Figment Man 2017

Pantomime
24.08.2017 - 04:44 Uhr
12
Top Rezension
7
Sillage
7
Haltbarkeit
5
Duft

Amouage und die Kultivierung der Muffigkeit

Endlich bin ich nun auch dazu gekommen das neueste Werk aus dem Hause Amouage zu testen und was muss ich sagen, ich bin eher unterwältigt. Amouage setzt seinen Trend fort, den es mit Myths und Bracken Man angefangen hat und setzt auf eine sehr "muffig-modrige" Note, die den ganzen Duft durchzieht und wandelt hauptsächlich die oberen Töne ab. Waren die bei Myths noch sehr blumig und bei Bracken farnig-grün, so sind sie nun zitrisch-animalisch.
Theoretisch liest sich eine zitrisch-animalische Note gepaart mit einer Portion holzig-grüner Muffigkeit ganz spannend, praktisch ist das leider so umgesetzt, dass es mir so gar nicht zusagen möchte. Die Zitrone erinnert mich in der Kombination nämlich sehr an das sehr künstlich-pulverige Zitronenaroma, was einem beim Öffnen einer Rolle von Magnesium-Brausetabletten mit Zitronengeschmack entgegenschlägt - das wirkt für mich irgendwie billig und etwas penetrant. Glücklicherweise mildert sich dieser Eindruck relativ schnell, ohne jedoch ganz zu verfliegen. Die animalische Note gewinnt dann langsam die Oberhand, ohne jedoch für mich zu dreckig oder zu aufdringlich zu sein, da fand ich "Absolue pour le Soir" viel schlimmer.
Sillage und Haltbarkeit finde ich für einen Amouage auch eher enttäuschend; hatte man von den früheren Versionen von Memoir, Epic, Gold oder auch Jubilation 12-16 Stunden nach Auftragen noch eine riechbare Projektion, so verzieht sich Figment relativ schnell und verblasst zu einer - wie FabianO treffend bemerkt - banalen holzigen Basis. Was sich im ersten Moment nicht gut liest empfinde ich jetzt in dem Moment aber durchaus als angenehm, da ich vom Duft wirklich nicht überzeugt bin.

Wie man den obigen Zeilen entnimmt, schwingt da auch etwas bittere Enttäuschung mit; ich bin ein großer Fan der alten Amouages und finde daher die aktuelle Entwicklung sehr enttäuschend. Einerseits die Reformulierungen vieler Klassiker hin zu deutlich seichteren Düften, andererseits die Entwicklung der neuen Düfte. Setzte man früher noch bei vielen Düften auf Weihrauch und band ihn in unterschiedlichen Düften sehr unterschiedlich ein, so ist es nun eine Muffigkeit, die man als Grundthema durchsetzt, ohne jedoch die Variation und Kreativität früherer Düfte zu erreichen. Bei Bracken Man finde ich die Muffigkeit noch ganz gut passend, bei Myths weniger und bei Figment schon gar nicht.

Mal abwarten, was demnächst für eine Strandhütte auf uns zukommt. Wenn sich der Trend weiterzieht, dann wird es wohl eine vom Meerwasser vermoderte sein.
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