Figment Man 2017

Figment Man von Amouage
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6.3 / 10 262 Bewertungen
Figment Man ist ein Parfum von Amouage für Herren und erschien im Jahr 2017. Der Duft ist animalisch-erdig. Haltbarkeit und Sillage sind überdurchschnittlich. Es wird von Sabco Group / Oman Perfumery vermarktet. Der Name bedeutet „Einbildung, Hirngespinst”.
Aussprache
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Duftrichtung

Animalisch
Erdig
Holzig
Würzig
Harzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
RosengeranieRosengeranie ZitroneZitrone rosa Pfefferrosa Pfeffer
Herznote Herznote
animalische Notenanimalische Noten SandelholzSandelholz VetiverVetiver
Basisnote Basisnote
erdige Notenerdige Noten GuajakholzGuajakholz LabdanumLabdanum

Parfümeur

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Duft
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Haltbarkeit
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Sillage
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Flakon
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Preis-Leistungs-Verhältnis
6.288 Bewertungen
Eingetragen von mehreren Usern, letzte Aktualisierung am 13.04.2024.

Rezensionen

18 ausführliche Duftbeschreibungen
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Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 36  
Seltsames Setting...
Bhutan. Das kleine südasiatische Land, mit dem berühmten Bruttonationalglück und einer angeblich atemberaubenden Landschaft, soll so duften? Über ätherisch-frisch bis animalisch-holzig-erdig?
Hmmm... Ein ‚Figment’ wahrscheinlich, ein Produkt der Einbildung, ein Hirngespinst.

Egal. Im Gegensatz zu vielen anderen, kann ich hier die Assoziationen mit modrigem Waldboden, Tümpel und Morast nicht recht nachempfinden. Für mich riecht ‚Figment Man’ überhaupt nicht besonders erdig, schlammig oder gar faulig. Nein, nichts dergleichen. Sehr wohl kann ich aber Sandelholz erkennen, und Weihrauch. Erinnert mich ein wenig an jene berühmt berüchtigten Räucherstäbchen, die wir früher immer in unseren WG-Zimmern abfackelten, statt mal ordentlich zu lüften.
Gerahmt wird dieser zentrale Sandelholzakkord von einer anfänglich ziemlich scharfen, unsüßen Frischebrise, die eine ganze Weile anhält, und einem holzig-harzigen Fond, der stundenlang ausschwingt.
So weit, so gut. Beinahe aber auch so banal, wenn da nicht ein weiterer überaus markanter Akkord im Herzen des Duftes schlummern würde, der schon bald nach dem Aufsprühen aufzublühen beginnt und erst viele, viele Stunden später ganz langsam verklingt: ein Potpourri aus animalischen Noten. Welchen Ursprungs auch immer sie sein mögen: die einen vermuten eine Überdosis Zibet, andere eine Mischung diverser Moschus-Verbindungen, manche bringen Costus ins Spiel, ein Duftstoff der nach feuchtem (Tier-)Haar riecht, und auch ‚Animalis’ der Firma Synarome wird ins Feld geführt: eine Parfum-Base die schon in Jean Carles ‚Visa’ zum Einsatz kam, ebenso im heftig umstrittenen ‚Kouros’, und die wie folgt beschrieben wird:

Odor: An animalic, musky, sensuous odor with costus-like connotation. Can be described as unwashed human hair, goat smell and dirty socks.

Klingt verlockend, oder?
Ist es aber. Zumindest für manche, mich eingeschlossen.

Was für die einen aber schon widerlich stinkt, ist für die anderen gerade noch ein vielleicht sogar narkotisierendes Aphrodisiakum, auf jeden Fall ein Wohlgeruch. Die Toleranzschwelle ist allerdings in den letzten Jahrzehnten, genauer seit ‚Cool Water’ und dem Siegeszug der Frischefougères, merklich gesunken, sodass einstmalige Heroen der animalischen Duftwelt wie das schon genannte Kouros, oder auch Montanas ‚Parfum de peau’ vom beinahe allgegenwärtigen Mainstreamer zum selten anzutreffenden Exoten mutierten. Dass Amouage im nicht enden wollenden Zeitalter der Sauberdüfte mit solch einem animalischen, breitbeinig seine geschlechtlichen Reize zur Schau stellenden Duftrüpel um die Ecke kommt, hat schon eine gewisse Chuzpe, oder zumindest Trotz. Exorbitante Verkaufszahlen werden Mr. Chong & Co. sicherlich nicht vorgeschwebt haben: ein Renner ist dieser Duft bestimmt nicht, aber das ahnte man vermutlich: Werke wie ‚Figment Man’, oder Diors ‚Leather Oud’, lanciert man heutzutage nicht in der Hoffnung auf den großen Reibach. Man lanciert sie, weil man zeigen möchte, dass man auch dreckig kann, dass man bis an die Grenzen des Untragbaren (und darüber hinaus) zu gehen bereit ist, vermutlich um ja nicht in der Verdacht des Mainstreams zu geraten, um aufzufallen, im Gespräch zu bleiben.
Einen solchen Duft im Portfolio zu haben bedeutet: schaut her, wir trauen uns was, wir machen Kunst, Parfumkunst, auch wenn es Kunst um der Kunst willen ist.

