Ozone 2020

Version von 2020
Condorpilot1
10.05.2022 - 18:57 Uhr
9
9
Preis
8
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft

Langanhaltende Sommerdüfte sind schwer zu kreieren - nicht für ATH

Aaron Terrance Hughes (ATH) gehört für mich mittlerweile zu den meinen Lieblings-Indiehäusern, auch dank der Tatsache, dass seine Düfte hier und da heiß und kontrovers diskutiert werden. Den ein oder anderen Duft habe ich hier im Forum ja auch bereits kommentiert, ggf. wird noch mehr folgen. Dass die Kreationen von ATH auch ihren Preis haben, liegt auch an dem qualitativ hochwertigen Ingredienzen, die in sehr hoher Konzentration abgefüllt werden, wenn man dem Besitzer und Parfümeur des Hauses Glauben schenkt. Meine nachfolgende Bewertung basiert übrigens auf dem Duft des alten Flakons mit weißem Aufkleber. Ich hoffe doch sehr, dass der Duft aus der aktuellen schwarzen Flasche nicht reformuliert wurde...

Viele Parfüms, die für den Sommer bestimmt sind, fallen v.a. durch ihre Leichtigkeit auf, haben hohe Zitrusanteile und sind sehr kopfnotenlastig. ATH legt aber v.a. wert auf die Basis der Düfte. Das macht sie auch oftmals so langanhaltend. Ozone schlägt eine etwas andere Richtung ein und legt Wert auf mehr Balance zwischen Kopf-, Herz- und Basisnote und kreiert dadurch für mich im Duftverlauf einen schönen Übergang. Der Duft ist nicht zitrisch, sondern tropisch und durchaus leicht schwer, je nachdem wie man ihn betrachtet. Der Name "Ozone" verrät, dass der Duft ozonisch sein will aber was bedeutet das nun? Für meine Nase bedeutet es, dass das Parfüm etwas luftig-lockeres mit sich bringt und genau das tut Ozone. Dieses luftig-lockere schwingt mit einer sanften Kokosnuss im Opening mit, ein klein wenig fruchtig-floraler Limette und viel Cremigkeit. Dazu gesellt sich auf meiner Haut eine zarte Frische (vermutlich von der Minze). Alles passt sehr gut zueinander, keine Duftnoten erschlagen die anderen gänzlich. Für mich ist Kokos zwar auf Dauer am stärksten wahrnehmbar aber nicht so, dass ich den Rest nicht mehr wahrnehme. Ganz im Gegenteil: Hier und da zeigt Ozone für mich auch andere Facetten, mal leichter, mal schwerer, immer wieder sanft und cremig, ein bisschen wie eine angenehme Body-Lotion. Zwischendurch macht sich auch eine Rum-Note bemerkbar und erinnert ein bisschen an Virgin Island Water. Letztere ist aber mit Ozone nicht direkt vergleichbar. Hin und wieder zeigt sich auch eine leichte angenehme Bitterkeit und gibt dem Duft noch zusätzliche Komplexität (ist das der Mokka? ).

Haltbarkeit und Sillage sind beim Hause ATH bekanntlich immer sehr gut. Ozone ist hier keine Ausnahme, und dass eine Sommerduft 10+ Stunden auf der Haut halten kann, hat selbst mich überrascht. Und bei Haltbarkeit bin ich recht kritisch, vielleicht weil die Chemie meiner Haut auch oft nicht so viel zulässt aber Ozone haut hier richtig rein! Hier noch eine Geschichte aus dem Alltag (tatsächlich von heute) zum Thema Sillage und Ozone, vielleicht der Grund, warum ich heute diesen Kommentar verfasse: Ozone war heute mein sog. "Scent of the Day", es hatte sich aufgrund des warmen Frühlingstages angeboten. Ich war unterwegs mit dem Auto und hatte ca. 20min vorher drei wirklich ganz schwache Sprüher des Duftes aufgetragen, weil mir bekannt war, dass der Duft was drauf hat. Doch wie stark er wirklich zu sein scheint, wurde mir bewusst, als ich nach den besagten 20min zur Tankstelle fuhr und die Kassiererin mein Parfüm roch, noch ehe ich an der Kasse angekommen war! Ich war ungelogen noch mind. 5 Meter entfernt, da kam von ihr der Kommentar "Oh Mann, warum müsst ihr Männer eigentlich immer so viel Parfüm auftragen, badet ihr in der halben Parfümflasche oder was?" Nun, offen gestanden eine sehr ehrliche direkte Meinung der Tankstellenmitarbeiterin, zur heftigen Sillage dieses Duftes, die ich selbst sehr überrascht (aber für mich persönlich positiv) zur Kenntnis nahm. Ich vermute, dass aber die Dame sich vielleicht an diejenigen Männer erinnert, die v.a. ihre Körper massiv mit starkem Axe-Deodorant eindieseln und enstprechend auch aus 100m Entfernung riechbar sind ;-) Dennoch schob die Mitarbeiterin hinterher, dass ihr der Duft an sich wirklich gut gefalle aber halt ziemlich stark sei - und das mit 3 wirklich ganz leichten Sprühern - also Achtung, weniger ist mehr. Das mal zur Performance.

ATH beschreibt Ozone als seinen ersten "Commercial Release", also einen Duft, der mehr Massentauglichkeit besitzen soll. Ich bin nicht ganz sicher, wie massentauglich dieses Parfüm wirklich ist aber zumindest hat es Unisex-Qualität. Für mich ist er trotzdem ein Nischenduft, da er sich klar von der Masse mit der Kokosnote abhebt. Zitrus kann ja quasi jeder, ohne dabei abwertend klingen zu wollen.

Der Duft war ein Blindkauf aber ich habe es nicht bereut und würde ihn empfehlen, für alle, die Mal eine andere Richtung einschlagen wollen und in der warmen Jahreszeit trotzdem gut riechen möchten und mit ihren Gedanken gerne mal in Richtung Karibikinseln und Cocktails abschweifen.
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