Schrippe
Schrippes Blog
vor 3 Jahren - 01.06.2021
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Von Bienen und Blüten

Als Ergänzung zu meinem Statement H - 100 JubiléeH - 100 Jubilée

Gestern trug ich den Honigduft von der Schlossparfümerie, die nicht mehr existiert. Schade.
Ich sitze hier, vor mir meine zwei halben Schrippen, Semmeln, Brötchen oder Rundstücke, ganz dünn mit Honig über der aufgekratzten Butter. Ein Genuß, für den ich den Bienen sehr dankbar bin.

Was für fleißige Gesellen. Leider habe ich fast 20 Jahre meines Lebens damit verbracht, mich vor den Brummern der Lüfte zu fürchten. Selbst Biene Maja und Willi vermochten nicht, mich von dieser Panik zu befreien. Das schaffte erst mein Mann, der große und auch klitzekleine Dinge rein wissenschaftlich betrachtet. Er fragte mich vor einiger Zeit, ob wir nicht Lust hätten, Bienenpaten zu werden. Dazu stellt ein Imker einen seiner Bienenkästen, Körbe sind es schon lange nicht mehr, auf geeignete Flächen , mitten in der Stadt. Bei uns wurden alle Mitbewohner gefragt und so kam das erste Bienenvolk zu uns aufs Dach.

Ein untrügliches Zeichen, dass das Frühjahr langsam Fahrt aufnimmt, sind steigende Temperaturen, insbesondere nachts. Jetzt beginnen die Bienen, sich mit Hilfe einer sehr potenten Königin zu vermehren. Sie schwärmen. Was das genau bedeutet, möchte ich auch näher erklären.
Bienenvölker vermehren sich dadurch, dass sie sich teilen.
Wenn die Königin im Frühjahr mit der Eiablage beginnt, und das können bis zu 2000 Eier täglich sein, wird es eng im Bienenstock. Die Arbeiterinnen leisten Höchstarbeit, bauen sie doch die Nestzellen für die künftigen Königinnen.
Für diese, in diesen Zellen eingebrachten Königinneneier wird das legendäre Gelee Royal produziert und schließlich an diese kleinen Zellenbewohner verfüttert. Vollpension de luxe.
Sobald die Nachkömmlinge so weit sind, dass sie schlüpfen möchten, geben sie Laute in Form von Klopfzeichen ab.. Das ist das Signal zum Aufbrauch für Königinmutter.
Sie wird den Bienenstock verlassen müssen, denn für ein so rasant angewachsenes Bienvolk ist kein Platz.
Die körperlichen Maße der nun zum Aufbruch drängenden Bienenkönigin lässt sie flugunfähig sein. Hochschwanger, immer in der Lage, Eier zu legen. Aber auch da auch greift das System des Bienenvolkes. Seit einiger Zeit wurde sie mit weniger energetischem Futter versorgt, quasi auf Diät gesetzt, so dass sie den Bienestock fliegend verlasen kann.

Bevor sie den Stock verlässt, sendet sie Pieptöne an die neue Königin, und teilt ihr dadurch mit, dass sie demnächst den Stock verlassen wird und der Nachkommenschaft das Feld überlassen wird.
Sie macht sich dann mit allen Flugbienen auf den Weg aus dem Stock, die neue Königin mit ihren Versorgern (Ammenbienen), dem angesammelten Vorräten und der Brut verbleiben im alten Stock.

Die abfliegende Königin und ihre Entourage schaffen es nicht sehr weit und und sie lassen sich unweit des alten Zuhause irgendwo nieder, meistens an Bäumen.
Alle Arbeitsbienen sammeln sich wie ein Fischschwarm um die Königin.
Jetzt ist die Zeit der Spurbienen gekommen, sie machen sich wie Pfadfinder auf die Flugspur, um eine neue, adäquate Behausung für das Vok zu suchen.
Es muss trocken, möglichst hoch und nicht in Erdnähe sein. Sicher gibt es noch viele Vorstellungen der Bienen, die noch gar nicht richtig erkannt wurden.
Sobald die ersten dieser Spurbienen mit Immobilienangeboten zurück kommen, fliegen sie auf die Oberfläche dieses Bienenschwarms und übermitteln leicht tänzelnd, mittels Piepen die Informationen, die sie zur neuen Unterkunft haben, weiter. Dabei werden Duftstoffe freigesetzt, anhand derer sich die Bienen bei Aufbruch in die richtige Richtung orientieren können. Sind alle Reisenden informiert, macht sich der Bienenschwarm auf die Reise, in der Mitte die „schwangere“ Bienenkönigin, sicher geschützt.

Die Zeit, in der die Bienen am Treffpunkt auf die Rückkehr der Spurbienen verharren, ist die geeignete Zeit, die ein Imker nutzt, den auf Trebe gegangenen Schwarm einzufangen. Damit er den Schwarm Bienen sicher in einen neuen Stock „nehmen“ kann, besprüht er den Schwarm leicht mit Wasser. So denken die Bienen, dass es regnet und verharren relativ sicher an Ort und Stelle.
Der Imker benutzt einen Schwarmfangkorb, in den die Bienen fliegen um dann in ihrem vom Imker ausgesuchten Standort in eine neue Beute umzuziehen.

Wir verdanken den Bienen so viel. Sie sind nicht nur Garant für den Erhalt der für uns alle so wichtigen Nahrungskette….wenn wir sie schützen, haben wir noch lange etwas von Natur und Pflanzen und sicher auch einige der Ressourcen für unsere Parfumleidenschaft.

Diese Informationen haben wir zum Teil in einem ausführlichen Beratungsgespräch von unserem betreuenden Imker erhalten.

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