Womit sich die Frage stellt: ist dieser Duft überhaupt tragbar?
Ich würde sagen: Jein.
Nein, da wir doch soziale Wesen sind, die sich untereinander bewegen und – zumindest tendenziell – einander gefallen möchten. Da diesen Duft, jedenfalls den meisten Kommentaren zufolge, eine Mehrheit als halbwegs übelriechend empfinden dürfte, schließt sich ein öffentliches Tragen weitestgehend aus.

Ja, wenn man als Parfum-Enthusiast Düfte mit einem weiteren Spektrum als frisch-sauber-blumig-vanillig schätzt und man einen gewissen ‚Hautgout’ von zweifelhafter Herkunft als anregend empfinden kann, ohne sich gleich übergeben zu müssen. Das allerdings dürfte eher im privaten Rahmen stattfinden, im sehr privaten vermutlich, will sagen: zwischen meinem Arm und meiner Nase. Denn ich schätze diesen ‚Figment Man’ sehr, ebenso wie ‚Kouros’ oder ‚Leather Oud’, Mazzolaris ‚Lui’, Diors ‚Jules’ oder Piguets ‚Oud’, sowie das originale ‚Rose poivrée’, bevor es animalischerseits gezähmt wurde, aber Tragen in aller Öffentlichkeit und mich dem Verdacht aussetzen es an Körperpflege womöglich mangeln zu lassen, nein, das möchte ich dann doch nicht.

Diesen bhutanischen (Duft-)Tiger, lasse ich schön daheim herumdünsten, oder nehme ihn nur zu klitzekleinen Ausflügen mit...

Womit ich im Gegensatz zu Tümpel-Morast-Kröte etc. bei folgender Assotiationskette wäre: ein buddhistischer, von Räucherkerzen durchwaberter Tempel, in einem von Zitronenbäumen beschatteten Raubtierzoo.

Komisches Szenario.

11 Antworten
10
Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
10
Duft
Axiomatic

100 Rezensionen
Axiomatic
Axiomatic
Top Rezension 39  
Da wo Licht ist...
Kennt nicht ein jeder diese ungemütlich dunkle Ecke der unerklärlichen Gelüste?
So ganz weit hinten unter den schweren Moralkisten versteckter Perversionen?
Die vermaledeite Anzüglichkeit, die für größte Empörung sorgt?

So wurde diese lästige Phantasterei durch eine kleine Phiole mit Zerstäuber eines geschätzten Cenno geweckt.
Eine lieb gemeinte Zuwendung, zumal sich diese nette zeitgenössische Nase sehr wohl mit der Ausweitung der Kampfzone jenseits der ach so kritisch praktischen Vernunft auskennt.

Mein lieber Diskutant, ich möchte nicht allzu sehr in die verschlüsselte Begriffswelt der Philosophie eintauchen, schließlich sollen alle was davon haben.
Für die ungewöhnliche Dufterfahrung werde ich mich der eher leichteren Alltagssprache bedienen, soweit die Bilder in meinem schmutzigen Inneren es zulassen.

Nun gut.

Zisch!

Annick Ménardo, hoffentlich stimmt auch die Akzentuierung, war mir bisher nur durch solche Werke wie Boss Bottled, Body Kouros, Roma Uomo und Bvlgari Black bekannt.
Natürlich habe ich den ein oder anderen Duft hier nicht aufgelistet, mir geht es dabei um eine Tendenz bzw. Handschrift ihres Könnens.
Ihre Kreationen streiften immer leicht den erträglichen Toleranzbereich des Massenmarktes, mal mehr, mal weniger.

