Ambre Gris 2011 Eau de Parfum

Zimtschnecke
09.07.2015 - 01:46 Uhr
7
Sehr hilfreiche Rezension
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft

"They call me the wild rose..."

ohrwurmt es mir bei diesem Duft durch den Kopf. Nun gut, es gab schon Schlimmeres, das sich nicht mehr loswerden ließ, sich festsetzte wie eine Klette und mich um den Nachtschlaf brachte. Aufzuwachen – irritiert und orientierungslos - mit Britney Spears‘ „Oops, I did it again“, das sich endlos durch mein Hirn wand, ist eine Erfahrung für sich, nein, dann lieber Kylie Minogue. Doch ich schweife ab.

Ambre Gris startet mit einer wuchtigen, aber insgesamt sehr harmonischen Gesamtkomposition, aus der zunächst einzelne Komponenten nicht wesentlich herausstechen. Nach einigen Augenblicken jedoch drängt sich das Holz – nicht irgendein Holz, sondern solches, das sich, eigens zusammen getragen, einen schönen, sich nach langer Hitze endlich abkühlenden Tag am Abend bei einem Lagerfeuer am Strand entspannt ausklingen zu lassen, zu einem knisternden Feuerschein entflammt - deutlich in den Vordergrund, begleitet von einer zurückhaltenden Vanille. Auch Assoziationen an Korkeichenrinde kommen mir in den Sinn, frisch entkorkt aus einer Flasche gut gekühlten trockenen Gewürztraminers.

Dann plötzlich bietet sich den erwartungsvoll geblähten Nasenflügeln etwas Stechendes dar. Nein, es drängt sich auf, beißt zu. Aber nur kurz, dann wird es wieder sanfter, vielleicht der rosa Pfeffer? Die verschüchterte Bergamotte und die Zitrone verstecken sich hinter dem Feuerholz und lassen sich nicht blicken, die Rose ist weniger schreckhaft und streckt erneut ihren Kopf hervor.

Im Laufe der Zeit wird der Duft deutlich sanfter, ohne seine Eigenarten zu verlieren, die Rose und das Holz dominieren, werden abgerundet durch eine unterstreichende, aber keinesfalls süße Vanille, die hier eher eine dem Salz an Kartoffeln ähnliche Funktion zu erfüllen scheint – sie bringt die beiden Komponenten deutlicher zur Geltung, ohne sich selbst zu sehr zu präsentieren, aber trotzdem immer da zu sein.

Insgesamt ist Ambre Gris ein eigenwilliger Duft, der sich vielleicht nicht unbedingt für eine Freundschaft auf den ersten Blick empfiehlt, doch eine verdiente Chance weiß er durchaus zu nutzen und hat nach einer Probeabfüllung nun einen festen Platz in meiner Sammlung.
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