Ricarda

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Rezensionen
Ricarda vor 2 Monaten 2
Eine leise Verheißung
Na sowas! Da wollte ich doch eigentlich bloß ein Statement verfassen über diesen Sommermorgentraum, doch mir fehlen die Zeichen… ist der hier doch schwieriger zu beschreiben, als gedacht.

Also wird das hier meine erste Rezension zu einem Duft. Nicht, weil hier meiner Meinung nach das Rad neu erfunden wurde oder sich alles sehr komplex entwickelt. Nein. Dafür aber, weil Sparkling Lychee mich im Nachhinein doch noch überraschen konnte.

Ein diffus-fröhlicher Vibe lässt mich in Gedanken wie auf einer imaginären spritzigen Welle durch unsere Stadt surfen. Diese scheint ihrerseits frische Sommermorgende schon regelrecht auszuatmen. Um es kurz und knapp mit zwei Attributen auszudrücken: Sparkling Lychee ist warm und frisch zugleich.
Dabei handelt es sich bei diesem Gesellen hier gar nicht um einen Aquaten?!
Oder vielleicht doch ganz leicht durch die feuchte Litschi, die mir schon aus Chloé EDP und Delina La rosée bekannt ist? Aber Achtung, dies soll keinesfalls ein Vergleich sein, Gemeinsamkeiten sehe ich ansonsten nämlich keine.

Aber nun der Reihe nach:
Vor vier Monaten kaufte ich mir die Reisegröße von Sparkling Lychee blind und war zuerst recht enttäucht. Zum Glück ist wenigstens die Flasche für mich Verpackungsopfer so hübsch anzusehen und die Farbe von einem herrlichen Korallenton. Doch der Duft - nunja. Ich vernahm fast ausschließlich den Geruch einer frisch geöffneten Fruchtgummitüte oder jenen Süßigkeiten von früher aus meiner Kindheit, wenn die Verkäufer des Kiosks meiner Wahl das Kläppchen des Faches mit diesen bunten giftfarbenen Weingummitierchen öffneten, die es immer für 10 Pfennige gab.
Das sind wundervolle Erinnerungen, aber so riechen möchte ich dann doch nicht.

Als Konsequenz stelle ich den Flakon erstmal weg, verkaufen kann ich immernoch und lasse die Zeit vergehen, bis…?

Ja, bis meine Teenietochter eines Morgens vor wenigen Wochen danach greift.
Was ist das? An einem gewöhlichen Wochentag vor der Schule zieht sie SO einen frischen Wind an Leichtigkeit und Lebensfreude hinter sich her?! Die Lychee ist es nicht unbedingt, was ich hier in der Kopfnote vernehme. Eher etwas frisch-säuerlich-Beeriges rieche ich mit ein bisschen Vanille garniert. Wohl die Johannisbeere. Spritzig und belebend fühlt sich das an.
Was steht er ihr gut. Ich will das auch!

So habe ich mir heute Morgen selbst endlich nochmal einen Sprühstoß davon gegönnt. Die Sonne lacht, die Vögel zwitschern. Ist es Kausalität oder Korrelation?
Ganz egal! Die Magie geschieht wieder und färbt auf mich ab. Ich fühle mich unbeschwert, jung und gesund. Assoziiere Sommerferien, meine Haare noch nass vom Schwimmen und dann Shampoo, frische Luft, alkoholfreien Fruchtcocktail mit Zitrone und Johannisbeere am heimischen Swimmingpool, den wir aber doch gar nicht hatten. Pinke Äpfel gibt es dazu. Der Duft der Rosen aus dem Vorgarten weiter entfernt weht schüchtern herüber.

Mir scheint, mit Eden Sparkling Lychee darf ich für einen kurzen Moment das junge Mädchen sein, welches ich selbst mit 16 gerne gewesen wäre; die sportliche, selbstbewusste Beliebtheitsschülerin, die ihr Leben im Griff und bestimmt eine großartige Zukunft vor sich hat.
Passend dazu wartet Sparkling Lychee mit einer frischen, aber dem Thema Frucht treu bleibenden, Duschgelnote auf. Oder eher noch Shampoo.

Gar nicht so großartig ist leider die Sillage ein/zwei Stündchen später, sollte meine Nase nicht noch zu müde sein.
(P. S.: Allerdings werde ich momentan eher schnell nasenblind. Trage ihn aber gerade am Handgelenk, nicht innerhalb des Dreiecks um den Kopf herum.)

Mein Flakon muss wohl nachgereift sein, oder die Jahreszeit vermittelt mir nun einen vielschichtigeren Dufteindruck, denn als extrem juvenil und in die Weingummitüte gefallen, empfinde ich das Wässerchen besonders in der Herznote gar nicht mehr. Irgendwie rieche ich sogar eine rosapfeffrige Note, die überhaupt nicht gelistet ist.
Dies macht den Duft für mich sogar für die Arbeit in einem Büro tragbar. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Dufteindruck durch das kandierte Veilchen zustande kommt. Vielleicht aber auch durch das Zedernholz der Basis, die schon um die Ecke lugt?

Die Betonung liegt leider auf „lugt“, denn nun hat sich das Erlebnis schon weitestgehend verflüchtigt. Von der Basis erschnüffle ich kaum noch etwas. Mein jugendlicher Traum - einfach verpufft?
Wo bleibt das schöne Sandelholz und der Moschus?

Ich teste weiter und hoffe auf mehr Sillage, denn das Opening ist ein Traum und wie eine Verheißung auf ein unbeschwertes Leben.

So zieht diese aber erstmal von dannen. Ganz so wehmütig bin ich dennoch nicht, ich habe ja meinen kleinen Flakon und werde mir diese Jugendfrische zum Aufsprühen wieder und wieder gönnen können, auch wenn sie so schnell verweht wie unser aller Jugend selbst. Bis dahin gilt es diese aber zu genießen.

Der Name „Eden Sparkling Lychee“ ist übrigens ganz gut gewählt, denn „sparkling“ wie Champagner ist er tatsächlich.
Für jeden Tag wäre mir seine pudergezuckerte Fruchtsüße (nur zur Veranschaulichung: Ähnlich der in NR Musc Noir Rouge, aber auch hier ansonsten keine Ähnlichkeit) etwas zu viel.
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