Shlomo

Shlomo

Rezensionen
Shlomo vor 7 Jahren 13 3
7
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
9.5
Duft
Eau Sauvage
Duftwässer, die in der Nähe von Eau Sauvage liegen, gibt es zuhauf. Da ist das ausgezeichnete Diorella, das auch nach der jüngsten Reformulierung erfreut und sich von Eau Sauvage durch eine Schuss Fernöstlichkeit unterscheidet (beide stammen von Roudnitska); da ist Patricia Nicolais sensationelles, deutlich fruchtig-jasminlastigeres Vie de Chateau (das EdC alter Prägung, das neue, ebenso fabelhafte Intense hat mit Eau Sauvage allenfalls entfernt Ähnlichkeit); da ist Goutals großartiges, nur leider etwas flüchtiges Eau du Sud, das Rivegauche in seinem instruktiven Kommentar treffend als "Hommage ... an Diors Eau Sauvage mit einer Prise Diorella" bezeichnet hat, das aber für meine Begriffe von noch geringerer Komplexität ist. Manche nennen auch noch Aigues Vives von Galimard, das ich auch gut, aber deutlich schwerer und am Ende auch etwas ledriger finde.

Und da ist Putting Green von Omerta. Für kleines Geld zu haben, dem Label Omerta entstammend, das sich zum Ziel gesetzt hat, bekannte Düfte nachzubauen, und das dieses Ziel in der deutlichen Mehrzahl der mir bekannten Fälle grandios verfehlt hat, man denke an den Totalausfall Stand In Woman, die hinter dem Original Very Irrestistable von Givenchy soweit zurückbleibt wie ein Misthaufen hinter dem Montblanc; man denke an die Cool-Water-Vergewaltigung Beach Call for Men, man denke an das widerwärtig synthetisch-pappsüße Clouds of Love Man, mit dem A*Men / Angel Men bestenfalls karikiert wurde; an Stand In, das - ein besonderes Sakrileg! - das legendäre Azzaro pour Homme verzeichnet. Zu Golden Challenge und Sensible Man kann ich mich nicht äußern, da missfallen mir schon die Originale (One Million und Le Male).

Ich erwartete denn auch weniger als nichts, als ich aus der kleinen Abfüllung, die ein freundlicher Mitparfumo mir beigelegte hatte, erstmals aufsprühte - und wurde positiver überrascht als beinahe je zuvor. Es ist all das da, was Eau Sauvage groß gemacht hat und was in den letzten Reformulierungsjahren zur Erinnerung an Tage vergangener Größe wurde: der Zitrusauftakt, der würzig-schwebende Mittelteil, der moosige Ausklang. Putting Green ist in der Abstrahlung etwas schwächer als das ohnehin nicht sonderlich radiante Eau Sauvage, aber von gleicher Haltbarkeit. Bei aller Zurückhaltung ist es wesentlich voluminöser als das plattreformulierte wilde Wässerchen in der letzten mir unter die Nase geratenen Version. Unterschiede zu Eau Sauvage sind erkennbar, aber nicht groß. Da ich kaum glauben konnte, was mir da der Zufall - oder die Großzügigkeit des verehrten Kollegen - in die Hände gespielt hat, habe ich mehrere Testläufe gestartet. Nach viermaligem Tragen habe ich Putting Green bestellt und trage ihn dieses Jahr zu Weihnachten. Zur Begeisterung meiner Mutter, die sich "an irgendetwas erinnert" fühlt (mein Großvater trug Eau Sauvage, jahrzehntelang), akzeptiert von meinem duftfeindlichen Vater ("schön dezent"), zum Lob meiner Holden ("endlich mal was Frisches") und zum Neid meines Bruders ("Wo hast du das her?"). Wer Eau Sauvage mag, kann einen Blindkauf bedenkenlos riskieren, zumal es nicht die Welt kostet (insgesamt ca. 9 €).

Danke an A! Du hattest recht, vorzüglich.
3 Antworten