Via dei Condotti, Roma 2010

Serenissima
24.01.2019 - 17:27 Uhr
16
Top Rezension
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft

ein römischer Sommertag

Das "Forum Romanum" liegt tiefer als die Straße; so wandert man oberhalb einer langen Mauer und neben den blütenschweren Köpfen verschiedenfarbener Oleanderbüsche, die an dieser Mauer einst gepflanzt wurden, Richtung Eingang.
Es empfielt sich, vor dem Betreten an dem kleinen Lieferwagen vor dem Tor mindestens noch eine Flasche Wasser zu kaufen: zu meiner "römischen" Zeit gab es auf dem Forum weder Kioske, noch irgendeine Art der Bewirtschaftung.
Der Tag wird wieder sehr warm werden: es ist "Summer in the City"!

Vorbei an Säulen, Gebäuderuinen, viel Grün und ebensoviel Kraut und Unkraut, führt mich der Weg einmal mehr auf den Palatin.
Über der Stadt liegend, fern dem Verkehr, und wunderbar schattig und wohlduftend durch große alte Bäume, deren Arten sicher vielen Botanischen Gärten alle Ehre machen würden.
Und nicht nur Baumschatten findet man hier: nein, auch viele zm Verweilen einladende Bänke und Düfte; duftende Natur, die kaum zu beschreiben ist.

Viele dieser Düfte scheinen in "Via dei Condotti, Roma" eingefangen zu sein.
Erfrischend krautige und doch ein wenig süßliche Würze, die so typisch für die zahlreichen Minzearten ist, erfreut sofort.
Der leicht bittere Touch dagegen scheint wirklich auf Artemisia zurückzuführen zu sein; es ist so viel Grün in dieser sommerlichen Duftkomposition, dass die einzelnen Nuancen sehr gut ineinanderfließen und deshalb auch nur als harmonisches Ganzes wahrzunehmen sind.
Amber wärmt gleich zu Beginn; eine sinnliche (römische?) Eleganz mischt sich ein.
Lavendel und Bergamotte räkeln sich geradezu in der Wärme; deren Duft spielt im Konzert passend und nicht vorlaut mit: "Via dei Condotti, Roma" ist eine reizvolle Entdeckung.
In der Basis wird auf subtile Sinnlichkeit gesetzt. So sind auch deren drei Duftnoten gewählt; mehr wäre meiner Meinung nach zu viel: aber so ist der Duft ausgewogen und vor allem tragbar.
Ein wenig mehr Vanille oder Sandelholz oder sogar Moschus - das wäre zu viel!
Es handelt sich hier um etwas sommerlich Apartes; nicht um die Schwüle einer römischen Nacht.

So lassen sich mit diesem Duft doch einige schöne Stunden im grünen Zauberwald des Palatins verbringen.
Ab und zu schlendern andere Besucher vorbei; schauen die - damals nur durch Ketten gesicherten - alten Treppenabgänge hinunter: wohin führen sie wohl im "Bauch" eines der sieben Hügel Roms?
Ich will es nicht wissen, bin zu träge und außerdem sind mir die Stufen zu steil, zu verfallen - was habe ich dort unten zu suchen, wenn draußen der Sommer lebt?!

Dieser komplexe Duft begleitet mich später durch die Stadt zu einem Bummel durch die "Via dei Condotti".
Sie soll inzwischen durch verschiedene "Mode-Ketten" sehr an Exclusivität verloren haben; ich kenne sie noch in ihrer Glanzzeit.
Es gab wohl kaum einen italienischen Designer, der hier nicht durch einen Shop vertreten war und im Juli, wenn "Vendita Saisonale" (wenn ich mich recht erinnere) überall an den Schaufenstern prangt, ist die Verlockung, mehr als "ein Auge zu riskieren", schon groß. Allein die Tüten waren immer eine Sünde wert!
Jetzt am Nachmittag sind die Touristenmassen unterwegs, es wird fotografiert, vor dem bekannten "Caffè Greco" ein wenig herumgelungert: Vielleicht kommt doch ein B- oder C-Promi vorbei - wer weiß?
Aber mich führt der Weg, immer noch von dieser sommerlichen Duftwolke begleitet, in Richtung Spanische Treppe.
Sie liegt wirklich so hingegossen, wie auf Gemälden und Fotos, auf der anderen Seite der kleinen Piazza, an der ich auch eine kleine, sehr gut bestückte Boutique kannte.
Das Hochsteigen ist nach ein paar Stunden in der Stadt im Hochsommer genauso mühsam, wie bei jeder anderen Treppe. Nur entschädigt der Blick auf diese Stadt bei jeder gern eingelegten "Rast".
Oben angekommen, spiele ich mit dem Gedanken, diesen "Laufsteg der Eitelkeit und der Mode" - ich denke hier an "Le Donne sotte le Stelle" - noch einmal hinunterzuschreiten.
Denn es ist ein "Hinunterschreiten", am besten natürlich begleitet von dem Schwingen eines weiten luftigen Sommerrocks; die pure Sinnlichkeit einer Frau auf einer Treppe kommt wohl nur hier so ganz zur Geltung.
Übrigens kann man sie auch gut, die Sandaletten in der Hand, übermütig und verliebt hinunterhüpfen - "la Scala di Spagna" ist es gewöhnt - es stört sie nicht!

Aber heute, nach sonnen- und duftdurchfluteten Stunden, treibt es mich doch über die Via Sinistra Richtung Hotel.
Es lockt die Badewanne und anschließend geht es, in eine schöne Wolke "Via dei Codotti" gehüllt, zu einem Spätnachmittagscocktail in die Via Veneto!
Denn auch das gehört natürlich zum römischen Sommertag!

Hier bedanke ich mich bei Heikeso für die Abfüllung von "Via dei Condotti".
Ich hätte gar nicht gedacht, dass sich daraus ein Tag der römischen Erinnerung ergeben würde.
Danke, für diese Reise in die Vergangenheit, meine Liebe!
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