Hier aber durfte Annick endlich die Dichterin in ihr ausleben.
Eine obskure Lyrik.

Scheinbar reizte sie mein so geliebtes Kouros so sehr, dass sie mit ihrer Body-Version einen dekonstruktivistischen Frontalangriff auf animalische Männlichkeit wagte.
Mit Verlaub, es gelang ihr nicht, Kouros vom Olymp zu verjagen.

Nun integriert sie die Schlagkraft von Kouros in eine dunkle Welt, der griechische Held darf in der Unterwelt ein Amouage Abenteuer bestehen.

Die Eröffnung von Figment Man gleicht einer verdorbenen Phiole von Kouros.
Selten habe ich eine derart schmutzige Zitrone erlebt. Mit schmutzig meine ich die Interpretation menschlicher Gelüste, derb und wild.
Eine gepfefferte Ohrfeige für den Anstand.

Klatsch!

Unser Held verspürt den verkehrten Wunsch der lustvollen dunklen Seite, mit Sirenengesänge lockt sie ihn.
Die Rosengeranie mit ihrer fast vertrockneten floralen Salbung des griechischen Vorbildes Kouros wird wie ein Schutzschild im Duftverlauf dem Held treue Dienste erweisen.
Hier riecht man die Sonne der kargen Berglandschaft. Diese Blüte saugt sich voll mit der strahlenden Kraft, um etwas Licht in den bevorstehenden Hades zu bringen.

Unser Held bereitet sich vor, er strotzt vor animalischer Kampfesmut, so sehr riecht er nach Zibet.
Und die wird er brauchen auf dem Weg durch die Finsternis.

Langsam schreitet er voran in der vom Unglück heimgesuchten Höhle, dunkler und finsterer öffnet sich ihr Schlund.

War sein erster Eindruck von frischer Erde noch voller Lebenskraft, Geosmin durfte natürlich nicht fehlen, driften Patchouli und Vetiver ins Modrige ab.

Unheimlich!

Verdorbene Gebeine vielleicht, vielmehr die schimmelige Erinnerung jener Gefallenen wird seinen Weg säumen.
So langsam wird ihm bewußt, welche obskure Gefilde er betreten hat.

Leises Flüstern, ein Kichern hier und dort, ein Beobachter im Schatten.

Diese lockende Zitrone flackert wieder auf, schattenhaft und wegweisend.

Er merkt die körperliche Anziehung, dieses verstörende Gefühl der Willfährigkeit.

Und da erblickt er seine Nemesis.

Lasziv thronend auf einem exquisiten Triclinium aus feinstem Sandelholz grinst es ihn hämisch an, sein böses Abbild!

Unser Held erschaudert!
Mit allem hatte er gerechnet, doch nicht mit sich selbst!

Ein zweites Triclinium wird herbei gezaubert. Er darf also spiegelverkehrt Platz nehmen.

Aus bronzenen Trinkschalen dürfen beide Antagonisten den Honig der Götter trinken, er wird ihr Gespräch erleichtern.
Ein herber Honig ist es, warm wie Helios aber recht unsüß und dunkel zugleich.

Die vormals erdrückende Schwärze des Gewölbes wird nun spärlich vom Schutzschild der Rosengeranie beleuchtet, schummrige Lichtkegel fallen auf die jeweiligen Kontrahenten herab.
Der modrige Geruch entweicht, zurück bleibt eine warm harzige Tönung des Labdanums.

N Sieh an, Du bist meinem Ruf gefolgt.

H Du verstehst es, Dich zu tarnen, Ungeheuer der Dunkelheit!

N Nicht doch!
Denn schließlich bin ich ein Teil von Dir, erweise mir mehr Respekt!

H Der Niedertracht Respekt erweisen?
Hier, im Reiche der Verlorenen, die Du gierig lockst, um Dich daran zu laben. Deine Handlungsmaxime widert mich an!

N So sehr, dass Du Deine Sonne verlassen, den Honig getrunken und meine Gastfreundschaft angenommen hast?
Wie töricht von Dir, solche Vorwürfe auszusprechen!
Ist es nicht vielmehr so, dass etwas in Dir nach all diesen Verlockungen lechzt?

H Sei ruhig, Du falsche Zunge!
Sieh nur das Elend dieser armen Geschöpfe in Deinem Verlies an!
Du hast ihnen alles genommen!

