Tazegwa

Auf meiner Reise durch die Wüste stosse ich auf eine Gruppe Nomaden, die ihr Zeltlager an einer kleinen Oase aufgeschlagen hat. Es ist schon spät, und ich geselle mich zu ihnen.
Ich werde sehr herzlich aufgenommen, und am Lagerfeuer gibt es süssen, starken Tee. Es wird viel erzählt, gesungen, getanzt. Heute ist ein besonderer Tag.

Und dann sehe ich sie: nein, ich spüre sie. Eine ältere Frau, in dunkle Tücher gehüllt - das Gesicht kaum erkennbar. Ihre Präsenz ist einfach umwerfend. Und sie lädt mich ein, diesen besonderen Tag mit einem alten Ritual, einer heiligen Zeremonie, zu feiern.

Ich folge ihr in ihr Zelt. Überall hängen Kräuter, in jeder Ecke stehen kleine Behältnisse mit wunderbar duftendem Inhalt. Der sanfte Wind lässt den Zeltstoff in kleinen Wellen schwingen, und mit den zuckenden Flammen des Lagerfeuers werfen diese ganzen Gegenstände tanzende Schatten auf den Stoff.

Sie bedeutet mir, mich auf ein Kissen zu setzen und beginnt ihren heiligen Tee zu kochen. Ich erkenne die Zutaten nicht, aber sie duften. Süss, schwer, geheimnisvoll.
Sie reicht mir den Tee - das Ritual beginnt. Ich lasse mich von ihr leiten, ich vertraue ihr. Ich weiss, sie beschützt mich.

Wir waren nicht von Anfang an Freunde.
Und ich hatte mir vorab auch eine Abfüllung aus dem Souk geholt (Danke an dieser Stelle!) - was ich definitiv empfehlen würde.

Beim ersten Sprüher war meine Reaktion einfach nur örks ... was bitte soll das denn sein? Ich mag "schräge" Düfte, aber das? Es roch nach einem massiv gescheitertem Versuch selbstgemachter Karamellbonbons. Pfanne zu heiss, der Zucker viel zu lange drin. Kein goldenes, weiches Gutzerl - nur angebrannte schwarze Pampe.

Also ab ins Regal, ganz weit hinten.
Aber er hat mir keine Ruhe gelassen. Irgendwas war da. Irgendwas, von dem ich mir dachte es ist vielleicht eins der Dinge, die erst einmal anecken - aber sich dann in genau das verwandeln was man danach dann liebt.

Also, nach etwas Wartezeit der zweite Versuch.

Oh! Dieses Mal war die Pfanne zwar immernoch viel zu heiss - aber wenigstens hat jemand den Zucker raus bevor er komplett schwarz war. Also eine etwas grosszügigere Portion aufgetragen ... und gewartet. Und tatsächlich, es wurde ein wirklich wunderbar weiches, warmes, süsses Karamellbonbon. Allerdings nach wie vor etwas angebrannt.

Inzwischen besitze ich einen ganzen Flakon, und der durfte auch erst ein Weilchen reifen.
Das "angebrannte" sticht (im wahrsten Sinne des Wortes!) nach wie vor noch heraus - es ist aber nicht das Bonbon selbst, sondern eher das Lagerfeuer auf dem die Pfanne stand.

Wer einen Gourmand a la Eclaire & co erwartet: nein. Absolut nicht.
Wer einen Gourmand a la Eclaire mag: nicht unbedingt, aber der Vanilla Toffee könnte durchaus gefallen.

Er ist warm, süss - und eckt nach wie vor an. Das konnte ich ihm nicht abgewöhnen. Will ich auch garnicht, denn das macht in ja besonders.
Und wir sind doch noch sehr gute Freunde geworden.

Nachdem der Duft für die hier vorherrschenden, eher mäßigen Temperaturen schon ausführlich beschrieben wurde: Ich durfte das Wässerchen in der Klimazone, in der er zuhause ist testen. In der Wüste, bei ü40°. Ich hatte ja erst Befürchtungen, dass er mir in der Sahara (ja, auch da trägt Frau mal ein Parfum ;-) ...) viel zu schwer und "stickig" werden würde.
Aber nein!
Er wurde in der Wüste geboren, und da gehört er auch hin! Kein diffuser Weihnachtsmarkt mehr, keine Backwaren. Die ganzen Keksgewürze treten alle in den Hintergrund, und hervor kommen Datteln. Süsse, klebrige, leckere Datteln. Ganz entgegen meiner Befürchtungen keine schwere & pappige, sondern eine wunderbare leichte, zarte und dennoch intensive Süsse.

Ist das hier in Deutschland hilfreich?
Vielleicht. Vielleicht wird es ein paar Tage im Jahr auch mal so heiss.
Vielleicht soll der Duft ja aber auch mal mit auf Reisen :-)