Homo Novus

Taurus
24.08.2020 - 00:39 Uhr
16
Top Rezension
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft

Der neue Mensch – unbekannt und unvollendet, aber mit Potential

Von der Marke Acqua di Firenze hörte und sah ich zum ersten sowie zum letzten Mal etwas auf der Parfümerie-Tagung vor ein paar Jahren in Düsseldorf. Dort versuchte man das neue italienische Label vorzustellen, was anscheinend trotz anspruchsvoller Flakons nicht unbedingt mit Erfolg gekrönt war.

Was in meinen Augen auch nicht unbedingt förderlich ist für einen Markenlaunch, ist das schlichte Fehlen von Probematerial. So gab es nur einige in kleinen Plastiktütchen abgefüllte Proben, die denkbar ungeeignet sind, sich einen wirklich umfassenden olfaktorischen Eindruck vom einem Duft zu machen. Die Nachteile wie überschaubare Haltbarkeit und Einmalverwendung überwiegen gegenüber den klassischen Glas- oder meinetwegen oder Kunststoffphiolen – idealerweise mit Zerstäuber.

In meinem Tütchen waren nach gut 1 ½ Jahren trotz guter Lagerung nur noch ein paar Tropfen des Eau de Toilettes herauszuholen. Gekippt war zwar nix, dennoch fragt man sich, wie sich der Duft gemacht hätte, wenn ich ihn kurz nach der Übergabe geöffnet und getestet hätte. Egal – an diesem Umstand ist nichts mehr zu ändern.

Und Homo Novus ist durchaus ein Duft, der zu gefallen weiß. Nun, die hier aufgeführte recht komplexe Pyramide wollen wir mal schnell zur Seite schieben. Ein interessantes Marketing-Instrument, aber wenn es die Marketing-Abteilung von Acqua di Firenze es nicht schafft, gescheite Proben zu erstellen ... aber das Thema hatten wir schon.

Was letztendlich bleibt ist ein ordentlicher Schwall aus Sandelholz, Guajakholz, einen Minispritzer Oud, ein klein wenig Patchouli, etwas kuscheliger Amber und eine gute Schüppe Moschus. Man könnte meinen, die Kopf- oder auch Herznote wäre im Laufe der gar nicht mal so langen Zeit irgendwie auf der Strecke geblieben.

Da die beiden einzigen Besitzer/Benutzer von Homo Novus sich leider nicht die Mühe gemacht haben auf Parfumo rudimentäre Dufteindrücke zu hinterlegen, ist das Ganze ein wenig wie das Fischen im Trüben. Wäre sonst bestimmt aufschlussreicher gewesen. So empfinde ich dieses Eau de Toilette als überwiegend holzig mit einer feinen reifen rauchigen Note, die marginal ins Süßliche greift und die Kreation insgesamt nicht zu trocken oder staubig wirken lässt. Gefällt mir gut, aber kann das wirklich alles sein?

Ein paar Tropfen habe ich noch auf Küchenpapier (übrigens ein hervorragender Duftträger und besser als die üblichen Papierstreifen in den Parfümerien – nur halt nicht ganz so sexy) geträufelt, wobei sich noch einige Nuancen von frischeren und grünen bis zartfloralen Noten offenbaren. Das muss ein hochinteressanter Duft sein, auch wenn ich leider nur Fragmente mitbekomme und den Rest erahnen kann.

Die Marke sollte man jedenfalls auf dem Radar haben. Ich denke, die anderen Kreationen sind nicht minder interessant, nur halt irgendwie unbekannt.

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