N Habe ich das?
Sie kamen genau so wie Du freiwillig zu mir. Und könnten auch wieder gehen, nur hadert es an Mut und Entschlossenheit.
Ist es nicht der Welten Lauf, sich für mich zu entscheiden?
Warum solltest Du es aufhalten wollen?
Riechst Du denn nicht die Kraft der inneren Dunkelheit?
Diese modrige Erde schenkt ihnen die Geborgenheit und Verschwiegenheit ihrer Triebe, welche im grellen Lichte verwerflich erscheinen.
Es stößt Dir übel auf. Und so wähnst Du Dich im Recht.

H Widersinnig und trügerisch!
Des anderen Leid darf nie mein Zweck werden!

N Eine noble Geste, doch woher willst Du wissen, welchen Zweck sie alle hier verfolgen?
Es wird eine lange Diskussion werden, Du Sonnendurchfluteter.
Am Ende drehen wir uns dann doch im Kreise.

H Mitnichten!
Denn meine strenge Sonne veredelt ihr Handeln!
Siehe nur, wie Deine Erde sich davon schleicht.

N Aber so ganz verschwindet sie nicht, genauso wenig, wie Deine Sonne nie an Kraft verliert.

Sie werden streiten, die Vorzüge der jeweiligen Seite argumentativ hervorheben.
Doch bald werden sie erkennen, dass weder die eine, noch die andere Seite alleine im dualen Kosmos bestehen kann.

Schließlich bemerken sie die weiche Antwort des warmen Harzes und werden leise.

Und beim letzten Schluck Honig verschmelzen sie plötzlich!

So wird ein janusköpfiges Geschöpf mit den Merkmalen beider Welten hervorgehen.

„Axio, aufwachen!“

A „Hä? Wie, ich meine, wo bin ich?“

„Am Schreibtisch, Du Entrückter!
So, und entweder steigst Du jetzt unter die Dusche mit einer gehörigen Portion Lavendel-Duschgel, oder Du darfst Dich weiter mit den Kellerasseln über griechische Hirngespinste unterhalten!“

Liebes Forum, jetzt stehe ich wie dieser olle Januskopf vor einer schwierigen Entscheidung.
Nun, der Keller soll ja auch etwas Frische im Hochsommer bereiten, nicht wahr?

Ach ja, so ein häuslicher Deus ex machina ist beizeiten recht praktisch.

Zwinker…

31 Antworten
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Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
FRAgrANTIC

19 Rezensionen
FRAgrANTIC
FRAgrANTIC
Top Rezension 27  
Königreich in den Wolken - Mr. Turandot
Turandot :
“ Was ist, das aus den Wurzeln der Zeiten,
dem Stamm, der Menschengemeinschaft trägt,
dem Geäste der Gewohnheiten,
als köstlichste Blüte zuhöchst ausschlägt,
das jeden hinzieht, das wenige halten,
darüber einsam Geweihte walten,
das jegliches schönt, an alles sich wendet,
die Menschen zu heitern, von oben entsendet?“

Kalaf:
„…Was aus der Zeiten Wurzeln, Stamm, Gezweigen,
als feinste Blüte will zuhöchst sich zeigen,
das jeden trifft, nur wenigen sich angetraut,
gehört, gefühlt, ersonnen und geschaut,
ein Kuss der Erde von des Himmels Gunst:
es ist –
es ist die Kunst!“

(Friedrich Schiller, 1801, Turandot, Akt 1, Zweites Bild, 8. Die drei Rätsel)

Kunst hat viel mit Einbildung und Hirngespinsten zu tun, das meine ich im positivsten Sinne.
Denn nur wer es schafft, sich im kreativen Prozess wiederholt von allen Zwängen zu befreien, seiner Vorstellungskraft freien Lauf zu lassen, wird zu einem Ergebnis kommen, das zutiefst befriedigend ist. Am Anfang alles Neuen blitzt immer ein Funke auf, den es zu bewahren gilt, um Vorstellungen Gestalt zu geben.

Amouages Creative Director Christopher Chong beschreibt den Duft so: “Figment ist ein Ausdruck des Bhutan meiner Vorstellung. Weder Fantasie noch Wirklichkeit, ist es ein olfaktorisches Hologramm, bestehend aus den Fragmenten, die die intensive Schönheit des Lebens ausmachen.“
Bhutan ist ein Sinnbild für Christopher Chongs persönliches „Königreich in den Wolken“ seiner Imagination.

