Ambre & Diamant Noir

MissPiggy
15.11.2012 - 03:21 Uhr
3
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft

Nichts für Vegetarier

Und wenn ich nur EINEN Duft im Leben haben dürfte, dann wäre es dieser. Unter anderen ;-) Auf meiner persönlichen Hitliste toppt er für mich noch Arpège.

Eine allererste, ganz kurze Aura der Frische steigt auf, aber die Herbheit von Bergamottenschalen und Co. ist wirklich nur äusserst flüchtig. Das Neroli ist butterweich, edel, blumig-cremig – und erinnert an die Zeiten, in denen das ätherische Öl der Orangenblüten zum Parfümieren der Lederhandschuhe von Dame und Herrn genutzt wurde. (Weil die Handschuhe nach einiger Zeit wohl derbe gestunken haben, damals – und nicht waschbar waren…)

Die ersten sich entfaltenden Eindrücke nach dem Auftupfen sind einfach schmelzend, erfüllend. Eine Atmosphäre des Wohlgeruchs entwickelt sich sozusagen raumfüllend,
ohne je impertinent oder laut zu sein. Lavendel hat hier nicht die Funktion von Frische, sondern eher von Natur, zusammen mit dem köstlichen Estragon wird eine Illusion von freier Natur, krautigem Buschwerk und blühenden Pflanzen erzeugt.

Nicht lange nach diesen lockenden Noten erstrahlt eine fein-pudrige Süße, ein
weiches, sahniges Gemisch aus der allerfeinsten Iris und einem Cocktail von fixierenden Harzen, Balsamen und Ambre Gris - dem verwunschenen Stoff, dem märchenhaften, sagenumwobenen Geheimnis der See. Wir denken hier mal bitte nicht daran, dass der graue Amber tatsächlich Walkotze ist – diese Profanität verschwindet zugunsten des exquisiten Aromas der stark verdünnten Substanz.

Verführerisch ist dieser Duft, der in Wellen aufsteigt,Moschus wird "sichtbar" zusammen mit einem animalischen, fast vertrauten Geruch. Die ganzen Tierchen kommen hervor, locken und stossen ab, es ist ein Wechsel, der in süsse Vanille und Amber gebettet ist: einfach "tierisch" schön, was sich da auf der Haut entwickelt. Bibergeil und Zibet fügen tonnenweise Erotik hinzu !

Glasklar und sanft, einhüllend wie dicker Seidensatin, der Schwere,Fliessende.
Atlas-Seide für die Nase. Verbrämt mit pelzigen Kanten aus Benzoe und einer unaufdringlichen, trockenen Vanille. Ein deutlicher Hauch von getrocknetem Waldmeister weht vorbei.

Für mich entwickelt sich ein Schauspiel wie in Shakespeares "Sommernachtstraum" :
Oberon und Titania im sommerlichen Wald, zuerst noch entzweit...
Cupid, der kleine, freche Bengel wedelt grinsend mit Pfeil und Bogen herum... piekt dieses Paar etwas und zielt auf jenes... und trifft!
Liebestrunken finden sich die Paare, Glühwürmchen blinken in den moosig-dunklen Schatten und der "Rest" bleibt unserer Phantasie überlassen - und unseren eigenen Erinnerungen an die Verführung (in) einer Sommernacht.

Ein reicher, üppiger und wunderbar haltbarer Duft, der sich immer weiter entwickelt, nicht stehenbleibt: mal aggressiver und erotisch-fordernd , das andere Mal bloss "nett und lieb"
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