. Es wird still.