Die intensive Schönheit des Duft-Lebens hat einen fulminanten Auftakt: die Frische von Zitrone vereint sich mit der herb-würzgen, unscharfen Note des rosa Pfeffers und den zart-rosigen Pelargonien zu einer absolut unisexen Kombination. Ein Parfum, das nur aus diesen Noten besteht, stünde sofort als Blindkauf in meinem Schrank…
Im mittleren Teil dreht sich die Ausrichtung merklich ins Holzig-Grüne, der in mir Assoziationen an einen Laubwaldboden nach dem Regen erweckt. Ein leichter Anklang von muffig-erdig ist nicht von der Hand zu weisen, animalische Noten (die ich immer mit Zoo in Verbindung setze) entwickeln sich jedoch auf meiner Haut nicht.
Die Basisnoten wiederum empfinde ich auch wieder als durchaus bestechend – das feuchte Laub macht Platz für die balsamisch-warme Holzigkeit der Zistrosen und des Guajak, gibt dem Duft einen wahrnehmbar erotischen Twist.

Abgesehen von der Kopfnote ist ‚Figment Man‘ für mich nicht unbedingt für Trägerinnen geeignet, weshalb ich diesen absolut gelungenen Duft Mr. Fragrantic übereignen werde. Männer - ran an den Flakon, und Mädels - mal schnuppern, was die Damen-Variante zu bieten hat….
Auf jeden Fall haben es der Weltbürger Chong und sein Team mit ‚Figment Man‘ definitiv wieder einmal geschafft, sich vom arabisch-orientalischen Stil weg auf neue, ungewöhnliche Wege zu begeben – globalisation at ist best!
4 Antworten
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Flakon
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Sillage
8
Haltbarkeit
6.5
Duft
FabianO

1005 Rezensionen
FabianO
FabianO
Top Rezension 22  
"Kouros" in postmodernem Gewand, auf Provokation angelegt
Ich habe den Frust unten, wie "Figment Man" denn nun stilistisch einzustufen sei - ob süß-blumig oder holzig-herb - wohl vernommen und stelle selber fest, dass die Frage sich bezüglich des neuen Amouages nicht ganz simpel klären lässt. Eines aber wird mir gleich klar: Sperrig wird es auf jeden Fall.

Das arabische "Hirngespinst" entpuppt sich als etwas quertreibender animalischer Bursche, der hier gewiss polarisieren wird.

Die ersten 15 Minuten offenbaren eine gewisse Boshaftigkeit - das, was unten als ´süß´ empfunden wird, ist auf jeden Fall kein Süß im Sinne von Vanille- oder Karamelltönung, sondern eher ein subtiles, fast toxisch wirkendes Pflanzensüß, wie es mich an giftige Pflanzen im botanischen Garten denken lässt.

Animalisch ist das Ganze unten- und außenrum. Mein Fall ist das in dieser Konstruktion weniger, und ich gehöre schon zu der rare(re)n Spezies, die den Vintage-"Kouros" liebt, den "Kinski" sehr wertschätzt, sich an Diors "Jules" (gerne) gewöhnt hat und vor Kurkdjians "Absolue pour le Soir" eine gewisse Achtung hat.
Hier dominiert eine durchaus leicht ins Fäkalige driftender Grundton (Zibet & Moschus nicht zu knapp), der - und das stört mich gerade in der ersten halben Stunde sehr - von einem etwas derb holzigen Sandelholzrauschen unterstrichen wird. Mir liegt selbiges Holz überhaupt nicht in Düften in seiner brachialen Art.

Die leicht bedrohliche Giftpflanzensüße weicht zusehends, ein leicht herbholziger, weiterhin animalisch (versauter) Grundton bleibt bestehen, ein etwas feuchterdiger Patchoulitouch (ein bisschen im Stile von Givenchys "Gentleman") schält sich zunehmend heraus.

Nach einer Stunde ist der animalisch-toxische Rausch weitgehend abgeklungen und es bleibt ein (etwas banales?) Grundgerüst aus milder gewordenem Sandelholz, Patchouli und weicherem Guajakholz.

