"Blind Buys und Duft-Blindheit: Haben wir den Reiz des Testens verloren?"
Es war einmal eine Zeit, in der der Besuch einer Parfümerie ein kleines Abenteuer war. Testerfläschchen in der Hand, Blotter bereit, und der Duft, der sich langsam auf der Haut entfaltet – Schicht für Schicht, wie eine Geschichte. Doch in der heutigen Welt der schnellen Klicks und Online-Hypes scheint dieser Zauber zunehmend zu verblassen. Blind Buys, also Käufe ohne vorheriges Testen, sind für viele Duftliebhaber längst zur Norm geworden. Doch haben wir uns dabei einen der schönsten Aspekte unseres Hobbys selbst genommen?
Die Verlockung des Blindkaufs
Das Konzept ist verführerisch: Eine begeisterte Rezension, eine gut platzierte Anzeige oder der neueste Hype in der Duft-Community – und schon landet ein Duft in unserem Warenkorb. Der Gedanke, den Duft „blind“ zu kaufen, hat etwas Aufregendes, ja fast Spielerisches. Man hofft, den perfekten Schatz zu finden, den nächsten „Holy Grail“.
Doch genauso häufig endet diese Wette in Enttäuschung. Der Duft, der online als „süchtig machend“ oder „bahnbrechend“ beschrieben wurde, entfaltet sich auf der eigenen Haut ganz anders. Was bleibt, ist ein Regal voller Flakons, die nicht ganz zu uns passen, und das nagende Gefühl, mehr Geld als nötig ausgegeben zu haben.
Der Verlust des Erlebens
Blind Buys haben nicht nur finanzielle, sondern auch emotionale Konsequenzen. Der Reiz des Entdeckens – das bewusste Wahrnehmen, wie ein Duft von der Kopfnote zur Basis wandert – wird oft durch die Jagd nach Schnäppchen oder limitierten Editionen ersetzt.
Der schnelle Kauf ersetzt den langsamen Genuss. Und mit jedem Flakon, der ungeöffnet geliefert wird, scheint die Verbindung zum eigentlichen Erlebnis des Dufttragens schwächer zu werden.
Was bleibt: Sammlung statt Leidenschaft?
Ein weiteres Problem: Blind Buys fördern oft das Sammeln statt das Genießen. Statt wenige, sorgfältig ausgewählte Düfte zu besitzen, häufen sich immer mehr Flakons an – viele davon fast unberührt. Die Beziehung zu den einzelnen Parfums wird oberflächlich, und das, was uns ursprünglich zur Duftwelt gezogen hat – die Emotionen, die Geschichten, die Erinnerungen – rückt in den Hintergrund.
Zurück zu den Wurzeln
Vielleicht ist es an der Zeit, einen Schritt zurückzutreten und uns zu fragen, was uns wirklich an Düften fasziniert. Ist es die schiere Anzahl von Flakons im Regal? Oder ist es die Magie, einen Duft zu entdecken, der wirklich mit uns resoniert?
Ein bewussterer Umgang mit Düften könnte bedeuten, wieder öfter zu testen – in Parfümerien, durch Proben oder durch Austausch in der Community. Es könnte bedeuten, sich auf die Qualität statt die Quantität zu konzentrieren und sich zu erlauben, eine tiefere Beziehung zu einzelnen Düften aufzubauen.
Diskussion erwünscht
Wie steht ihr zum Thema Blind Buys? Habt ihr damit gute Erfahrungen gemacht, oder seid ihr schon oft auf die Nase gefallen? Ist die Versuchung des schnellen Klicks zu groß – oder habt ihr Wege gefunden, den Zauber des Testens wiederzuentdecken?
Lasst uns in den Kommentaren diskutieren, wie wir die Balance zwischen Entdeckerlust und bewusster Auswahl wiederfinden können. Denn am Ende sollte unser Hobby doch vor allem eines sein: ein Genuss, der alle Sinne anspricht.
Das wichtigste für mich war immer: Testen, testen, testen. Auch heute noch. Es macht einfach Spass!
Ich finde es sehr gut, dass man sich um dieses Thema einmal ganz bewußt Gedanken macht.
Mir war es auch immer wichtig, den Duft zu entdecken und eine "Beziehung" mit ihm einzugehen. Quasi seine ganz eigene Reise mit ihm zu machen.
Auch kann ich nur Rezensionen zu Düfen schreiben, wenn ich eine wirkliche Geschichte dazu erlebt habe ( was vlt. auch der Grund ist, warum ich schon lange keine mehr geschrieben habe?!).
