Tonnerre
1805
2015

DonCologne
15.08.2023 - 06:16 Uhr
11
Hilfreiche Rezension
8
Preis
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft

Dieses Überfallkommando gefällt mir...

Vor ein paar Monaten bekam ich das Discovery-Set von Beaufort von meiner Freundin geschenkt. Die dunkle minimalistische Aufmachung, das originelle Artwork der Homepage, der spannende Akzent der Düfte rund um das Themengebiet Rauch...alles ganz nach meinem Geschmack! Schon beim Öffnen der Box traten Gerüche hervor, die fordernde, kantige Düfte vorausahnen ließen.

Ich wurde nicht enttäuscht. Spätestens beim Testen von Tonnerre und Vi et Armis wurde das Wohnzimmer mit einem beißenden Rauchgeruch gefüllt, der sicherlich so manchen Reißaus nehmen lässt. Mein erster Gedanke war der, dass es sich hier um wirklich wertige und originelle Kunstwerke handelt, deren Tragbarkeit jedoch bezweifelt werden kann. Ich teste gerne ausgiebig, bevor ich ein Werturteil abgebe, da die Erfahrung zeigt, dass so manch anfänglich verstörender Duft später einen festen Platz in meinem Nasenherz finden konnte. Zudem ich einen leichten Faible für Düfte habe, die sehr harsch eröffnen und mit zunehmender Tragedauer ihr schönes Antlitz offenbaren.

Zum Duft: Die Eröffnung ist durchaus brutal. Olfaktorischer Alarm! Beißender Rauchgeruch von Kohle oder Holz, welches noch glimmt und einem beinahe die Nasenhaare versengt. Dazu eine Art alkoholischer Geruch, der mich am ehesten an Glasreiniger oder spezielle Fenster-Putzmittel erinnert. Mit der Zeit verzieht sich der stechende Rauch ein wenig, aber trotzdem riecht alles verbrannt. Besagter "Glasreiniger"-Geruch wandelt sich in einen tatsächlich sehr frischen Gischt-Geruch, der sich zunehmend Bahn bricht und das ganze Setting herrlich erfrischt. Auch leichte Schwarzpulver-Noten finden sich wieder. Man kann feststellen, dass hier wertige Hölzer verbrannt wurden, deren nicht-verbrannte Bestandteile das Rauch-Gischt-Gemisch anfangen mit ihren leicht harzigen Holzaromen zu bereichern. Zum Ende verbleibt eine für mich herrlich riechende Melange aus edlem dezent harzigem Holz + viel Rauch und einer erfrischenden Gischt, die mit zunehmender Tragedauer durchkommt, sobald sich der Rauch ein wenig verzogen hat.
Fazit: Ich habe mal wieder festgestellt, dass ich mich auf Bewertungen hier nur sehr bedingt verlassen kann. Von allen bisherigen Beaufort-Düften, haben mich diejenigen mit der derzeit schlechtesten Bewertung (Tonnerre, Rake & Ruine) am meisten in ihren Bann gezogen. Tonnerre ist für mich ein doch recht männlicher Duft, der mich mit seiner Originalität komplett zu überzeugen weiß. Am schönsten gefällt mir das permanente Oszillieren zwischen hölzernem Rauchgeruch (und mal mal kein Weihrauch!) und erfrischender Gischt, die einen an Ferne, Wildheit und Abenteuer denken lässt. Als Assoziation kommt für mich am ehesten der Brand eines Schiffes (erbaut aus edlen Hölzern) infrage. Mit abflauendem Feuer treten Kohle-, Asche- und Holzgerüche zutage und die peitschende Gischt erobert sich ihr Gebiet zurück. Ein Manko von Tonnerre könnte sein, dass man zumindest die erste halbe Stunde riecht, als hätte man ein Weilchen am Grill gestanden und er wirklich stark pumpt. Dafür wird man aber später mit einem wirklich angenehmen rauchig, frischen und einzigartigen Duft mit moderater Sillage belohnt. Man muss eben etwas Geduld haben.

Tragezeit befindet sich eher im Herbst und Winter. Anwendungsgebiete liegen eher im Abendbereich (sicherlich gut für die Düsternis verehrende Konzerte, ich denke da z.B. an Mgła oder die Black Angels).
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