Ich glaube, dieser Amouage wird nicht in meine engere Wahl der Zukunft vorstoßen. Letztlich handelt es sich etwas um eine postmoderne Variation des alten "Kouros"-Themas, allerdings ohne dessen sauberfrische Grundstruktur und mit zu viel nervigem Sandelholzballast an den Beinen. Der wunderschöne sommerblaue Flakon passt stilistisch überhaupt nicht zu diesem stallig-holzigen Gesellen.
6 Antworten
4
Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
6
Duft
loewenherz

881 Rezensionen
loewenherz
loewenherz
Top Rezension 24  
Heathcliff oder Ich zeig' Sie an!
Um mit dem Negativen zu beginnen: ich habe selten einen Duft in der Nase gehabt, der eine dergestalt uncharmante Kopfnote hat wie dieser - und die so wenig Lust macht auf seinen weiteren Verlauf. Zitrone, Rosengeranie und rosa Pfeffer klingen viel zu harmlos für Figment Mans übellaunige erste fünf Minuten. Ein bisschen wie der rotnasige, böse alte Mann, der aus dem Fenster seiner Erdgeschosswohnung beobachtet, wie man zum Ausladen einer Waschmaschine dreißig Sekunden in zweiter Reihe parkt, und sofort schreit: 'Ich zeig' Sie an!'

Und um mit dem Negativen weiterzumachen: er erhält sich dieses Schlechtgelaunte und Grantige, zelebriert es nachgerade. 'Animalisch' kann ja nun alles mögliche heißen - und ich mag animalische Düfte oftmals sehr - doch hier folgt dem einleitenden 'aus dem Fenster schreien' eine bittere, mitunter abgestanden anmutende Herznote nach - als käme unser Hobbyblockwart nach zwei Minuten drohend vor die Tür gehumpelt, in einem seit Wochen ungewechselten braunen Freizeitanzug, der genauso 'duftet' wie die speckige Rücklehne seiner Sofagarnitur.

Um dann doch zum Positiven zu kommen: wenn man ihn 'kommen lässt' (den Duft, nicht den rotnasigen, bösen alten Mann) enthüllt er eine nach den ersten beiden Phasen seines Seins doch noch eine fast verblüffende Versehrtheit und Zärtlichkeit - etwas Torfiges und Aschiges - und eine kaum noch erwartete Weichheit, die tatsächlich auf demselben Hautakkord basiert, der in seiner Mitte noch an alten Schlafanzug, an abgepacktes Graubrot und Leberwurst aus dem Schraubglas erinnerte. Nach einer Dreiviertelstunde ist er tatsächlich schön.

Fazit: einer der zwiespältigsten und faszinierendsten Protagonisten der britischen Literatur ist jene des Heathcliff in Emily Brontës 'Wuthering Heights', auf deutsch: 'Die Sturmhöhe'. In kaum einer zweiten Figur sind Demütigung und Stolz, Zärtlichkeit und Vergeltung, Hoffnung und bittere Enttäuschung so dicht gedrängt wie hier. Und über allem der bleiche Dunst der windigen Moore, der kalte Schweiß der Arbeitspferde und die trockene Bitterkeit einer Erdkrume, die nichts mehr gibt. So duftet Amouages Figment Man. Und so betrachtet ist er wunderschön.
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Statements

88 kurze Meinungen zum Parfum
Eggi37Eggi37 vor 4 Monaten
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
5
Duft
Friedhof der Kuscheltiere
Animalische Bestie
Tief aus feuchtpilzig-muffiger Gruft
mit pfefferroten Augen
Erwacht bei Zitrusmond
Aus Holzsarg
69 Antworten
SchatzSucherSchatzSucher vor 4 Jahren
8
Sillage
10
Haltbarkeit
1
Duft
Eau de Gestanque d´Animal Absolu Extreme
27 Antworten
AxiomaticAxiomatic vor 8 Monaten
10
Flakon
10
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Wer schmeißt denn da mit Lehm?
Geschichten aus meiner perversen Ecke.
Animalik, schimmelige Erde, lüsterne Zitrone.
Festnahme angeordnet. *
49 Antworten
AchillesAchilles vor 7 Jahren
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
5
Duft
Amouage hatte wohl das Hirngespinst, dieser hier sei was neues. Ich kenne den Geruch, so riecht vergessene Campingausrüstung im Keller
9 Antworten
YataganYatagan vor 7 Jahren
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
7
Duft
Türkisfarbene verwarzte Kröte (animalisch) sitzt in sumpfigem Tümpel (erdig, modrig), wird aber bei näherer Betrachtung zum Prinzen (8.5).
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So ordnet die Community den Duft ein.
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Exhale in Herren-Parfum
Amouage – FIGMENT – Der FILMhttps://www.youtube.com/watch?v=dRbEw5XWAS0

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