Als ich hier neu war, habe ich schon einige Blindkäufe getätigt. Es wurden dann immer weniger.
Aber auch heute bin ich nicht ganz frei davon -- ich denke das hat bei mir wohl etwas mit dem Belohnungssystem zu tun. Gerade wenn es mir nicht so gut geht, versuche ich damit Freude in mein Leben zu bringen...
Aber dank deiner Worte hier werde ich mich auch mal wieder bewußt zu meinen Wurzeln zurück sprühen :-) Ich möchte einfach keine "seelenlosen" Flakons mehr als Staubfänger in meinen Regalen haben --- Thanx!
Ich nutze Abgesehen davon immer nur drei Flakons eine Weile lang im Wechsel, während die anderen kühl und dunkel aufbewahrt im Schrank stehen und nur gezielt für bestimmt Anlässe herausgeholt werden. manche sind sogar noch eingeschweißt, die dienen gel. als Präsent bei spontanen Einladungen.So hat man immer was im Haus. Die Colognes sind wechselweise nach dem Duschen dran, das eigentliche Parfum trage ich erst auf, bevor ich das Haus verlasse. Mir macht das Spielerische daran Spass, denn ich klebe nicht daran und es bleibt ein Hauch von Luxus, für den ich dankbar bleibe.
(An Mitsouko schnupper ich trotzdem immer wieder gern; das hätte ich aber auch im Geschäft gekonnt 😅)
Aber schnüffeln gehe ich auch gerne an diesen Flakons, vor allem, wenn ich nacht´s nicht schlafen kann :-).
Oder weil die Kopfnote Perfektion versprochen hat jedoch Zuhause kam die Erkenntnis das man alles (Herz/Basis)mögen muss.
Ich habe noch nie einen erfolgreichen Blindkauf getätigt. Leider ging es immer daneben, deshalb gibt es jetzt ein selbstauferlegtes Blind buy Verbot.
Letzte Woche habe ich auf Basis der Bewertungen hier auf Parfumo 10 Abfüllungen in meiner bevorzugten Duftrichtung bei ALzD bestellt und werde ausgiebig schnuppern und testen. Drückt mir die Daumen…😊
Apropos ansprechen, fühle mich nicht angesprochen, weshalb mich diese ganzen "Wir" und "Uns" irritieren. "Wir" sind ja hier kein Fußballverein, sondern sehr heterogen durchmischt. Finde es angemessener, wenn man für sich spricht. Kritik an blindem Konsum willkommen, aber wirkt mir etwas dick aufgetragen. Dass die Mitglieder hier Düfte testen, bevor sie sie kaufen, halte ich nämlich nicht für dermaßen ungewöhnlich wie der Blog impliziert. Ich weiß nicht wie es "uns" geht, aber ich habe nichts verloren, muss mich nicht rückbesinnen, besitze kein Regal voller Düfte, die nicht zu mir passen und denke (hoffe?), den meisten hier geht es ähnlich. Wer blind hunderte/tausende von Euros ausgibt, weil irgendwer im Internet irgendwas gesagt/geschrieben hat und das bereut, lernt hoffentlich daraus oder sucht sich eben Hilfe, falls nötig.
Dafür habe ich aber den Reiz des Reisens zu außergewöhnlichen Parfümerien dazugewonnen.
Mit ganzen Flakons würde ich persönlich das nie machen. (Nie m e h r. Einen Blindbuy für etwa 30 Jahren hatte ich! Und das Zeug war sowas von eklig!) Wozu? Dafür hab ich auch zu viel Respekt vor Ressourcen.
Ich finde Parfümeriebesuche nach wie vor abenteuerlich und schatzsuchemäßig und spannend. Meistens kaufe ich nix, sondern lasse was in der Kaffeekasse. Achte aber drauf, dass ich die Düfte, die ich dann als Flakons möchte, v er t e i l t kaufe, also, immer da, wo ich auch mal zum Stöbern war. So Win-Win-mäßig.
Was ich aber echt als Verlust erachte, ist, dass mir Drogerie- und Durchschnittsparfümerie-Düfte immer seltener gefallen. Ich habe einfach zu viele außergewöhnliche Düfte kennengelernt, die mich dahingehend „verwöhnt“ haben. Wie froh war ich letztes Jahr, in einem schönen, hellen,
Für manche sind Blindbuys die einzige Gelegenheit überhaupt an Düfte ranzukommen....