Floyd
01.01.2024 - 11:23 Uhr
43
Top Rezension
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft

Der Morgen am Mount Adams

Es ist an der Zeit wieder aufzubrechen. Der nächste Berg steht schon über den Wäldern und von seinem fernen weißen Gipfel weht kühl noch der neue Morgen. Du atmest den Duft von grünen Minzen, den Schneekristallen aus dem Innern der Wurzeln, die wie Pastis über den Süßhölzern wirbeln und Schleier aus scharfen Limettenschalen über die klaren Wiesen legen. Dort sammeln sich Maiglöckchentautropfen in den weichen Härchen der grünen Mimosen. Es ist an der Zeit nun loszugehen, vom Waldrand schon hörst du die Kiefern flüstern, die Zweige der hohen Fichten knistern, Du ahnst den Duft der harzigen Perlen an den Nadeln der dunklen Zedern. Scheint der Weg Dir auch undeutlich, der Gipfel noch fern, hab keine Angst vor dem Unbekannten.
***
Auch wenn Liz Zorn von Soivohle und Scentgrrl mit Mt. Adams, ihrem Beitrag für die American Perfumer-Serie, eigentlich auf den gleichnamigen Stadtteil von Cincinnati anspielt, der geprägt von Künstlern und pittoresken Gebäuden oberhalb des Ohio River liegt, so passt der kühl-grüne Duft für mich eher zum Bild des namensgleichen Berges im Bundesstaat Washington.
Er eröffnet mit einer pikanten Frische aus scharfen Zitrusnoten, die sehr grün-wurzelig-minzig daherkommen (Kaffernlimettenblatt, Orangenblüte) und Pastis-artigen Süßholzaromen (Sternanis). Bald unterstützen frische, klare Maiglöckchen und weiche, grüne Mimosen diesen Eindruck von kühler Morgenluft in der Natur, bevor eher subtil verschiedene Koniferennadeln und -Hölzer wahrnehmbar werden. Der weiße Amber, eine Mischung aus Jasmin, Benzoe, Amber und Sandelholz, verleiht den Nadeln etwas Tiefe, erscheint wie winzige goldgelbe Harztropfen an den noch entfernten Bäumen. Mt. Adams projiziert moderat bis hautnah über einige kühle Morgenstunden.

(Mit Dank an SirLancelot)
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