Seifenmond

Seifenmond

Rezensionen
Seifenmond vor 4 Monaten 7 2
8
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Die komplexen Schichten meines spirituellen Tiers
PROLOG:
Animalique, wofür steht dieser Name? Geht es um "anima", lat. Seele oder riecht das Parfüm tierisch, animalisch? Neugierig, was sich dahinter verbirgt, lese ich ein Zitat von Ben Gorham, dem Gründer und Creative Director bei Byredo:

"Ich wollte das erforschen, was alle Menschen gemeinsam haben: unser ursprüngliches Wesen und unsere Ur-Instinkte. Die Idee ist, dass unter den komplexen Schichten unseres wahren Selbst ein spirituelles Tier wohnt."

Also ein komplexer Duft, der mich meinem Spiritanimal näher bringt? Was schreibt Byredo denn noch so zu dem Duft? "Animalique knüpft an Komponenten an, die alle Menschen teilen: unsere authentische Essenz und unsere Urinstinkte. Das Gefühl euphorischen Tanzens unter Discoscheinwerfern, das Gefühl unerklärlicher, körperlicher Anziehungskraft, das Gefühl, vom Sog bestimmter Schwingungen mitgerissen zu werden."

Es ist vollendete Marketingpoesie, aber damn, ich will endlich wissen, wonach – zumindest für Ben Gorham – Ur-Instinkt, Seele, Disco, Euphorie zusammen riechen.

DER DUFT AN MIR:
Zuerst sprühe ich auf einen Streifen. Hmmm, zitrisch, cremig, gut. Jedenfalls nicht animalisch. Ich werde mutiger und frage, ob ich am Arm testen darf: Die Verkäuferin drückt den Sprühknopf zweimal bis auf Anschlag durch, 2 Zentimeter von meiner Haut entfernt, ich warte, bis die Parfumpfütze trocknet. Da ist es nun: Animalique. Auf mir. "15 Minuten warten", sagt die Verkäuferin zu mir, mit einem wissenden Blitzen in den Augen.

Ich gehe aus dem Laden, Animalique schwingt mit mir: Kaufmanns Kindercreme (Markennennung/unbezahlte Werbung), Wildlederjacke, Vanillekipferl. Ja, ich mag's. Ich steige in einen Bus ein. Auf einmal umgibt mich Lagerfeuerrauch, stechend, intensiv. Jetzt ahne ich, was mit den komplexen Schichten unseres Selbst gemeint war, ahne, warum mich die Verkäuferin so wissend angeblitzt hat.

Zuhause will ich: den Rauch loswerden. Wasche meinen Arm einmal, zweimal. Der Rauch bleibt. Irgendwann zieht er leise weg. Zurück bleibt ein wunderbar cremiger Duft, der mich mit seiner milden Zitrik an die Creme für Kinder erinnert. Nur irgendwie vielschichtiger, interessanter, erwachsener. Vielleicht weil das Wildleder noch zart spürbar ist.

Am nächsten Tag bin ich abends mit einer Freundin im Barberini verabredet. Immer wieder zeigt sich mein Spiritanimal wie ein Reh, das ab und an vorbeihüpft. Obwohl ich geduscht habe. Obwohl ich nicht nachgesprüht habe, Animalique ist noch deutlich da. Auch meiner Freundin fällt der Duft auf. Und irgendwie ist es dieses wohlig-cremige Umhüllen, das noch lange, lange bleibt, in das ich mich verliebt habe.

Dank der lieben Parfuma @Jolene kommen 25-30 Milliliter Animalique zu mir, für ein ausgiebiges Testen. Und was soll ich sagen: Wenn ich nur einmal sprühe, ist auch die Rauchphase viel dezenter und angenehm. Ich mag die Facetten. Für mich ist da keine euphorische Disko, für mich riecht es kuschelig, wohlig, cremig, zart. Haltbarkeit bei mir enorm: Für mich reicht ein Sprüher aus, dass mich Animalique auch nächsten Tag noch begleitet.
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