Blue In Green 2021

Floyd
01.06.2021 - 15:49 Uhr
58
Top Rezension
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft

Sommer kommt brandend in die Gräser

Sommer kommt brandend.
Siehst Du die britischen Gentlemen im luftig leichten Julileinen wehend weiß durch den Hyde Park flanieren und hell wie die Sonne scheinen? Sie tragen Nebel aus Hesperiden, scharfem Salbei und herben Limetten, aus bittren Orangen und den Poren der Schalen der kühlen Bergamotten. Manchmal reiben sie Rosmarin wie Konfetti über den Köpfen. Träumst Du Dich in ihre Tautropfen?
Im Gras, Gesicht zum Himmel.
Du siehst Dich in hohen Halmen liegen, noch feucht vom letzten Frühlingsregen, mäandert der frische Tau an den Stängeln hinab zu den nassen Wurzeln. Du spürst klamme Erde in Deine Kleider ziehn, riechst Klebstoffreste und Terpentin, siehst schillernde Pfützen aus Benzin und den Rauch über der Wiese schwelen. Du hast Deinen Blaumann noch nicht ausgezogen, hast in Gedanken eine Werkstatt erwogen, an einer Tankstelle auf Haiti. Irgendwo glimmt eine winzige Glut, dort wo eine Faser aus Leder blüht und Schleier aus Karamellpollen versprüht, so fein, dass man sie nicht sieht.
***
Annette Neuffer aus Freising bei München verwendet für ihre vorwiegend komplexen Kreationen ausschließlich natürliche Rohstoffe.
"Blue in Green" wandert aus einem herb-frischen Geflecht aus Hesperiden und Kräutern in rauchig-erdiges, scharfes haitianisches Vetiver, welches im Zentrum des Duftes steht und dessen feine Terpentin- und Benzinnoten sich herrlich mit den Klebstoffassoziationen des Mysore-Sandelholzes verbinden. Die balsamischere Basis des Sandels, ein Hauch Tonka und süße Ambrettesamen federn diesen Eindruck gekonnt ab. Der für mich leicht ledrig-animalische Osmanthus sowie die 'Glut' des Guajakholzes sorgen für weitere kleine Kanten. Der Sommer brandet moderat und gute sieben Stunden lang in die haitianischen Gräser.

(Mit Dank an Inhaleexhale)
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