Perfumista

Als ich das EdP von John Galliano das erste Mal erschnupperte, wurde augenblicklich mein Kopfkino in Gang gesetzt und zwei Erinnerungen wurden so zu sagen von meiner "Festplatte" abgerufen.

Die erste: meine Tante war Schauspielerin und manchmal durfte ich sie zu den Proben ins Theater begleiten. Dann konnte ich mir in ihrer Künstlergarderobe alles nach Herzenslust anschauen. Die vielen Fläschchen, Töpfchen und Tigelchen fand ich natürlich ganz besonders interessant, aber fast mehr noch reizte mich der Fundus mit all seinen Kostümen und Perücken. In der Luft lag stets ein Duft von Schminke und Puder. Dieser Duft von gepuderten Perücken, gepaart mit dem eigenen Geruch von schweren, roten Samtvorhängen ist es, der John Galliano für mich ausmacht.

Erinnerung - die zweite: Mallorca - 30 Grad im Schatten - flirrende Hitze. Ich betrete eine kleine Kirche. Es ist wie eine Oase, in der man Zuflucht vor der Mittagshitze findet. Zuerst bin ich geblendet, meine Augen müssen sich erst an die Umstellung vom grellen Sonnenlicht hinüber ins Halbdunkel des Kirchleins gewöhnen. Es riecht nach Blumen, Kerzen und Weihrauch.

Diese beiden oben beschriebenen Gefühle ruft das EdP von JG in mir wach.

Wenn ich mit geschlossenen Augen an meinem Handgelenk schnuppere, wenn ich diesen Duft trage oder ihn an einer anderen Person wahrnehme, muss ich unwillkürlich an eine Holzkiste mit reifen Äpfeln denken. Sehr reifen Äpfeln! Ich meine nicht diesen grünen Apfelduft, wie er z.B. in Joop's "All about Eve" vorkommt, sondern den Duft von überreifem Obst, das schon ein wenig gegoren ist. Dies meine ich in keinster Weise negativ, ist es doch gerade das Besondere, das Fendi so unverwechselbar und einzigartig macht.